Antholz. Denise Herrmann erlöst das deutsche Biathlon-Team mit der ersten WM-Medaille. Pfiffe gegen den überführten Doper Alexander Loginow.

Florian Steirer atmete tief durch. Obwohl Denise Herrmann ihren letzten Schuss soeben haarscharf daneben gesetzt und damit die Chance auf Gold in der 10-km-Verfolgung vergeben hatte, schien dem Disziplintrainer ein ganzer Felsbrocken vom Herzen gefallen zu sein. Der Vorsprung der schnellen Sächsin auf die Konkurrenz war nach der finalen Schießprüfung so komfortabel, dass dem deutschen Team das erste Edelmetall bei der WM in Antholz nicht mehr zu nehmen war.

Hinter der enteilten Lokalmatadorin Dorothea Wierer lieferte sich Herrmann auf der Schlussrunde ein Duell mit Sprint-Weltmeisterin Marte Olsbu Roeiseland (Norwegen) um den zweiten Platz. Mit einem packenden Antritt gelang der Deutschen schließlich die entscheidende Attacke: „Das war ein fantastisches Gefühl. Ich habe mich ja auf der Strecke schon die letzten Tage richtig gut gefühlt. Jetzt ist die Genugtuung groß, dass es endlich mit der Medaille geklappt hat“, sagte sie.

Einen kleinen Anteil am Erfolg besitzt ihr Freund Thomas Wick. Der am Tag zuvor überraschend angereiste Oberhofer Skilangläufer brachte Eierlikör-Krapfen zur Stärkung mit – sehr zur Freude von Herrmann: „Volle Speicher sind hier auf der Höhe immer gut. Ich habe ja auch ständig Hunger; selbst wenn ich mal nur eine Stunde locker laufen gehe. Von daher wurde ich bestens verpflegt“, meinte sie strahlend und freute sich auf die gemeinsame Feier nach der abendlichen Medaillenzeremonie.

Starkes Teamergebnis macht Mut beim Biathlon

Auch die anderen deutschen Starterinnen konnten zufrieden sein. Vanessa Hinz leistete sich nur eine Strafrunde und verbesserte sich von Rang 14 auf fünf. Die als Achte gestartete Franziska Preuß belegte Platz sieben (2 Strafrunden). Und als eine von zwei fehlerfrei gebliebenen Teilnehmerinnen landete Karolin Horchler auf dem 15. Rang. Ein starkes Mannschaftsergebnis, das neben großer Erleichterung auch Hoffnung für die Staffel am kommenden Samstag gibt.

An diesem Montag darf aber erst einmal durchgeatmet werden. Der erste WM-Ruhetag steht an. Trotzdem werden die deutschen Frauen die Beine nicht hochlegen. „Wer rastet, der rostet“, lautet Herrmanns Motto. Vermutlich zieht sie es erneut hinaus auf die Kunstschnee-Loipen in Toblach zum klassischen Skilaufen. „Dabei kann man den Kopf frei kriegen und die Natur genießen.“ Mit der ersehnten Medaille im Gepäck umso mehr.

Die deutschen Männer warten hingegen immer noch auf Edelmetall in Südtirol – nach Platz sieben im Sprint sorgte Arnd Peiffer auch in der Verfolgung als Fünfter für das beste deutsche Resultat. Den Sieg in der 12,5-Kilometer-Verfolgung sicherte sich Emilien Jacquelin, der den Zielsprint überraschend gegen Norwegens Superstar Johannes Thingnes Bö gewann. Der Franzose war einer von nur zwei Startern ohne Patzer am Schießstand.

Am Samstag hatte das Doping-Thema den sportlichen Ausgang in den Schatten gestellt. Als der Russe Alexander Loginow, der 2014 des Epo-Dopings überführt worden war, nach einer nahezu perfekten Darbietung im 10-Kilometer-Sprint zu seinem ersten WM-Titel stürmte, rutschte die Stimmung in Antholz in den Keller. Es gab sogar Pfiffe im Publikum. Schwedens Olympiasieger Sebastian Samuelsson sprach von einer „Schande“. „Ich finde es traurig, wenn ein ehemaliger Doper Weltmeister wird“, sagte Johannes Thingnes Bö.