Dortmund. Der BVB gewinnt gegen Paris Saint-Germain mit 2:1. Stürmer Erling Haaland lässt sein Team vom Champions-League-Viertelfinale träumen.

Gelegentlich schaute Thomas Tuchel rüber zur Südtribüne, von deren Stimmung er am Tag zuvor noch so geschwärmt hatte. Der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund war am Dienstag nach mehr als zweieinhalb Jahren zurückgekehrt – und schaffte es mit Paris Saint-Germain nicht, die Gesänge der BVB-Fans zu dämpfen. Im Gegenteil.

Denn im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals erlebte der Tabellendritte der Bundesliga einen großen, denkwürdigen Abend, siegte vor 66.900 Zuschauern mit 2:1 (0:0). Beide schwarz-gelben Tore erzielte Erling Haaland (69., 78.). „Ich habe nicht allzu viel nachgedacht, ich habe den Moment genossen“, sagte Haaland. Für PSG traf Neymar (76.). Im Rückspiel am 11. März in Paris haben die Dortmunder dadurch die große Chance, ins Viertelfinale einzuziehen. „Wir haben heute ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht“, sagte Dortmunds Mittelfeldspieler Emre Can.

Die Augen richteten sich zu Beginn vor allem auf den Pariser Superstar Neymar, der nach seiner Rippenverletzung wieder Fußball spielen durfte und zeigte, wie nah Genie und Wahnsinn bei ihm beieinanderliegen. Mal zauberte er sich durch die Dortmunder Defensive, dann wieder kugelte er sich nach einem harmlosen Foul theatralisch über den Rasen.

BVB hält die Paris-Stars vom eigenen Tor fern

Dafür sorgte der Brasilianer für den ersten Glanzpunkt, sein Freistoß segelte nur knapp am rechten Pfosten vorbei (11.). Danach aber schafften es die Schwarz-Gelben, Neymar und die ebenso begabten Stars Kylian Mbappé und Angel Di Maria weitestgehend vom eigenen Tor fernzuhalten. Die Elf von Trainer Lucien Favre igelte sich dafür in der eigenen Hälfte ein, um spätestens am Sechzehnmeterraum zu attackieren.

Emre Can und Axel Witsel erkämpften sich dadurch im Mittelfeldzentrum zahlreiche Bälle. Dan-Axel Zagadou, Mats Hummels und Lukasz Piszczek ließen in der Dreierkette die PSG-Künstler regelmäßig an sich abprallen. Aushilfskapitän Piszczek durfte wieder anstelle des zuletzt strauchelnden Manuel Akanji beginnen und ist dadurch nun der erste Profi, der 50. Champions-League-Spiele für den BVB absolviert hat. Auch er trug seinen Teil dazu bei, dass die Dortmunder nach und nach immer mehr Torgefahr entwickelten, wenn sie konterten.

Borussia Dortmund erspielt sich Chancen

Sancho schloss nach seinem langen Lauf etwas zu überhastet ab (14.). Can verpasste es, rechtzeitig zu schießen (21.). Hummels köpfte nach einem Freistoß von Raphael Guerreiro nur knapp drüber (23.). Wieder Sancho schlenzte den Ball in die rechte Ecke, doch PSG-Torhüter Keylor Navas bekam noch seine Hände dazwischen. Erling Haaland traf nur das linke Außennetz (35.). Kurz danach hätte er den Ball im Fünfmeterraum eigentlich mit dem Kopf ins Tor drücken müssen.

Der BVB überzeugte, während der französische Meister, vollgepumpt mit katarischen Millionen, immer mehr die Lust verlor. Neymar erschreckte nun eher durch unnötige Ballverluste. Can hatte ihn schon in der 19. Minute mit einem Pferdekuss begrüßt, wofür das Dortmunder Publikum applaudierte. Genauso wie zur Halbzeit. Denn Favres Elf war die bessere Mannschaft.

Ex-Schalker Kehrer und Draxler auf der Bank

Tuchel wechselte in der Halbzeit trotzdem nicht, auch die ehemaligen Schalker Thilo Kehrer und Julian Draxler mussten weiter von der Bank aus zusehen. Und sie sahen, dass sich an den Verhältnissen zunächst nicht viel änderte. Die Dortmunder waren besser, gefährlicher. Immer wieder lag es nur an Kleinigkeiten, dass der Revierklub bei seinen Offensivbemühungen scheiterte.

Als dann die Kräfte nachließen, Torhüter Roman Bürki etwa beim Schuss von Mbappé (67.) plötzlich Schlimmeres verhindern musste, tauchte Haaland frei im Fünfmeterraum auf und erzielte seinen neunten Treffer in der Königsklasse (acht davon für Salzburg). Achraf Hakimi hatte zuvor auf Guerreiro geflankt, dessen Schuss landete über Umwege bei Haaland (69.). Das Stadion brüllte nun, schrie. Doch Zagadou patzte auf der Gegenseite – und Neymar durfte doch noch ein Erfolgserlebnis bejubeln (76.). Aber nur zwei Minuten später donnerte Haaland den Ball in den linken Winkel. Wahnsinn.

Im Rückspiel in Paris wird die Südtribüne den BVB nicht unterstützen können. Doch der Klub weiß jetzt, dass er mit PSG besiegen kann.