Amiens. Der deutsche Sprinter Marcel Kittel enttäuscht bislang bei der Tour de France. Jetzt greift ihn der eigene Sportdirektor scharf an.

Vor dem Start der achten Tour-Etappe von Dreux nach Amiens hat Katusha-Sportdirektor Dimitri Konychew für reichlich Zündstoff gesorgt. Der frühere Radsportprofi attackierte in der französischen Zeitung L’Equipe den bislang erfolglosen deutschen Sprinter Marcel Kittel. „Wir bezahlen ihm eine Menge Geld, aber er ist nur an sich selbst interessiert“, sagte der 52 Jahre alte Russe. Er habe sich Kittel „nicht ausgesucht“. „Vor dem Mannschaftszeitfahren in Cholet hat er während der Teambesprechung mit seinem Handy herumgespielt. Das hat mir zu verstehen gegeben, dass ich ihn nicht interessiere.“

Kittel wechselte nach seinen fünf Tour-Etappensiegen 2017 von Quick-Step-Floors zu Katusha-Alpecin. Im Schweizer Team konnte er bislang nicht an seine Erfolge anknüpfen. Die Etappe von Fougères nach Chartres am Freitag markierte einen Tiefpunkt. Der 30-jährige Thüringer kam nur als 118. ins Ziel.

Tour de France: Katusha-Sportdirektor Torsten Schmidt nimmt Marcel Kittel in Schutz

Die Stimmung im Teamhotel in Chartres war dementsprechend am Boden. „Wir sind alle sehr enttäuscht“, sagte Katusha-Sportdirektor Torsten Schmidt im Gespräch mit dieser Redaktion. Das gelte vor allem für den erfolglosen Katusha-Kapitän: „Er ist Profisportler, er fährt Radrennen, um zu gewinnen. Für ihn ist diese Situation am schwierigsten. Er wird sich am meisten ärgern.“

Schmidt analysierte das Rennen wesentlich sachlicher als sein russischer Kollege. „Die Kommunikation im Team war nicht deutlich“, sagte der 46-Jährige. Eigentlich wisse jeder Fahrer „ganz genau, was seine Aufgabe ist. Wie jede Etappe haben wir auch diese genau geplant“.

Das Gespräch mit Kittel suchte Schmidt an diesem Abend nicht mehr. „Er soll erstmal eine Nacht drüber schlafen. Da sind jetzt viele Emotionen drin.“ Offenbar auch bei Dimitri Konychew.