Moskau. Frankreich besiegte Kroatien mit 4:2 und ist Weltmeister - das Endspiel schenkte uns genügend Stoff zum Debattieren. Ein Kommentar.

Am Ende hat es sich die Fifa wieder einfach gemacht. Pokale für den Franzosen Kylian Mbappé, den mit 19 Jahren besten Jungstar der WM, und den Kroaten Luka Modric, den besten Spielgestalter in Russland — da kann man nichts falsch machen, wenn die Geehrten die Helden bei den Finalmannschaften sind. Die 80 000 Zuschauer im Luschniki-Stadion klatschten brav. Was aber, und diese Frage muss man stellen, bleibt von diesem spektakulären Endspiel wirklich?

Historisch: das erste Eigentor, der erste Videobeweises

Natürlich, da sind die sechs Tore. Dazu das erste Eigentor und der erste Videobeweis — Historisches ist da passiert. Beides gab es in 88 Jahren nie bei einem WM-Endspiel. War es deswegen ein gutes Endspiel? Was wir gesehen haben: Wieder mussten Standardsituationen dem Spiel einen Charakter geben, bevor die Räume offener wurden und die Franzosen aus dem Spiel heraus Tore nachlegen konnten.

Frankreich triumphiert im WM-Finale gegen Kroatien

Mario Mandzukic gewinnt das Kopfballduell gegen Raphael Varane.
Mario Mandzukic gewinnt das Kopfballduell gegen Raphael Varane. © dpa | PETTER ARVIDSON
Eigentor! Mario Mandzukic verlängert den Ball ins eigene Netz - 1:0 für Frankreich.
Eigentor! Mario Mandzukic verlängert den Ball ins eigene Netz - 1:0 für Frankreich. © dpa | Martin Meissner
Strammer Schuss: Ivan Perisic trifft für Kroatien zum 1:1.
Strammer Schuss: Ivan Perisic trifft für Kroatien zum 1:1. © dpa | Thanassis Stavrakis
Strammer Schuss: Ivan Perisic trifft für Kroatien zum 1:1.
Strammer Schuss: Ivan Perisic trifft für Kroatien zum 1:1. © dpa | Francisco Seco
Torjubel nach dem 1:1 durch Ivan Perisic.
Torjubel nach dem 1:1 durch Ivan Perisic. © dpa | Owen Humphreys
Traf ins eigene und ins gegnerische Tor: Kroatiens Stürmer Mario Mandzukic.
Traf ins eigene und ins gegnerische Tor: Kroatiens Stürmer Mario Mandzukic. © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Früher auf Schalke, 2018 im WM-Finale: Kroatiens Mittelfeldspieler Ivan Rakitic.
Früher auf Schalke, 2018 im WM-Finale: Kroatiens Mittelfeldspieler Ivan Rakitic. © Getty | Dan Mullan
Torschütze zum 2:1 für Frankreich: Antoine Griezmann.
Torschütze zum 2:1 für Frankreich: Antoine Griezmann. © Reuters | DARREN STAPLES
N'Golo Kante
N'Golo Kante © Reuters | DAMIR SAGOLJ
Torschütze im Finale für Kroatien: Ivan Perisic (r.), früher bei Borussia Dortmund.
Torschütze im Finale für Kroatien: Ivan Perisic (r.), früher bei Borussia Dortmund. © Getty | Shaun Botterill
Früher auf Schalke, 2018 im WM-Finale: Kroatiens Mittelfeldspieler Ivan Rakitic.
Früher auf Schalke, 2018 im WM-Finale: Kroatiens Mittelfeldspieler Ivan Rakitic. © dpa | -
Schiedsrichter im WM-Finale: Néstor Pitana.
Schiedsrichter im WM-Finale: Néstor Pitana. © Getty | Dan Mullan
Stark am Ball: Kroatiens Kapitän Luka Modric.
Stark am Ball: Kroatiens Kapitän Luka Modric. © Reuters | Christian Hartmann
Luka Modric setzt sich gegen N'Golo Kanté durch.
Luka Modric setzt sich gegen N'Golo Kanté durch. © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Starker Dirigent der kroatischen Elf: Luka Modric.
Starker Dirigent der kroatischen Elf: Luka Modric. © Reuters | Carl Recine
Torschütze zum 4:1 für Frankreich: Kylian Mbappé.
Torschütze zum 4:1 für Frankreich: Kylian Mbappé. © dpa | Martin Meissner
Kylian Mbappé freut sich: Frankreich ist Weltmeister.
Kylian Mbappé freut sich: Frankreich ist Weltmeister. © dpa | Cezaro De Luca
Weltmeisterlicher Jubel!
Weltmeisterlicher Jubel! © Getty | Clive Rose
Weltmeister: Antoine Griezmann, der später den Bronzenen Ball als drittbester Spieler erhielt.
Weltmeister: Antoine Griezmann, der später den Bronzenen Ball als drittbester Spieler erhielt. © dpa | Cao Can
Mit dem WM-Pokal: Fifa-Präsident Gianni Infantino und Russlands Präsident Wladimir Putin.
Mit dem WM-Pokal: Fifa-Präsident Gianni Infantino und Russlands Präsident Wladimir Putin. © Getty | Shaun Botterill
Enttäuscht, aber doch stolz: Kroatiens Mannschaft lieferte Frankreich einen großen Kampf.
Enttäuscht, aber doch stolz: Kroatiens Mannschaft lieferte Frankreich einen großen Kampf. © dpa | Cezaro De Luca
Bester junger Spieler des WM-Turniers: Frankreichs Stürmer Kylian Mbappé.
Bester junger Spieler des WM-Turniers: Frankreichs Stürmer Kylian Mbappé. © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Mbappé erhielt den Preis von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron.
Mbappé erhielt den Preis von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Bester Spieler des WM-Turniers: Kroatiens Kapitän Luka Modric mit dem
Bester Spieler des WM-Turniers: Kroatiens Kapitän Luka Modric mit dem "Goldenen Ball". © Reuters | KAI PFAFFENBACH
Frankreichs Torwart und Kapitän Hugo Lloris präsentiert den WM-Pokal.
Frankreichs Torwart und Kapitän Hugo Lloris präsentiert den WM-Pokal. © Getty | Shaun Botterill
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Dass ein Videobeweis zu einem umstrittenen Handspiel die Entscheidung zugunsten von Frankreich herbeiführte, verrät die Zerrissenheit dieses Sports. Einerseits will man modern sein, um die Wahrscheinlichkeit von Fehlern in diesem perfekt inszenierten Turnier zu minimieren. Andererseits bleibt die Diskussion die alte: War es Hand oder nicht? Der Videobeweis sorgt nicht, so gut er bei der WM war, für den erhofften Schlussstrich.

So dürfen wir uns über ein Spiel freuen, das uns viele Tore schenkte (anders als beim deutschen 1:0 über Argentinien vor vier Jahren) und genügend Stoff zum Debattieren. Und über den Regenguss, den Russlands Präsident Wladimir Putin bei der Siegerehrung ertragen musste. Er sah da keinesfalls präsidial aus, das weckte die Schadenfreude in uns. Am Ende gewann nicht seine Propaganda, sondern das Spiel.

Für große Spieler ist die Bundesliga nicht mehr erste Wahl

Anarchie tut dem Fußball gut. Sei es beim Wetter oder bei Schiedsrichter-Entscheidungen. Was uns nur zu denken geben muss: In den Startformationen dieses Finals standen nur zwei Spieler aus der Bundesliga. Benjamin Pavard (VfB Stuttgart) bei den Franzosen und Ante Rebic (noch Eintracht Frankfurt) bei den Kroaten. Das lässt Rückschlüsse zu, dass die Bundesliga ausblutet: Für große Spieler sind unsere Klubs nicht mehr erste Wahl.