Luz Ardiden. Der Titelverteidiger lässt sich nicht von seinem Weg abbringen. Am Morgen bekam ein anderer Rennstall Polizeibesuch.

Der letzte Kilometer dieser 18. Etappe war elektrisierend. Das dominante Trio dieser Tour, Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard und Richard Carapaz, war wieder mal in ein Bergsprintfinale gegeneinander verstrickt. Beim Anstieg auf den Pyrenäengipfel Luz Ardiden hatten sie aber einen Begleiter. Der Spanier Enric Mas eröffnete die Feindseligkeiten sogar mit einer eigenen Attacke. Erfolgshungrig wie der Gesamtführende Pogacar aber ist, setzte er hinterher, stellte ihn und fuhr wieder einmal als stärkster Fahrer zum Sieg.

Pogacar war auch der stärkste Kletterer dieser Tour

Der 22-jährige Titelverteidiger gewann vor dem Dänen Jonas Vingegaard und dem Ecuadorianer Carapaz. So sieht es auch in der Gesamtwertung aus. Und auch die finale Podiumsbesetzung in Paris ist damit aller Wahrscheinlichkeit nach gefunden. Im Zeitfahren, das Samstag folgt, ist Pogacar stärker als die Konkurrenz. Ihm reichten die Bergpunkte vom Finale sogar aus, um das gepunktete Trikot des besten Kletterers zu übernehmen. Zu Recht, er war der stärkste Kletterer dieser Tour.

„Jetzt geht in Erfüllung, was ich mir immer erträumt habe“, sagte der Slowene im Ziel. Er war locker wie immer. Minuten nach der Maximalbelastung waren ihm erneut keine Erschöpfungsspuren anzumerken. Der Junge ist ein Phänomen.

Razzia im Morgengrauen

Die französische Antidopingpolizei OCLAESP machte aber nicht im Hotel seines Rennstalls UAE ihre Aufwartung. Sie suchte mit einer Razzia im Morgengrauen vielmehr das Hotel von Bahrain Victorious heim. Das war der eigentliche Paukenschlag dieser 18. Etappe. Bei dieser Tour, die mit der Attackenmentalität ihrer Protagonisten an heroische Zeiten erinnerte, waren diese alten Zeiten auch mit einer neuen Dopingrazzia präsent.

Bahrain-Fahrer besonders stark

„Das Team musste Trainingspläne herausgeben. Unsere ganze Vorbereitung auf die Etappe war gestört“, klagte ein Teamsprecher am Start in Pau. „Es ist ein schlimmer Tag“, gestand auch Bahrain-Profi Sonny Colbrelli ein. Der italienische Meister wies vor den Fernsehkameras aber jeglichen Verdacht zurück. Er drehte den Spieß sogar um. „Im Radsport wie im Leben gibt es viel Neid. Wir zahlen den Preis für viele Opfer, die wir bringen, für Höhentrainingslager, in die die Mannschaft viel Geld steckt, für unsere Zeit fern von den Familien. Jetzt kommen auch die Resultate. Und wenn man in diesem Sport stark ist, heißt es gleich, man nimmt etwas.“

Der Zusammenhang, den er herstellt, ist nicht von der Hand zu weisen. Es war zwar nicht Neid, der die Antidopingeinheit OCLAESP zu den Ermittlungen motivierte. In einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Marseille hieß es aber, dass die Ermittlungen bereits am 3. Juli begonnen hätten. Tags zuvor gewann der Slowene Matej Mohoric die Mammut-Etappe über fast 250 km nach Le Creusot. Am nächsten Tag ließ Teamkollege Dylan Teuns einen Etappensieg in den Alpen folgen. Und noch einen Tag später wurde der Sprinter Colbrelli auf einer Alpenetappe Tagesdritter. Da kann man staunen, neidisch werden oder eben auch ermitteln.