Düsseldorf. Die runderneuerte Handball-Nationalmannschaft verliert das zweite Testspiel gegen Portugal mit 30:32. Doch einige Neulinge überzeugten.

Noch einmal standen Uwe Gensheimer und Steffen Weinhold im Mittelpunkt. Es gab lauten Applaus und warme Worte für den langjährigen Kapitän und den Rückraumspieler mit der harten Klebe. Die Halbzeitpause des Freundschaftsspiels Deutschland gegen Portugal wurde als Bühne für die große Verabschiedung genutzt. Der 35-jährige Gensheimer war im Sommer nach 204 Spielen für Deutschland zurückgetreten, Weinhold (35) nach 137. Im Hintergrund standen die aktuellen Nationalspieler und klatschten, Vergangenheit und Zukunft waren auf dem Parkett noch einmal vereint.

Birlehm und Klimke beim Doppelpack gegen Portugal im Tor

Applaus der 5478 Fans in Düsseldorf war nach dem Spiel am Sonntag aber nicht mehr zu hören. Das deutsche Team hatte 30:32 (17:17) verloren, der Blick in die Zukunft Richtung EM 2022 im Januar in Ungarn und der Slowakei war aber nur leicht getrübt. Die Zukunft, soviel ist klar, verkörpert das aktuelle Team angeführt von Kapitän Johannes Golla. Mit sieben Neuen in den Reihen, die am Freitag beim 30:28-Sieg im ersten Spiel dieses Doppelpacks gegen Portugal ihr Debüt gegeben hatten.

Es sind viele neue Namen, an die sich die deutschen Handballfans gewöhnen müssen. Im Tor standen Joel Birlehm (24) vom SC DHfK Leipzig und Till Klimke (23) von der HSG Wetzlar. Kein Andreas Wolff, kein Silvio Heinevetter. Der 30-jährige Wolff, der 2016 beim EM-Triumph der DHB-Auswahl zur Nummer eins aufgestiegen war, macht laut Bundestrainer Alfred Gislason derzeit sportlich „eine schwierige Phase“ bei seinem Klub Vive Kielce in Polen durch. Die Oldies Johannes Bitter (39), der ohnehin nur noch im Notfall bereit stünde, und Silvio Heinevetter (37) spielen keine Rolle mehr in den Planungen des Bundestrainers.

Djibril M’Bengue machte bei seinem Debüt eine gute Figur

Nicht alle sieben Neulinge werden auch bei der EM dabei sein, doch einige konnten sich schon in die engere Auswahl spielen um auch noch dabei zu sein, wenn Routiniers wie Patrick Wiencek (familiär verhindert) und Paul Drux (verletzt) sich wieder zurückmelden.

Djibril M’Bengue zum Beispiel. Der 29-jährige Schwabe mit senegalesischen Wurzeln wurde nach der Verletzung von Fabian Wiede kurzfristig nachnominiert und machte in beiden Partien sowohl im rechten Rückraum als auch in der Defensive eine gute Figur. Der Profi des FC Porto stand in der Starformation in Düsseldorf, die mit Ausnahme von Golla aus den Neulingen gebildet wurde. Es ging ähnlich wild los wie schon am Freitag, was aber kaum verwunderte: Wirklich eingespielt sein konnte dieses Team einfach noch nicht, Rhythmus und Spielwitz fanden sich nur langsam.

Luca Witzke als Alternative zu Spielmacher Philipp Weber

Regie im Spielaufbau führte Luca Witzke (22) vom SC DHfK Leipzig, ein weiterer Name, der sich im Januar auf der EM-Kaderliste finden könnte. Der Ex-Spieler des ART Düsseldorf und Tusem Essen bringt noch einmal einen anderen Stil ein als Stamm-Spielmacher Philipp Weber. Der durfte dann in den zweiten 30 Minuten ran, und auf den Außenbahnen übernahmen die Stammkräfte Timo Kastening und Marcel Schiller.

Noch viel Arbeit bis zur Handball-EM im Januar: Bundestrainer Alfred Gislalon sah in der zurückliegenden Woche Licht und Schatten.
Noch viel Arbeit bis zur Handball-EM im Januar: Bundestrainer Alfred Gislalon sah in der zurückliegenden Woche Licht und Schatten. © Getty

Heraus kam zunächst ein Vier-Tore-Rückstand (18:22). Gislason schimpfte bei der folgenden Auszeit lautstark mit seinem Team, das sich fortan besser zurechtfand und das Spiel offener gestalten konnte – trotz der noch immer hohen Zahl an Ballverlusten durch schlechte Pässe und lasche Abschlüsse. Das bessere Ende der spannenden Schlussphase hatten dann die Portugiesen, da halfen auch die jeweils vier Tore von Golla, Lukas Zerbe, Schiller und David Schmidt nicht.

Bundestrainer Gislason blickte dennoch positiv auf die vergangenen Tage mit seiner Mannschaft zurück. „Das war eine extrem wichtige Woche, um mit den neuen Jungs zu arbeiten. Wir haben viele Erkenntnisse gewonnen. Die Neuen haben sich sehr gut präsentiert“, sagte der Isländer. Wohlwissend, dass die wirklich wichtigen Wochen im Januar anstehen. Und für ihn bis dahin noch viel Arbeit ansteht.