Berlin. Zur Grünen Woche starten die Verbraucherzentralen ein neues Online-Portal. Es soll Fragen zu Nahrungsergänzungsmitteln beantworten.

Zum Start der Grünen Woche haben die Verbraucherzentralen ihr neues Internetportal „Klartext Nahrungsergänzung“ vorgestellt. Es ist ab sofort freigeschaltet und soll Verbraucher über Risiken der Mittel aufklären. Zudem soll es ihnen die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen und Beschwerden einzureichen. Obwohl Vitaminmangel in Deutschland eine Seltenheit ist, wächst der Markt für die Pillen rasant.

„Der Gesamtumsatz von Nahrungsergänzungsmitteln lag allein im Jahr 2015 bei 1,1 Milliarden Euro – ohne Internet- und Versandhandel“, sagte Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) am Mittwoch in Berlin. Doch statt die Gesundheit zu unterstützen, wie etwa die Hälfte der deutschen Verbraucher laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen hofft, könnten die Produkte sogar schaden.

Überdosierung als Folge

Oftmals würden mehrere Nahrungsergänzungsmittel gleichzeitig eingenommen oder mit anderen Nährstoffen und Medikamenten kombiniert. Überdosierungen und Wechselwirkungen seien die Folge, so Müller. Zu viel der Vitamine A oder D kann beispielsweise im Extremfall zu Hypervitaminose führen – Vergiftungserscheinungen, die etwa mit Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen einhergehen können. „Bei einer zu großen Aufnahmemenge von Vitamin C erhöht sich das Risiko für Nierensteine“, erklärte Prof.

Helmut Heseker vom Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit der Universität Paderborn. „Gleichzeitig gibt es in Deutschland weniger als zehn Fälle von Skorbut – also krankhaftem Vitamin-C-Mangel – jährlich.“ Wirklich sinnvoll seien nur wenige Präparate. An dieser Stelle will das neue Portal ansetzen. Ernährungsexperten sollen Fragen von Verbrauchern direkt beantworten.

Sinnvolle Tagesmengen

Unter dem Punkt „Risiken“ können sich Nutzer über sinnvolle Tagesmengen und mögliche Probleme bei der Kombination mit Arzneimitteln informieren. Von welchen Mitteln Verbraucher grundsätzlich die Finger lassen sollten, wird unter der Kategorie „Schadstoffe“ zusammengefasst, Links zu internationalen Schnellwarnsystemen führen Nutzer zu einem Überblick über gefährliche Produkte und deren Ursprung. Anspruch auf Vollständigkeit erheben die Verbraucherschützer nicht.

Vielmehr sei die Regierung in der Pflicht, eine Datenbank mit offiziell angemeldeten Nahrungsergänzungsmitteln sowie eine Meldestelle für Nebenwirkungen einzurichten, forderte Müller. Zu oft stünden die Verbraucher hilflos vor mit Werbung überladenen Produkten, die sich kaum von Medikamenten unterscheiden ließen. Auch hier müsse der Gesetzgeber nachbessern. Dass die EU in puncto Nahrungsergänzungsmittel bislang kaum Vorgaben gemacht hätte, sei kein Anlass, nicht national tätig zu werden „und auch mal Vorreiter zu sein“, findet Müller.

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