Paris. Der PSG-Trainer Thomas Tuchel trifft in der Champions League auf Liverpool und Jürgen Klopp. Die beiden trennen aktuell Welten.

Wenn Jürgen Klopp am Dienstag (21 Uhr/DAZN) an der Anfield Road in der Champions League auf Thomas Tuchel trifft, könnte der Unterschied zwischen den beiden Ex-Mainzern nicht größer sein. Der eine ist seit Oktober 2015 Trainer beim FC Liverpool und inzwischen sesshaft. Der andere versucht gerade, in gleicher Funktion bei Paris St.-Germain Fuß zu fassen. Und das ist schwierig, obwohl der einstige Nachfolger von Klopp beim BVB als erster Neuling der Ligue 1 fünf Siege in Folge hingelegt hat.

Aber was heißt das schon? Ohne Königsklasse-Titel, dem die Eigentümer aus Katar seit 2011 nachjagen, bedeutet jeder Trainer – nichts.

Insofern sind da schon die kleinen Steinchen wichtig, die Tuchel vor die Füße geworfen werden. Als der 45-Jährige in einer TV-Show von RMC Monte Carlo über den Konkurrenzkampf zwischen der italienischen Torhüter-Ikone Gigi Buffon (40) und dem französischen Weltmeister Alphonse Areola (25) befragt wurde, sagte er auf deutsch: „Areola ist in der Pole Position, um die Nummer 1 zu werden.“ Der Übersetzer machte daraus: „Areola ist die Nummer 1.“ Was in Italiens und Frankreichs Medien groß aufgeblasen wurde.

Das Gegenteil von Emery

Tuchel wehrte sich mit einer offiziellen Gegendarstellung . Überhaupt ist er in Frankreich, abgesehen von seinen beruflichen Fähigkeiten, anerkannt in seinem Bemühen, die Sprache schnell zu erlernen. Häufig fragt er seinen vom Verein zur Verfügung gestellten offiziellen Dolmetscher: „Wie hast Du das auf französisch gesagt?“ Das totale Gegenteil von seinem Vorgänger Unai Emery. Der Spanier weigerte sich standhaft, mehr als ein paar Brocken Fußball-Französisch zu lernen.

Trotzdem: Nach nur fünf Spieltagen tut sich eine Kluft auf zwischen dem deutschen Trainer mit seiner Disziplin sowie seinen taktischen Ideen und dem Clan der Südeuropäer und Südamerikaner bei PSG.

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Es ist unter den ständigen beruflichen Trainingsbeobachtern ein offenes Geheimnis, dass sich die Brasilianer Neymar, Alves und da Silva oft über das in ihren Augen zu lange, physisch zu intensive, zu taktisch geprägte Training unterhalten. Tuchel versucht, das mit seiner Körpersprache (Klaps auf den Hintern beim Training, herzliches Umarmen bei Auswechslungen) zu kompensieren. Körpersprache ist die einfachste Sprache, wenn keiner die Muttersprache des Arbeitgebers spricht.

Offensichtlicher ist für die Fans hingegen, dass sich Trainer Tuchel und Antero Henrique nicht sonderlich grün sind. Henrique hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er gerne Carlo Ancelotti oder einen anderen Südeuropäer als Trainer geholt hätte. Jetzt stellt sich heraus, dass Henrique beim Verkaufen versagt hat. Außer einer Ausleihe von Nationaltorhüter Trapp an seinen Ex-Verein Eintracht Frankfurt passierte nichts. Tuchel musste eingreifen. So kam es, dass nicht Münchens Jerome Boateng, sondern Schalkes Thilo Kehrer verpflichtet wurde. Am 31. August, dem Tag des Transferschlusses, kam noch Juan Bernat vom FC Bayern. Uli Hoeneß kritisierte den Sportdirektor – und enthüllte einige für die Bayern beleidigende Details aus den Verhandlungen.

Doch all das hält Tuchel nicht ab von seiner stoischen Ruhe gegenüber den Besitzern, von seinem offenen, verbindlichen Lächeln gegenüber Fans und Medien, von seinem Weg der Disziplin und des Suchens.