Melbourne. Kuriositäten und Neuigkeiten vor dem Start der 70. F1-Saison. Von der ungewissen Zukunft des Hockenheimrings bis zum Extrapunkt.

Das alte Duell zwischen Weltmeister Lewis Hamilton, Mercedes, Sebastian Vettel und Ferrari, oder doch ein Dreikampf, in den sich Max Verstappen mit Red Bull einmischen kann? Das ist die Große-Preis-Frage der Formel 1, die am Sonntag (6.10 Uhr/Sky und RTL) in Melbourne beim Großen Preis von Australien in ihre 70. Saison startet. Im neuen Rennjahr gibt es aber auch diese Ausrufezeichen.

Vettels letzte Chance auf einen Heimsieg?

Jetzt oder nie: Vielleicht nur noch dieses eine Mal, am 28. Juli, hat Ferrari-Pilot Sebastian Vettel in seinem fünften Ferrari-Jahr die Chance, endlich den Großen Preis von Deutschland zu gewinnen – im letzten Jahr rutschte er in Führung liegend im Motodrom von der Piste. Hockenheim hat in diesem Jahr nur eine Gnadenfrist bekommen, weil es in Miami nichts geworden ist mit der Formel 1. Von den 21 Rennen muss 2020 auf jeden Fall eines weichen, weil der deutsche Architekt Hermann Tilke gerade in Hanoi eine Piste für den ersten Grand Prix von Vietnam baut. Aber in Silverstone, Mexico City, Barcelona und Monza laufen die Verträge auch aus. Neue Hoffnung!

Mehr Druck für Hülkenberg

Der andere Deutsche: Nico Hülkenberg hat zwei Jahre den Entwicklungshelfer für das Renault-Werksteam gespielt, jetzt muss aus den guten deutsch-französischen Beziehungen mehr werden als nur der Titel als B-Weltmeister, den Hülkenberg mit seinem siebten Platz hinter den Piloten von Mercedes, Ferrari und Red Bull geholt hat. Der 31-Jährige aus Emmerich wartet nach 158 Formel-1-Rennen immer noch auf den ersten Podestplatz – und bekommt vom neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo noch mehr Druck!

Mehr Formel 1 im Fernsehen

Schau an: Das Fernsehangebot wird ausgeweitet: Wem die Werbe-Boxenstopps von RTL zu stimmungstötend sind, der hat wieder eine Alternative im Pay-TV: Sky hat sich die Rechte zurückgeholt und gibt Ralf Schumacher, inzwischen 43 und Nachwuchs-Teamchef, die Chance auf eine zweite Karriere. Rennen können auch über die Formel-1-App geguckt werden, das Komplettpaket auf F1 TV kostet 7,99 Euro im Monat!

Mehr Frontflügel für mehr Überholmanöver

Luft nach oben: Um mehr Überholvorgänge zu ermöglichen, wurden die Frontflügel um 20 Zentimeter verbreitert und kommen jetzt insgesamt auf ein stattliches Zwei-Meter-Maß. Auch der Heckflügel gewinnt an Mächtigkeit, wird höher, breiter

Neue Teamnamen

Wer A sagt: An drei neue Teamnamen muss man sich gewöhnen: aus dem Schweizer Sauber-Rennstall ist nach 26 Jahren nun offiziell Alfa Romeo Racing geworden, obwohl in Wirklichkeit Motorenlieferant Ferrari dahintersteckt. Force India wurde in Racing Point umbenannt, der kanadische Milliardär Lawrence Stroll hat das britische Team als neuen Ausbildungsrennstall für Sohnemann Lance gekauft. Und Red Bull fungiert nun als Quasi-Werksrennstall von Honda. Verhandelt wurde der Deal, der eine dreistellige Millionensumme ausmacht, in einem Schnellrestaurant!

Nur doch drei Reifentypen

Gib Gummi: Die Reifen-Lotterie bekommt weniger Lose. Künftig setzt der italienische Alleinausrüster Pirelli im Trockenen auf nur noch drei Varianten – die Rot, Gelb und Weiß markierten Pneus stehen für weich, mittel und hart

Keine Frühjahrsdiät

Fünf Kilogramm mehr Sprit sind jetzt an Bord, insgesamt 110 Kilo. Auch die Fahrer dürfen wieder zulegen, deren Mindestgewicht wird mit 80 Kilogramm einberechnet. Insgesamt muss ein Rennwagen jetzt 734 Kilogramm schwer sein, ungefähr so viel wie ein Smart!

Debütanten

Junge Männer zum Mitreisen gesucht: Unter den 20 Fahrern gibt es mit den Briten Lando Norris (McLaren) und George Russell (Williams) sowie dem Thailänder Alexander Albon (Toro Rosso) drei echte Neuzugänge. Hinzu kommt bei Alfa mit Antonio Giovinazzi der erste italienische Stammfahrer seit 2011, er hatte vor zwei Jahren zwei Gaststars bei Sauber absolviert. Der Pole Robert Kubica gibt neun Jahre nach seinem Rallye-Unfall mit 34 ein spektakuläres Comeback bei Williams.

Extrapunkt für Schnellfahrer

Auf den Punkt: Die Abstimmung in letzter Minute unter den Funktionären sorgt dafür, dass es schon am Sonntag einen Extrapunkt für die schnellste Rennrunde geben wird. Der Bonus gilt aber nur für Piloten, die unter den ersten Zehn sind. Ein Pünktchen kann große Wirkung haben: 1958, als es die Regel schon mal gab, hat Mike Hawthorn seinen Landsmann Stirling Moss mit 42:41 Zählern besiegen können. So knapp war es zuletzt 2008, als Felipe Massa gegen Lewis Hamilton mit 97:98 unterlag. Die meisten schnellsten Runden im letzten Jahr haben nicht Vettel oder Hamilton (je drei) gedreht, sondern Mercedes-Adjudant Valtteri Bottas (sieben)