Köln. Der Handball-Bundestrainer will aus EM-Fehlern gelernt haben. Schon 300 000 Tickets verkauft – und das Fernsehen überträgt auch.

Der Ort ist mit Bedacht gewählt. Deutsches Sport- und Olympiamuseum in Köln, ein ehemaliges Zollgebäude am Rheinufer. Hunderte Ausstellungsstücke erinnern an sportliche Höhepunkte der vergangenen Jahrzehnte. Ein Ort, an dem das Führungspersonal des Deutschen Handball-Bundes (DHB) am Dienstag über den Stand der Vorbereitungen für die WM 2019 informiert. Jenem Turnier in Deutschland und Dänemark, bei dem ab 10. Januar ein eigenes Stück Sportgeschichte geschrieben werden soll.

„Wir werden alles dafür tun, 2019 unser eigenes Wintermärchen zu feiern“, sagt Christian Prokop selbstbewusst. Nicht unweit im Raum, in dem der Bundestrainer diese Worte spricht, stehen zwei Vitrinen. Ein Trikot und ein Stück Kölner Arena-Hallenboden in einer. Erinnerungen an den WM-Sieg 2007. Ein Taktikzettel von Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson in der anderen. Erinnerungen an den EM-Sieg 2016. Devotionalien, die das deutsche Handball-Fan-Herz erwärmen – und Prokop unter Druck setzen. Denn nach der enttäuschenden WM 2017 in Frankreich unter Sigurdsson und dem EM-Debakel 2018 in Kroatien unter Prokop müssen Erfolge her. Und größer als bei einer WM mit Vorrunden in Berlin und München, einer Hauptrunde in Köln und den Halbfinals in Hamburg mit bereits über 300 000 verkauften Tickets könnte der Druck für den 39-jährigen Bundestrainer kaum sein. Doch der gibt sich zuversichtlich: „Wir haben aus den Fehlern der EM gelernt.“

Prokob gelobt nach EM-Aus Besserung

Schon nach dem EM-Aus hatte Prokop Besserung gelobt. Selbst wollte er künftig weniger verkopft agieren, taktisch flexibler sein und menschlich eine Spur lockerer den Spielern gegenübertreten. Eine gemeinsame Japan-Reise im Juni diente der Stärkung der Teamchemie, die heiße WM-Vorbereitungsphase wird im Oktober mit den EM-Qualifikationsspielen gegen Israel und den Kosovo eingeläutet. Weitere Testspiele sind geplant, eins davon am 12. Dezember gegen Polen. Prokop ist „optimistisch, dass wir uns optimal vorbereiten“.

Optimistisch gibt sich auch ein anderer. Einer, der selbst zum Ausstellungsstück im Sportmuseum taugen würde. Heiner Brand, Weltmeisterspieler von 1978, Weltmeistertrainer von 2007 und WM-Botschafter für den Hauptrundenspielort Köln. „Wir müssen zeigen, dass Leidenschaft im Team steckt, damit das Publikum begeistert ist und die Mannschaft wiederum davon zehrt. So hat es 2007 auch geklappt.“

Taktik, Kampf, Charakter, Emotion, Siegeswille – das sind Prokops Kernbegriffe, um das Publikum ab dem Eröffnungsspiel gegen Südkorea in Berlin zu überzeugen. „Die Kader-Zusammenstellung im Oktober wird ein Zeichen sein. Dann gibt es keine Experimente mehr“, sagt Prokop.

Wer überträgt die Handball-WM?

Riesige Experimente sind auch bei den TV-Übertragungen nicht zu erwarten. Die waren durch finanzielle Schwierigkeiten des Rechteinhabers lange fraglich. Nun aber „lege ich meine Hand dafür ins Feuer“, sagt der DHB-Vorsitzende Mark Schober, „dass ein reichweitenstarker Sender, das heißt ARD, ZDF oder ein frei empfangbarer privater Sender, die Rechte bekommt.“