Melbourne. Tennis-Star Novak Djokovic bleibt bei den Australian Open unantastbar. Am Sonntag bezwang er im Finale den Österreicher Dominic Thiem.

Wir haben einfach eine fiese Zeit erwischt, wir jungen Spieler. Wir müssen halt immer eine dieser drei Legenden schlagen“, sagte Dominic Thiem, 26, noch vor dem Finale der Australian Open. Gemeint waren die „Big Three“, die großen Drei: Rafael Nadal (33), Roger Federer (38) und Novak Djokovic (32). Thiem wusste, dass es gegen den großen Favoriten Djokovic, der dieses Turnier zuvor schon sieben Mal gewinnen konnte, im Finale schwer werden würde.

Thiems Vermutung sollte sich bewahrheiten. In seinem dritten Grand-Slam-Finale – der Österreicher hatte 2018 und 2019 das Endspiel der French Open jeweils gegen Nadal verloren – hatte er erneut das Nachsehen. Auch wenn es dieses Mal ganz knapp war. Am Ende gewann Djokovic, der an diesem Montag wieder als Nummer 1 der Weltrangliste ausgewiesen wird, in fünf Sätzen mit 6:4, 4:6, 2:6, 6:3 und 6:4.

Novak Djokovic rückt an Rafael Nadal heran

Es war Djokovics 17. Grand-Slam-Erfolg. Er rückt damit immer näher an Nadal (19) und Federer (20) heran. Thiem, der im Halbfinale noch Deutschlands besten Tennisspieler, Alexander Zverev, in einem hochklassigen Match besiegt hatte, führte gegen den Serben schon mit 2:1-Sätzen und hatte den 32-Jährigen stark in Bedrängnis gebracht. Djokovic wankte, aber er fiel nicht.

Djokovic war gegen Thiem im genau richtigen Moment wieder da, um zurückzuschlagen. „Es war definitiv das härtester Finale, das ich bei den Australian Open bisher gespielt habe“, sagte Djokovic hinterher: „Ich habe im vierten Satz meine Stärke wiedergefunden. Davor habe ich mich nicht gut gefühlt. Es ist schade, dass einer von uns verlieren musste. Dominic hat fantastisches Tennis gespielt.“

Es war die Phase nach dem dritten Satz, als im Grunde alles für Thiem sprach. Der Star der sogenannten „Next Generation“ traf die Linien, returnierte sehr gut, deckte die Grundlinie ab und streute immer wieder seine krachende Rückhand gewinnbringend ein. Der Matchplan schien aufzugehen, abgesehen vom ersten Satz, den er zu nervös anging und mit 4:6 verlor. Er müsse „viel riskieren, aber nicht zu viel, das ist ein schmaler Grat“, hatte er vor dem Spiel noch gesagt. Das setzte Thiem gut um, er holte sich den zweiten Satz mit 6:4, und Djokovic machte plötzlich leichte Fehler. Hinzu kamen konditionelle Probleme. Djokovic haderte, fing sich zwei Strafen für Spielverzögerungen ein und geriet deshalb mit dem Schiedsrichter aneinander, den er im Anschluss an die Verwarnungen verhöhnte. Der dritte Satz ging folgerichtig mit 2:6 verloren. Es war die erste echte Krise des Serben in diesem Turnier: „Ich weiß immer noch nicht, was los war, meine Energie war plötzlich weg. Ich kenne das nicht von mir. Der Arzt sagte, ich war dehydriert.“

Djokovic: "Tennis ist ein mentales Spiel"

Dann legte Djokovic den Schalter um, wie wohl nur er dazu in der Lage ist. „Tennis ist ein extrem mentales Spiel. Es gibt so viele Momente, in denen man die Konzentration verlieren kann. Aber es kommt eben darauf an, sie schnell wiederzufinden“, erklärte der Sieger die Wende in diesem Match, das fast vier Stunden dauerte und die Fans in der Rod-Laver-Arena phasenweise aus den Sitzen hob.

Djokovic gelang es, sich aus der Umklammerung zu befreien und nach dem vierten Satz auch den fünften Satz für sich zu entscheiden. Ein Break reichte ihm, um das Spiel nach Hause zu schaukeln – und wenig später den Pokal in den Nachthimmel zu stemmen.

„Die Prinzen klettern bis rauf zu Platz vier. Dann sehen sie da oben auf dem Gipfel die drei Könige. Aber sie schaffen es nicht über die Mauer und wissen einfach nicht, wie sie auf die Spitze des Berges kommen“, hatte Australiens Tennis-Legende John Newcombe vor dem Finale über die jungen Spieler gesagt. Thiem war dicht dran. Einer der Könige hat den Gipfelsturm abwehren können. Mal wieder.