Essen. Das war ein Machtwort. Mit 7:0 besiegten die deutschen Fußballfrauen Israel in Essen und führen die WM-Qualifikationsgruppe H souverän an.

Sie wirkte schon beim Aufwärmen, als würde sie am liebsten selbst wieder mitmischen. Ihre Spielerinnen ließen den Ball kreisen und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sah aufmerksam zu. Sie lief vorwärts und seitwärts auf dem Rasen des Essener Stadions an der Hafenstraße entlang, um bloß keine Aktion zu verpassen. 90 gespielte Minuten später war die ehemalige Nationalspielerin Voss-Tecklenburg wieder entspannter. Die deutschen Fußballerinnen hatten das Spiel gegen Israel 7:0 (4:0) gewonnen und damit die Bilanz in der Qualifikation für die WM 2023 in Australien/Neuseeland auf vier Siege in vier Spielen mit 20:1 Toren ausgebaut.

Doch der Bundestrainerin ging es an diesem Dienstagnachmittag in Essen nicht nur um den Sieg. Der Auftritt sollte ein ganz anderer werden als noch am vergangenen Donnerstag, als es in Israel schon einmal zum Duell kam. Das mühsame 1:0 gegen den Außenseiter konnte als eines der schwächsten Länderspiele unter der seit 2019 tätigen Bundestrainerin abgehakt werden – mit hohem Ballbesitzanteil, vielen Chancen - aber zu wenig Effektivität. Schon die Anfangsminuten fünf Tage später sahen tiefstehenden Gästespielerinnen und somit war klar: Erneut ist Geduld gefragt.

Schüller und Marozsan zunächst auf der Bank

An der Seitenlinie ließ Martina Voss-Tecklenburg nicht nach. Sie lief permanent auf und ab, gestikulierte und rief ihren Spielerinnen Kommandos zu. Auf sechs Positionen hatte die 53-Jährige das Team im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen umgestellt, Torjägerin Lea Schüller und Spielmacherin Dzenifer Marozsan saßen zunächst auf der Bank. Laura Freigang stürmte für Schüller an zentraler Position und wurde von ihren Mitspielerinnen immer wieder gesucht. Die Chancen häuften sich und nach 20 Minuten riss auch Voss-Tecklenburg die Arme in die Höhe. Das 1:0 von Jule Brand war der Wendepunkt in dieser Partie, in der die Effektivität von nun an stimmte. Das deutsche Team kombinierte sich durch die gegnerische Abwehr, schnell folgten die Treffer durch Sara Däbritz (26.), Laura Freigang (42.) und erneut Brand (45.). 4:0 zur Halbzeit – das war ganz nach dem Geschmack der Bundestrainerin.

„Wir müssen uns verbessern, und wir werden uns steigern“, hatte Voss-Tecklenburg nach dem ersten Aufeinandertreffen versprochen und eindrucksvoll Wort gehalten. Israel, Nummer 71. der Weltrangliste, brachte in der gesamten Partie vor 1814 Zuschauern nur einen einzigen Torschuss zustande. Dafür hatte Lina Magull zu Beginn der zweiten Halbzeit nachgelegt, mit einem krachenden Distanzschuss markierte die gebürtige Dortmunderin das 5:0 (56.). Fast noch größer als beim 6:0 durch Tabea Waßmuth (71.) und dem 7:0 durch Felicitas Rauch (77.) war der Jubel bei der Einwechslung von Linda Dallmann (62.) und Lea Schüller (70.). Die beiden Spielerinnen des FC Bayern spielten viele Jahre für den Bundesligisten SGS Essen, die Partie an der Hafenstraße war für sie ein Heimspiel mit Familie und Freunden auf den Rängen.

Nun steht die EM-Auslosung an

Die deutschen Frauen führen die Tabelle der Gruppe H in der WM-Qualifikation weiterhin an. Der ferne Blick mag schon Richtung Australien und Neuseeland gehen, doch war dieses Spiel auch eine weitere der wenigen Gelegenheiten, sich für die nahende EM 2022 in England warmzuspielen. Am Donnerstag steht in Manchester die Auslosung der Vorrunde für das Turnier im Juli an. Dann werden die ersten Gegner und die Spielorte feststehen. Endlich Gewissheit in Sachen EM. Und in Sachen eigener Leistungsstärke war Martina Voss-Tecklenburg nach diesem dominanten Auftritt in Essen auch wieder etwas schlauer.