Mannheim. Adler Mannheim hat den EHC Red Bull München in einem spannenden Endspiel entthront. Das Siegtor zum 5:4 fällt erst in der Verlängerung.

Nach einem Eishockey-Krimi haben die Adler Mannheim den Serienmeister Red Bull München vom Thron gestoßen und sich selbst den achten Titel gesichert. Der Hauptrundensieger bezwang den Titelverteidiger im fünften Play-off-Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit 5:4 (2:0, 2:2, 0:2, 1:0) nach Verlängerung.

Siegtor in der 14. Minute der Verlängerung

Der DEL-Silberpokal kehrt damit nach drei Jahren in München nach Mannheim zurück. Allerdings mussten die Adler nach einer 3:0-Führung noch zittern: Thomas Lakin schoss die Gastgeber vor 13.600 Zuschauern in der SAP Arena erst in der 14. Minute der Verlängerung zum entscheidenden vierten Sieg.

Zunächst war alles nach Plan gelaufen: Marcel Goc, Kapitän der Silberhelden bei Olympia 2018, brachte sein Team mit seinem ersten Play-off-Treffer in Führung (6.), dann bereitete er das 2:0 durch Cody Lampl mustergültig vor (12.). Matthias Plachta erhöhte zu Beginn des zweiten Drittels (24.).

Zunächst verkürzte Trevor Parks in Überzahl für die Gäste (26.), dann schien das Spiel nach dem 4:2 durch Tommi Huhtala entschieden (31.). Die Adler, die nach der unglücklichen 1:2-Heimniederlage nach Verlängerung zum Auftakt die Finalserie mit drei Siegen und 11:1 Toren an sich gerissen hatten, spielten phasenweise wie im Rausch und hätten noch deutlicher führen können.

München fehlen fünf Stammspieler

"Das ist eine geölte Maschine, die da läuft", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke bei Magenta Sport über die Mannheimer. Von einem "Eishockey-Fest" schwärmte DEB-Präsident Franz Reindl. Dann kämpften sich die Münchner durch Tore von Andreas Eder (38.), Patrick Hager (46.) und Yasin Ehliz (48.) zurück. Den ersatzgeschwächten Münchnern, denen fünf Stammspieler verletzt fehlten, waren die Strapazen der vorangegangenen Play-off-Runden gar nicht anzumerken: Das Team von Rekordtrainer Don Jackson hatte 330 Minuten mehr spielen müssen, um ins Finale einzuziehen.

Erstmals fand das Team der vergangenen Jahre auch ein Rezept gegen Mannheims Nationaltorwart Dennis Endras, an dem es sich zuvor die Zähne ausgebissen hatte. Der 33-Jährige, der beim 4:0 am Mittwoch seinen vierten Shutout in den Play-offs verbucht und den DEL-Rekord des Münchners Boris Rousson von 2000 eingestellt hatte, war plötzlich nicht mehr unbezwingbar.

Erster Titel für Mannheims Trainer

Für Mannheims Coach Pavel Gross ist der erste Meistertitel hinter der Bande auch ein persönlicher Sieg: Im vierten Finalduell mit Jackson setzte sich der gebürtige Tscheche erstmals durch. Mit seinem Ex-Klub Grizzlys Wolfsburg hatte er gegen den Amerikaner, der schon achtmal Meister war, stets den kürzeren gezogen. Als Spieler hatte Gross mit den Adlern dreimal in Folge den Silberpokal gewonnen. Jetzt erfüllte der 50-Jährige seinen Auftrag sofort im ersten Jahr als Mannheimer Coach.

Für Jackson, der schon mit den Eisbären Berlin fünfmal triumphiert hatte, ging eine außergewöhnliche Serie zu Ende: Nach elf siegreichen Play-off-Runden in Folge verlor der 62-Jährige mit den Münchnern zum ersten Mal wieder. Ein erneuter Titelgewinn blieb auch DEL-Rekordtorjäger Michael Wolf zum Abschied verwehrt. Der 38-Jährige beendet seine Karriere mit 327 Toren in 14 Spielzeiten. Im Finale ging der Ex-Nationalspieler leer aus. (sid)