Berlin. Anton Hofreiter brachte am Montag sein Kind mit in den EU-Ausschuss des Bundestags. Im Netz gibt es dafür Applaus – aber auch Kritik.

Es ist ein ungewöhnliches Bild in einem Ausschuss des Bundestags: Während Grünen-Politiker Anton Hofreiter am Montag die Sitzung des Europaauschusses leitet, sitzt er nicht allein auf seinem Stuhl im Sitzungssaal. Auf Hofreiters Schoß sitzt sein Sohn, ab und an schiebt er ein Spielzeugauto hin und her.

Seit etwa einem halben Jahr leitet Hofreiter den Ausschuss – der Auftritt seines Kindes ist aber ein Novum. Ein Mitarbeiter des Online-Dienstes des Deutschen Bundestags teilte am Montag einen Screenshot von Vater und Sohn aus dem Parlamentsfernsehen.

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Hofreiters Kind in Ausschuss: Viel Begeisterung – aber auch deutliche Kritik

Dort machte das Bild die Runde – und begeisterte zunächst viele: „Ich wünsche mir, dass das normal wird. Vielleicht hilft das Politikern, die von ihren Entscheidungen Betroffenen nicht zu vergessen“, schrieb eine Nutzerin. „Liebe alles an diesem Bild“, twitterte der bekannte Sicherheitsexperte und Politikwissenschaftler Carlo Masala. Am Dienstagmorgen diskutierten so viele das Bild, dass „Hofreiter“ auf Platz fünf der deutschen Twitter-Trends lag.

Es gab aber auch Kritik: Instrumentalisiert Hofreiter sein Kind? Da der Ausschuss am Nachmittag tagte, stellten sich einige in den sozialen Netzwerken die Frage, ob es tatsächlich einen Betreuungsausfall gegeben habe, oder ob das Kind durch den „Auftritt“ unnötig in die Öffentlichkeit gezogen und für Hofreiters Selbstdarstellung genutzt worden ist.

Kinderbetreuung in der Spitzenpolitik: Lob für Männer, Kritik für Frauen?

Eine Twitter-Nutzerin kritisierte das überwiegend positive Feedback auf das Foto besonders differenziert: „Wenn Männer ihr Kind irgendwo mit hinnehmen (müssen), wird das meistens wie eine Heldentat beklatscht“, schrieb sie. Wenn Frauen dies täten, würden sie oft behandelt, als hätten „sie ihr Leben nicht im Griff“ und seien „Rabenmütter“.

Hofreiter sitzt seit 2005 für die Grünen im Bundestag. Der Bayer war von 2013 bis 2021 Fraktionsvorsitzender. Anfang März 2021 brachte seine Frau ihr erstes Kind zur Welt. Damals nahm der studierte Biologe eine kurze Auszeit vom Parlamentsgeschäft.

Ähnliche Bilder gab es bisher vor allem von Politikerinnen. So brachte die italienische Abgeordnete Licia Ronzulli 2010 ihre kurz zuvor geborene Tochter Vittoria mit ins EU-Parlament. Die Bilder der neuseeländischen Ministerpräsidentin Jacinda Ardern, die 2018 ihre Tochter mit nach New York zur UN-Vollversammlung brachte, gingen damals um die Welt. (bml)

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Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.