Washington. Der Erfolg von Joe Biden gibt US-Präsident Donald Trump eine Steilvorlage: Er kann die Demokraten als zerrissenen Haufen abkanzeln.

Am Tag davor mit Trauerreden schon politisch beerdigt, nach dem Super-Wahldienstag so lebendig wie noch nie: Man möchte annehmen, dass Joe Biden gerade der glücklichste Mensch in Amerika ist.

Falsch: Es ist Donald Trump.

Die Aussicht auf das Langzeit-Feuergefecht zwischen Biden und dem auf Normalmaß zurechtgestutzten Bernie Sanders bis zum Nominierungs-Parteitag im Juli gibt dem Amtsinhaber eine Steilvorlage.

US-Demokraten: Joe Biden drohen mehrere Gefahren

Er kann die Demokraten als zerrissenen Haufen abkanzeln und muss dabei nicht einmal lügen. Denn es ist eine Partei, die aus zwei Parteien besteht. Der gemäßigten Partei alter Prägung, mit der auch Ronald Reagan konnte – verkörpert durch Joe Biden. Und die interne Links-Partei um Bernie Sanders, die sich wie eine innerparlamentarische Opposition geriert und radikal klingende Umwälzungen will.

Sollte Joe Biden mit Hilfe des Establishments knapp die Nase vorn haben beim Parteitag in Milwaukee, besteht die Gefahr, dass sich Sanders-Anhänger, die sich bereits 2016 bei Hillary Clinton ausmanövriert fühlten, aus Protest abwenden und der Wahl im November fernbleiben.

Darauf legt Trump es an, wenn er auf Twitter Krokodilstränen für den „verrückten Bernie” (Zitat Trump) vergießt, dem die Parteioberen den Sieg stehlen wollten. Um Trump diesen Triumph zu versagen, wartet eine nur schwer lösbare Aufgabe auf die Demokraten. Biden und Sanders müssen programmatisch fusionieren und Kompromisse eingehen. Sonst wird das nichts. Können zwei alte, weiße Männer das?

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