Moskau. Frankreich besiegte Kroatien mit 4:2 und ist Weltmeister - das Endspiel schenkte uns genügend Stoff zum Debattieren. Ein Kommentar.
Am Ende hat es sich die Fifa wieder einfach gemacht. Pokale für den Franzosen Kylian Mbappé, den mit 19 Jahren besten Jungstar der WM, und den Kroaten Luka Modric, den besten Spielgestalter in Russland — da kann man nichts falsch machen, wenn die Geehrten die Helden bei den Finalmannschaften sind. Die 80 000 Zuschauer im Luschniki-Stadion klatschten brav. Was aber, und diese Frage muss man stellen, bleibt von diesem spektakulären Endspiel wirklich?
Historisch: das erste Eigentor, der erste Videobeweises
Natürlich, da sind die sechs Tore. Dazu das erste Eigentor und der erste Videobeweis — Historisches ist da passiert. Beides gab es in 88 Jahren nie bei einem WM-Endspiel. War es deswegen ein gutes Endspiel? Was wir gesehen haben: Wieder mussten Standardsituationen dem Spiel einen Charakter geben, bevor die Räume offener wurden und die Franzosen aus dem Spiel heraus Tore nachlegen konnten.
Frankreich triumphiert im WM-Finale gegen Kroatien
Dass ein Videobeweis zu einem umstrittenen Handspiel die Entscheidung zugunsten von Frankreich herbeiführte, verrät die Zerrissenheit dieses Sports. Einerseits will man modern sein, um die Wahrscheinlichkeit von Fehlern in diesem perfekt inszenierten Turnier zu minimieren. Andererseits bleibt die Diskussion die alte: War es Hand oder nicht? Der Videobeweis sorgt nicht, so gut er bei der WM war, für den erhofften Schlussstrich.
So dürfen wir uns über ein Spiel freuen, das uns viele Tore schenkte (anders als beim deutschen 1:0 über Argentinien vor vier Jahren) und genügend Stoff zum Debattieren. Und über den Regenguss, den Russlands Präsident Wladimir Putin bei der Siegerehrung ertragen musste. Er sah da keinesfalls präsidial aus, das weckte die Schadenfreude in uns. Am Ende gewann nicht seine Propaganda, sondern das Spiel.
Für große Spieler ist die Bundesliga nicht mehr erste Wahl
Anarchie tut dem Fußball gut. Sei es beim Wetter oder bei Schiedsrichter-Entscheidungen. Was uns nur zu denken geben muss: In den Startformationen dieses Finals standen nur zwei Spieler aus der Bundesliga. Benjamin Pavard (VfB Stuttgart) bei den Franzosen und Ante Rebic (noch Eintracht Frankfurt) bei den Kroaten. Das lässt Rückschlüsse zu, dass die Bundesliga ausblutet: Für große Spieler sind unsere Klubs nicht mehr erste Wahl.