Frankfurt/Main. Bayern München legt einen furiosen Saisonauftakt hin. Der Rekord-Champion ist auch nach zehn Meistertiteln in Serie noch hungrig. Die Tormaschine läuft auch ohne Lewandowski auf Hochtouren.

Julian Nagelsmann schwärmte nach dem Saisonstart des FC Bayern in höchsten Tönen. «Das größte Glücksgefühl für mich ist, dass man sieht, wie sich die Jungs freuen», sagte der Trainer des Rekordmeisters aus München nach der 6:1-Gala bei Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt.

«Ein Sieg darf nie Normalität werden, auch wenn man viele Siege feiert als Spieler von Bayern München. Das muss immer etwas Besonderes bleiben. Dieses Gefühl habe ich», betonte der sichtlich zufriedene Nagelsmann.

Die meisterlichen Auftritte im Supercup gegen RB Leipzig (5:3) und nun zum Bundesligastart in Frankfurt versetzten seine Schützlinge schon früh in der Saison in Hochstimmung und ließen das sommerliche Wechseltheater um den zum FC Barcelona abgewanderten Weltfußballer Robert Lewandowski schnell in Vergessenheit geraten. «Die Skepsis, die es bezüglich der Offensive aufgrund der massiven Veränderung gab, haben wir mit elf Toren in zwei Spielen gegen den Pokalsieger und den Europa-League-Gewinner erst einmal in den Hintergrund gerückt», betonte Routinier Thomas Müller.

«Die vier da vorne, die machen schon Spaß»

Die neue Abteilung Attacke mit Neuzugang Sadio Mané, Jamal Musiala, Serge Gnabry und Müller, der als einziger aus dem Quartett nicht traf, bereitete auch den Mitspielern viel Freude. «Die vier da vorne, die machen schon Spaß», sagte Mittelfeldmann Joshua Kimmich, der den Torreigen mit einem direkt verwandelten Freistoß eingeleitet hatte.

Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic stellte erleichtert fest: «Die Jungs harmonieren so gut, als würden sie schon lange zusammenspielen.» Genau das hatten sich die Club-Bosse nach dem geräuschvollen Abgang von Top-Stürmer Lewandowski erhofft. «Wir sind froh, dass unser Spiel so läuft und funktioniert. Der Trainer hat die richtigen Knöpfe gedrückt. Man muss der Mannschaft gratulieren, wie sie das umgesetzt hat», lobte Salihamidzic.

Für Nagelsmann kommt das durchaus nicht selbstverständlich. «Für uns war es auch interessant zu sehen, wie wir das hinkriegen ohne Lewandowski», räumte er ein. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. «Jetzt haben wir elf Tore geschossen in zwei Pflichtspielen», rechnete der Bayern-Trainer vor und outete sich als Fan der Offensivabteilung: «Wenn die vier, fünf Leute vorne ins Zocken kommen, macht es Spaß zuzuschauen.»

Müller: «Unsere Umstellungen greifen»

Ohne Lewandowski, auf den in der Vergangenheit das gesamte Angriffsspiel zugeschnitten war, sind die Bayern wesentlich schwerer auszurechnen. «Wir müssen vorn andere Wege finden, Tore zu schießen», sagte der überragende Musiala. Das gelang in Frankfurt - wie zuletzt schon in Leipzig - prächtig. «Wir haben ein Spiel ganz nach unserem Geschmack erlebt. Das gibt ein gutes Gefühl. Unsere Umstellungen greifen», resümierte Müller mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Er selbst hätte das Ergebnis noch höher gestalten können, schoss den Ball aus Nahdistanz aber nur an den Pfosten anstatt ins leere Tore. Die Slapstick-Einlage nahm der 32-Jährige mit Humor. «Also im Internet wird es wahrscheinlich schon kursieren», sagte Müller beim TV-Sender Sat.1 über die kuriose Szene in der 23. Minute. «Da muss man drüberstehen, es abschütteln - und weiter geht's!»

Eintracht-Kapitän Rode: «Wir wurden überrollt»

Das gilt im übertragenen Sinn auch für die Frankfurter Eintracht, auf die am 10. August im UEFA-Supercup gegen Champions-League-Sieger Real Madrid schon der nächste Kracher wartet. Dann muss eine deutliche Steigerung her. «Wir haben keine Lösungen gefunden, wie wir das verteidigen können. Es ging zu schnell. Hut ab vor der Qualität dieser Mannschaft. Wir wurden überrollt», befand Eintracht-Kapitän Sebastian Rode nach dem Debakel gegen die Bayern. «Diese Flexibilität ist noch einmal eine ganz andere Qualität.» Ähnlich empfand es Eintracht-Trainer Oliver Glasner: «Wir waren mit dem Tempo überfordert, haben keinen Zugriff gehabt und konnten gegen den One-Touch-Fußball nicht ankommen.»

Die Konkurrenz dürfte den Klasse-Auftritt der Münchner mit Unbehagen zur Kenntnis genommen haben, denn in dieser Verfassung werden die Bayern nur schwer zu stoppen sein. «Wenn wir so energetisch und mit dieser Spielfreude spielen, haben wir eine riesige Qualität. Dann hat es jeder Gegner schwer», sagte Nagelsmann. Es klang fast wie eine Drohung.