Melbourne. Im Halbfinale der Australian Open unterliegt der Hamburger Alexander Zverev in einem starken Match dem Österreicher Dominic Thiem.

Es stand 1:1 nach Sätzen als Anfang des dritten Abschnitts dieses Halbfinal-Matches zwischen Alexander Zverev und Dominik Thiem bei den Australian Open plötzlich eine Scheinwerfer-Reihe unter dem Dach der Rod-Laver-Arena auf Höhe der T-Linie ausfiel. Der Stuhl-Schiedsrichter unterbrach die Partie, beide Spieler gingen zu ihren Bänken und der Stadion-DJ ließ in voller Stärke „Staying alive“ von den Bee Gees durch die Lautsprecher dröhnen. Das Publikum johlte und tanzte glückselig dazu. Für ein Tennisspiel war das eine eigenartige Stimmung, aber sie spiegelte gut wider, was bis zu diesem Zeitpunkt dort unten auf dem Court passiert war. Die beiden Protagonisten hatten sich bis dahin ein hochklassiges Match geliefert, das alles bot, was man sich vorher gewünscht hatte.

Den ersten Satz kann Zverev klar für sich entscheiden

Zverev, der erstmals in seiner Karriere ein Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier erreicht hatte, fand glänzend in dieses Spiel. Deutschlands bester Tennisspieler kam sehr gut in die langen Rallys und brachte beeindruckende 85 Prozent der Aufschläge des Österreichers zurück. Mit der Coolness, mit der der Hamburger hier schon durch das gesamte Turnier gestürmt war, holte er sich verdientermaßen den ersten Satz. 6:3 hieß es am Ende.

Packendes Duell der nächsten Generation

Auch interessant

Unzählige Highlight-Ballwechsel prägten dieses Duell der beiden sogenannten „Next-Generation“-Stars des Tennissports, das Niveau steigerte sich von Minute zu Minute. Das lag auch am 26-jährigen Thiem, der im zweiten Satz deutlich besser aufschlug und Zverev nun zu Fehlern zwang. Das im Tennis so wichtige siebte Spiel ging per Break an den Wiener, der folgerichtig den zweiten Satz mit 6:4 für sich entschied. Kurz danach folgte die Party-Unterbrechung und auch wenn es zunächst so aussah, als würde Zverev den Faden verlieren, kam der Hamburger trotz eines 1:3-Rückstandes wieder auf die Beine, gewann fünf Spiele hintereinander, hatte sogar zwei Satzbälle - und verlor dennoch diesen dritten Satz im Tiebreak, auch weil Thiem immer aggressiver und aktiver wurde.

Zverev lag also hinten und hätte jetzt über die „Best-of-Five“-Distanz gehen müssen, um doch noch den Sprung ins Finale zu schaffen. Er schaffte es nicht. Und zwar nicht, weil er im vierten Satz viel schlechter war, sondern schlichtweg lediglich mehr Fehler als sein Gegenüber produzierte. Am Ende waren es ein Doppelfehler und ein verschlagener Überkopfball im Tiebreak des vierten Satzes, die dieses denkwürdige Match entschieden. Danach war Zverevs Widerstand endgültig gebrochen und nach 3 Stunden und 42 Minuten hieß es am Ende 6:3, 4:6, 6:7 und 6:7 aus der Sicht des Hamburgers.

Thiem lobt seinen Gegner Alexander Zverev

Thiem, der nun am Sonntag im großen Finale auf den Serben Novak Djokovic trifft, war hinterher voll des Lobes über Zverev: „Er hätte hier genauso gewinnen können. Das war sein Durchbruch. Ich bin mir sicher, dass er nicht mehr lange dauert, bis wir ihn in einem Grand-Slam-Finale sehen werden“, so der Österreicher, der mit seinem Kontrahenten gut befreundet ist. Wie knapp es am Ende wirklich war, bewies auch der Blick auf den direkten Punktvergleich. 138:133 lautete das Ergebnis zu Gunsten des Wieners.

Auch interessant

Zverev selbst, der in Australien wider alle Erwartungen ein fantastisches Turnier nun zwar nicht mit dem nächsten großen Sieg vollends krönen konnte, sich aber sportlich und menschlich deutlich weiterentwickelt hat, war nach dem Ausscheiden naturgemäß niedergeschlagen: „Ich bin schon sehr enttäuscht, ich hatte so viele Chancen“, sagte er weit nach Mitternacht Melbourner Ortszeit auf der Pressekonferenz. Aber er fand dann doch auch schnell wieder in den Analysemodus: „Dominic hat in den entscheidenden Momenten besser gespielt als ich.“ Es war die simple und doch so bittere Wahrheit. „In ein paar Tagen werde ich das Turnier vergessen haben“, sagte der 22-Jährige noch, wohlwissend, dass es vermutlich doch ein bisschen länger dauern wird, diese Niederlage zu verkraften. Sein Gesamtfazit über das Turnier fiel dann wieder positiv aus: „Ich habe hier insgesamt gutes Tennis gespielt. Und ich höre nicht auf. Es ist nicht zu Ende.“ Nur für den Moment.