Paris. Rafael Nadal steht zum zwölften Mal im Endspiel der French Open. Er besiegte Roger Federer in drei Sätzen. Auf seinen Gegner muss er warten.

Roger Federer hatte an diesem Freitag bekommen, was er bei der Rückkehr auf die Roten Plätze von Paris unbedingt gewollt hatte: Ein Wiedersehen mit seinem Spezi Rafael Nadal, ein Rendezvous mit dem besten Sandplatzspieler aller Zeiten, dem „King of Clay“. Aber was er noch mehr wollte, vielleicht mehr als alles andere im Spätherbst seiner Karriere, das bekam er nicht: Einen Sieg gegen Nadal, gegen den Mann, der am liebsten bei den French Open Angst und Schrecken unter seinen Gegnern verbreitet, auch bei Federer.

Nadal erreicht zum zwölften Mal das Roland-Garros-Endspiel

Als im Sandsturm von Paris abgerechnet war an diesem 7. Juni 2019, in einer eher witterungsbedingt denkwürdigen Partie, war jedenfalls alles so wie immer zwischen den beiden Titanen des Centre Courts bei den French Open – Nadal ging als Sieger beim Extremsport vom Platz, Federer als Verlierer. Knapp drei Stunden dauerte der Grand Slam-Evergreen, das 39. Duell von „Fedal“, dann stand der unverwüstliche mallorquinische Kämpfertyp nach einem 6:3, 6:4, 6:2-Sieg zum zwölften Mal im Roland-Garros-Endspiel. Und konnte auch zum zwölften Mal die Rutschübungen der weltbesten Profis gewinnen, das Dutzend an Major-Triumphen vollenden.

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Nur noch der Sieger des anderen Halbfinales zwischen dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic und Österreichs Ass Dominic Thiem konnte Nadal noch aufhalten bei seinem nächsten Titelanlauf. „Es ist ein großer Moment für mich, schon jetzt“, sagte Nadal, „es ist nicht selbstverständlich, dass ich wieder im Finale stehe.“ Schon gar nicht, so fügte er hinzu, „wenn du auf dem Weg dahin jemanden wie Roger schlagen musst, den Besten der Geschichte.“ Es war der sechste Sieg im sechsten Vergleich zwischen Nadal und Federer unterm Eiffelturm, fraglich, ob der 37-jährige Federer jetzt noch ein Mal die Gelegenheit zu einer Revanche wenigstens für diese letzte Halbfinal-Niederlage bekommt.

Nadal war schwach in die Sandplatzsaison gestartet

Nadal war schwach in diese Sandplatzsaison gestartet, jedenfalls für seine Verhältnisse. Aber nach mittelmäßigen Auftaktwochen und einer Titeldürre bis hin zum Masters-Wettbewerb in Rom ist der 33-jährige Spanier in seinem Pariser Wohlfühlrevier wieder auf der Höhe seiner zermürbenden Kunst, auch Federer konnte den bulligen Fighter einmal mehr nicht aufhalten. Auch die Verhältnisse, das himmlische Schicksal war gegen ihn: Nadal gilt als Mann, der sich im Wind wohlfühlt, der den Wind für sich auszunutzen vermag. Federer dagegen liebt geordnete Verhältnisse – aber von denen konnte keine Spur sein an diesem Freitag voller Kapriolen. Heftige Böen fegten über den Centre Court, verwirbelten sich wieder und wieder, es war oft mehr ein Kampf gegen die Elemente als gegen den Rivalen drüben auf der anderen Seite des Netzes. Viele Beobachter erinnerte die Partie an das windumtoste US Open-Halbfinale 2004, zwischen Federer und Andre Agassi.

Damals siegte Federer, doch in Paris war Nadal der Dompteur des Windes. Der Mann, der besser mit den Widrigkeiten zurecht kam. Und der einfach in den kritischen Situationen entschlossener zupackte, die Big Points machte. Im ersten Satz konterte er einen eigenen Aufschlagverlust zum 2:3 mit einem Rebreak zur 4:2-Führung, im zweiten Satz kam er beim 4:4-Gleichstand unverdrossen von 0:40 bei Federer-Aufschlag zurück, holte sich das Break und die vorentscheidende 5:4-Führung. Kaum hatte er den zweiten Durchgang wieder mit 6:4 gewonnen, setzte er den nächsten Nadelstich, das Break zum 2:1 in Satz 3. Es war der Anfang vom Ende für Federer. Der alte Freund, der alte Weggefährte, aber auch der alte Spielverderber im Sand, Nadal, er geriet nicht mehr in Bedrängnis. Nach zwei Stunden und 25 Minuten war alles vorbei. Für Federer. Aber nicht für Nadal. Der hat nun die Chance auf das nächste, das zwölfte Meisterstück. "Dies hier, dies ist das wichtigste Turnier für mich", sagte Nadal.

Favoritin im Frauen-Finale: Ashleigh Barty.
Favoritin im Frauen-Finale: Ashleigh Barty. © dpa

Der Spanier muss aber bis Samstag auf seinen Gegner im Endspiel warten. Das zweite Halbfinale zwischen dem Weltranglistenersten Novak Djokovic aus Serbien und Vorjahresfinalist Dominic Thiem (Österreich) war am Freitag beim Stand von 6:2, 3:6, 3:1 für Thiem wegen Regens und Wind zunächst unterbrochen worden. Kurz vor 18.30 Uhr entschied die Turnierdirektion dann, das Match am Samstag zu Ende spielen zu lassen.

Bei den Frauen trifft Barty im Finale auf Vondrousova

Bei den Frauen wird das Pariser Endspiel derweil zum Debütantinnen-Ball zwischen der Australierin Ashleigh Barty (23) und der Tschechin Marketa Vondrousova (19). Barty, die Nummer 8 der Weltrangliste, hatte in einer der kuriosesten Begegnungen der letzten Grand Slam-Jahre zuvor die Amerikanerin Amanda Anisimova mit 6:7 (4:7), 6:3 und 6:3 bezwungen. Barty führte 5:0, verlor die nächsten zehn Spiele bis zu einem 6:7 und 0:3-Zwischenstand – nur um dann von den nächsten 15 Spielen wieder zwölf zu gewinnen.

Teenagerin Vondrousova setzte sich knapp mit 7:5 und 7:6 (7:2) gegen die Britin Johanna Konta durch. Die Spielerinnengewerkschaft WTA protestierte offiziell beim ausrichtenden französischen Tennisverband, dass beide Partien nicht auf dem Centre Court stattfanden. Wegen der Regenkapriolen der letzten Tage hatten die Spiele bereits um 11 Uhr auf dem zweit- und dem drittgrößten Plätzen der Turnieranlage Roland Garros begonnen.