Köln. In der WM-Generalprobe gegen Österreich gelingt den deutschen Handballern ein 34:20-Sieg. Die EM-Qualifikation für 2022 ist gesichert.

Als um 19.37 Uhr am Sonntagabend das Spiel zwischen Deutschland und Österreich in Köln beendet war, gehörte damit auch ein bedeutendes Kapitel für die deutschen Handballer der Vergangenheit an. Der 34:20 (19:5)-Sieg markierte einen Meilenstein in der Qualifikation für die EM 2022 in Ungarn und der Slowakei, für die sich das deutsche damit vorzeitig qualifiziert hat. Er markierte aber auch die Grenze zwischen EM-Qualifikation und den Wochen, die nun folgen: Nun zählt nur noch die WM.

Kapitän Uwe Gensheimer mit dabei

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Alfred Gislason klatschte seine Spieler zufrieden ab und konnte aus dem zweiten Spiel gegen Österreich binnen fünf Tagen mitnehmen, dass sein Not-Kader in der kurzen Zeit des Zusammenseins langsam zu einer Einheit wird. "Wir haben viel von dem eschafft, was wir uns vorgenommen hatten", sagte Gislason. In der Kölner Arena hatte er diesmal Torwart Johannes Bitter, Juri Knorr, Marcel Schiller und David Schmidt eine Pause gegönnt und dafür auf die beim 36:27 am vergangenen Mittwoch gegen Österreich pausierenden Keeper Silvio Heinevetter, den 2016er-Europameister Christian Dissinger, Marian Michalczik und Neuling Antonio Metzner gesetzt.

Auch Kapitän Uwe Gensheimer, am Mittwoch in Graz ohne Einsatzminuten, durfte diesmal auf Linksaußen ran. Das deutsche Team schlug sich ordentlich, auch wenn die Partie die Bezeichnung WM-Härtetest nicht verdient hatte. Bei den Österreichern war die Luft vor dem eigenen Abflug nach Ägypten spürbar raus, das Gislason-Team konnte nach Belieben Schalten und Walten. Gerald Zeiner überwand Andreas Wolff in der elften Minute zum ersten Tor der Gäste, da hatten die deutschen Handballer schon fünfmal eingenetzt. Die Dominanz hielt an, die Defensive stand auch in der offensiveren Variante sicher. 19:5 stand es zur Halbzeit, gleich vier deutsche Spieler hatten drei Treffer erzielt, darunter Kapitän Gensheimer.

Hanning sieht eine „Riesenchance“

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Doch genau darum ging es in diesem Spiel: Noch einmal wurden neben den personellen auch taktische Varianten erprobt, wurde Selbstvertrauen für das Turnier in Ägypten getankt und endgültig ein Haken unter die jüngsten Ereignisse gesetzt: die Absagen der Routiniers Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek, Steffen Weinhold (alle THW Kiel) und Finn Lemke (MT Melsungen) wegen der Corona-Pandemie. Die Kritik von Torhüter Andreas Wolff daran („Dass sie das Turnier fahren lassen, nachdem sie in der Champions League aktiv waren, stört mich“), auf die wiederum Gislason mit Kritik reagiert hatte („Das stört die Vorbereitung“).

Das Protestschreiben von Uwe Gensheimer und zahlreicher Teilnehmer-Kapitäne an den Weltverband wegen der zunächst geplanten Zulassung von Zuschauern beim am Mittwoch beginnenden Aufeinandertreffen der 32 weltbesten Teams. Immerhin: Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), sieht in der aktuellen Teambesetzung eine „Riesenchance für Spieler wie Golla, Michalczik oder Knorr, den nächsten wichtigen internationalen Schritt zu gehen“.

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Positiv Richtung WM sehen, das war aber auch die Taktik, die Alfred Gislason in den jüngsten Wochen angewandt hatte, um dieses für den Handballsport so wichtige Turnier zu bestreiten. In Ägypten geht es für die Handballer darum, in Pandemiezeiten ein Lebenszeichen zu senden, Sponsoren- und TV-Verträge zu erfüllen. Angesichts der personellen Situation hat der DHB die Medaillenränge nicht wie sonst als Ziel ausgegeben. Uruguay ist der erste deutsche Gegner am Freitag in Kairo, es folgen die Spiele gegen Kap Verde und Ungarn. Sicher ist auch ohne klares Ziel - Gislason und seine Spieler wollen überraschen.