Berlin. Das DHB-Team trennt sich von Frankreich in einem intensiven Duell mit 25:25. Die deutsche Mannschaft begeistert ihre Fans.

Es fühlte sich für Uwe Gensheimer wie eine Niederlage an, den Gegenbeweis lieferte aber die Anzeige in der Berliner Arena. Als die Zeit abgelaufen war und der Ball noch immer im Tor von Andreas Wolff tippelte, lief der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft zu einem der beiden Pfosten und trat kräftig davor. Eine Reaktion, wie man sie nach verlorenen Spielen kennt – dabei hatte der Co-Gastgeber sein viertes Vorrundenspiel bei der Heim-Weltmeisterschaft doch nicht verloren. 25:25 (12:10) gegen Frankreich, erst in den letzten Sekunden vom Titelverteidiger um den Sieg gebracht. „Ich bin froh, dass ich mir nicht den Fuß gebrochen habe“, sagte Gensheimer, um dann noch noch den Einzug in die Hauptrunde zu realisieren: „Es ist alles drin für uns in diesem Turnier.“

Bundestrainer Prokop: „Das war Wahnsinn“

Somit lebt auch der Traum vom Halbfinaleinzug weiter, auch wenn es wie am Abend zuvor gegen Russland in den letzten Sekunden nichts aus dem Sieg wurde: Denn mit dem Remis haben sich die deutschen Handballer für die Hauptrunde in Köln qualifiziert. „Wir wollen eine erfolgreiche WM spielen, das Turnier zu unserer WM machen. Deswegen zählt Art und Weise – und die war klasse“, sagte Bundestrainer Christian Prokop. „Das war Wahnsinn bis zum Schluss, dickes Kompliment an meine Mannschaft.“ Die muss vor den ganz großen Spielen dieses Turniers noch einmal in der Vorrunde ran – am Donnerstag geht’s noch mal in Berlin gegen Serbien (18 Uhr/ARD).

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Wenn dieses ähnlich engagiert angegangen wird wie die Anfangsphase gegen Frankreich, stehen die Zeichen allerdings nicht schlecht. Das deutsche Team startete gegen Frankreich furios: Kreisläufer Jannik Kohlbacher markierte das erste Tor in Überzahl, auf der Gegenseite legte Abwehrhüne Patrick Wiencek den Franzosen Kentin Mahé im Stil eines Profiwrestlers auf den Boden. Zeichen setzen! Es stimmte vieles: die Konzentration, die Einstellung, die Körpersprache. Bei jedem Tor wendeten sich die Spieler den 13.500 Zuschauern zu. Bei jeder Parade schrie Torwart Andreas Wolff seine Erleichterung heraus.

DHB-Team führte zur Pause

4:4 stand es nach 19 Minuten, ehe sich die deutsche Mannschaft leicht absetzen konnte. Weil die Franzosen immer wieder an Andreas Wolff scheiterten, der zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Paraden auf dem Konto hatte. Mit dem Gefühl, dass an diesem Abend etwas Großes möglich ist, schritten die Deutschen etwas später nach dem Pausenpfiff in die Kabine: 12:10-Führung, alles lief nach Plan.

Nikola Karabatic, der 34 Jahre alte Superstar der Franzosen, saß zu diesem Zeitpunkt lediglich bananenkauend auf der Tribüne. Am Samstag war der dreimalige Welthandballer überraschend nach Berlin gekommen, nachdem er seine WM-Teilnahme wegen einer Fußoperation im Oktober eigentlich abgesagt hatte. Da hatte das Verwirrspiel begonnen: Wann spielt Karabatic? Das fragte sich auch Bundestrainer Christian Prokop, der sein Team also auf eine französische Mannschaft mit und eine ohne jenen Superstar einstellen musste.

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Ausgleich eine Sekunde vor Ende

Aber auch ohne Karabatic blieb es spannend, die Partie war auch in der zweiten Halbzeit eine intensive. Es blieb eng: In der 36. Minute gingen die Franzosen mal wieder durch Kentin Mahé per Siebenmeter in Führung (15:14), nach dem dem Treffer von Hendrik Pekeler stand es 18:17 (45.) für Deutschland. Man ahnt es: Wieder eine Führung, wieder glich Frankreich aus. Es blieb spannend bis zur Schlussphase: In der Schlussphase konnte Deutschland in Überzahl durch Uwe Gensheimer sogar auf 22:20 erhöhen, sein vierter Treffer zu diesem Zeitpunkt. Frankreich blieb am Drücker. Dann die letzte Minute: 25:24 für die Hausherren. Aber: Fehlpass Fabian Böhm, Ball für Frankreich bei 26 verbleibenden Sekunden. Noch drei Sekunden, Freiwurf in Überzahl, der Franzose Timothy N’Guessan stieg hoch, warf – und traf zum 25:25.

„Das war ein Superspiel von uns“, sagte Gensheimer, „aber es fühlt sich wie eine Niederlage an.“ Fabian Wiede, Spieler des Abends, erkannte: „Wir brauchen den Kopf nicht hängen zu lassen.“ Und für Prokop stand fest: „Ich denke, irgendwann werden wir belohnt.“ Am besten spätestens dann, wenn in Köln gespielt wird.