Baku. Mercedes dominiert weiter die Formel 1. In Baku gewinnt Valtteri Bottas vor Lewis Hamilton. Für Sebastian Vettel bleibt nur Platz drei.

Vier Doppelerfolge hintereinander zum Saisonstart, das gab es noch nie in der Formel 1: Die Silberpfeile sind auf dem besten Weg, die Renngeschichte neu zu schreiben. Valtteri Bottas und Lewis Hamilton haben der Konkurrenz von Ferrari beim Großen Preis von Aserbaidschan keine Chance gelassen. Der Finne hat mit seinem zweiten Sieg, dem ersten in diesem Rennjahr überhaupt von einer Pole-Position, wieder die WM-Tabellenführung übernommen. Im konzerninternen Duell steht es 87:86 gegen Titelverteidiger Lewis Hamilton. Sebastian Vettel ist, wie im Rennen, Dritter (52 Punkte). Er hatte am Ende fast zwölf Sekunden Rückstand: Die Siegerpfeile jagen sich selbst.

Die Formel 1 hat einen neuen Mister Cool

Bottas ist nach dem Traumstart „sehr, sehr stolz.“ Tatsächlich, der Mann kann sogar lächeln. Er hat sich von Hamilton treiben lassen, aber er ist nicht daran zerbrochen. Die Formel 1 hat einen neuen Mister Cool. „Es ist unglaublich, auf welchem Level wir als Team gerade arbeiten.“

Ferrari hadert mit Reifen und Strategie

Das lässt sich von der Scuderia Ferrari nur mit Einschränkungen behaupten. Vettels dritter Platz geht in Ordnung, weil ihn anfänglich die Reifen aus dem Rhythmus brachten, danach war schon alles gelaufen. Kollege Charles Leclercs Wiedergutmachung für das versaute Qualifying sind ein fünfter Platz und die schnellste Rennrunde. Das zeigt, dass in Maranello nicht alles schlecht ist. „Wir müssen sie jagen“, fordert Leclerc. Vettel sagt, dass jedes Rennen wichtig sei, um das Auto besser zu verstehen. „In dieser Saison waren wir bisher nicht auf der Höhe, wir können nicht mehr als Favoriten gelten“, so der ernüchterte Vettel.

Immer dann, wenn Ferrari patzt, sind Valtteri Bottas und Lewis Hamilton zu Stelle. Sebastian Vettel und Charles Leclerc warfen ihre Chancen auf den ersten Sieg in Rot in diesem Jahr in einem chaotischen Qualifikationsstraining weg, der Monegasse sogar im Wortsinn. „Was bin ich bescheuert“, stöhnte Leclerc nach seinem Crash an der engsten Stelle der Piste. Vettel kam nicht über Rang drei hinaus, weshalb es am Start für ihn auch kein Durchkommen nach vorn gab.

Hamilton: „Ich bin zu freundlich gewesen“

Die beiden Mercedes-Fahrer machten dicht, dann griff Hamilton seinen Kollegen Bottas an, entsann sich aber der Team-Anweisung, dass beide Autos freie Fahrt hätten, nur nicht versuchen sollten, zu zweit durch eine enge Kurve zu kommen. „Ich bin zu freundlich gewesen“, ärgerte sich der Brite.

Bottas zog in der ersten Runde davon, als würde er seiner Lieblingsbeschäftigung Hundeschlittenrennen nachkommen, machte zwei Sekunden auf Hamilton gut. Der setzte sich schnell von den Ferrari ab, Vettel konnte nicht folgen. Leclerc, dessen Qualifikationszeit vor dem Unfall noch für die achte Startposition gereicht hat, drängte mit den härteren Medium-Reifen beständig nach vorn. Er war nach zehn Runden Vierter, und näherte sich Vettel, dem von der Box zugerufen wird: „Mach jetzt Druck!“

Neue Lässigkeit bei Mercedes

Aber die Hoffnung auf die Wende erfüllte sich für dieses Mal nicht. Stattdessen jagten sich Hamilton und Bottas gegenseitig, als würde gar kein rotes Auto mitfahren. Zehn Runden vor Ende kam eine neue Komponente in den Reifenpoker, das Rennen war virtuell neutralisiert. Auf abgekühlten Reifen ging es wieder neu los, Hamilton allein hatte zwei Sekunden eingebüßt während dieser Phase – und damit seine Siegchance. Vor allem hatte er Vettel wieder im Nacken. Doch die Lässigkeit, mit der Mercedes zu Werke geht, ist auch diesmal Trumpf. Hamilton machte sich zwei Runden vor Schluss im Rückspiegel von Bottas breit, die beiden waren innerhalb von einer Sekunde. Wieviel Risiko geht Hamilton? Volle Attacke, wie immer. Bottas verteidigte sich mit dem Knopf für den Zusatzschub, der eigentlich zum Überholen gedacht ist.

Die Formel 1 kehrt in zwei Wochen zum Neustart in Europa zurück: mit der Hackordnung des Vorjahres.