Dortmund. Selten gab es vor der Nominierung der Handball-Nationalmannschaft so viele Fragezeichen wie im Vorfeld der Olympia-Quali. Klar ist nur: Das Aufgebot wird anders aussehen als bei der verpatzten WM.

Wer kehrt zurück, wer muss weichen? Gibt es eine neue Torwart-Hierarchie? Und was wird mit Kapitän Uwe Gensheimer?

Seit Wochen bastelt Alfred Gislason akribisch an seinem Personal-Puzzle für die Olympia-Qualifikation der deutschen Handballer - am Montag wird der Bundestrainer bei der Präsentation seines Aufgebotes die Antworten auf alle spannenden Fragen liefern.

Das Vierer-Turnier mit dem WM-Zweiten Schweden, Slowenien und Algerien vom 12. bis 14. März in Berlin, bei dem zwei Tokio-Tickets vergeben werden, hat für den Deutschen Handballbund nach der historischen WM-Pleite höchste Priorität. Ein Scheitern würde den Verband zwar nicht in seinen Grundfesten erschüttern, nach dem zwölften Platz bei der Weltmeisterschaft in Ägypten aber einen enormen Imageschaden bedeuten.

Zumal die Führungsriege um Präsident Andreas Michelmann und Vizepräsident Bob Hanning selbst nach dem frühzeitigen WM-Aus am schon vor Jahren ausgegebenen Gold-Ziel für die Sommerspiele festhielt. "Wir müssen erst einmal nach Tokio kommen, ehe wir von einer Medaille träumen können. Die Qualifikation wird keine leichte Aufgabe", betonte Gislason schon direkt nach dem Weltturnier.

Deshalb hat der 61 Jahre alte Isländer intensive Gespräche mit den Kieler Champions-League-Siegern Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold geführt, die aus familiären Gründen freiwillig auf die WM verzichtet hatten und dafür von Torwart Andreas Wolff heftig kritisiert worden waren. "Sie gehören natürlich weiter zum Kader. Ich gehe davon aus, dass sie zur Verfügung stehen", betonte Gislason.

Gleiches gilt auch für die Rückraumspieler Fabian Wiede und Sebastian Heymann, die wegen der zu hohen Belastung nach langer Verletzungspause für die WM abgesagt hatten. Eher unwahrscheinlich ist dagegen eine Rückkehr von Abwehrspezialist Finn Lemke und Kreisläufer Jannik Kohlbacher, nachdem Johannes Golla vom Vizemeister SG Flensburg-Handewitt am Nil sowohl offensiv als auch defensiv überzeugt hatte. Damit entspricht er den Anforderungen von Gislason: "Wir brauchen komplette Spieler, die Abwehr und Angriff spielen können."

Spannend sind zwei weitere Personalien. Bleibt Wolff trotz seiner durchwachsenen WM-Vorstellung die 1a-Lösung im Tor, oder hat sich Routinier Johannes Bitter in die Pole-Position gebracht? Und dann ist da auch noch Linksaußen Gensheimer, der in Ägypten sowohl auf als auch neben dem Parkett eine eher unglückliche Figur machte. Nicht wenige Experten - darunter Ex-Weltmeister Markus Baur - mutmaßten danach, dass die Kapitänsbinde den 34-Jährigen hemme. Auch da muss Gislason für Klarheit sorgen.

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