Karlsruhe/Eisenach. Hunderte Ermittler sind deutschlandweit zu einer Razzia gegen offenbar militante Neonazi-Netzwerke ausgerückt. Es gab vier Festnahmen.

  • Die Polizei ist mit einer bundesweiten Großrazzia gegen militante Neonazi-Netzwerke vorgegangen
  • Vier mutmaßliche Rechtsextreme wurden in Thüringen und Hessen festgenommen
  • Ihnen wird unter anderem gefährliche Körperverletzung vorgeworfen

Am Mittwoch sind mehr als 800 Polizeibeamte von BKA, GSG 9 und den Landeskriminalämtern zu einer Großrazzia gegen mutmaßliche militante Neonazi-Netzwerke ausgerückt. Wie eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft sagte, durchsuchten Beamtinnen und Beamte unter anderem die Wohnungen von 50 Verdächtigen in elf Bundesländern, insgesamt 61 Objekte an der Zahl.

Im thüringischen Eisenach und in Rotenburg an der Fulda in Hessen wurden vier Personen festgenommen. Sie seien verdächtig, Teil der rechtsextremen Kampfsportgruppe "Knockout 51" zu sein. Weitere Beschuldigte sollen die rechtsextreme Gruppe "Combat 18" weitergeführt haben. Diese ist seit Anfang 2020 verboten. Wie der WDR mit Bezug auf die Bundesanwaltschaft berichtete, wird dabei konkret gegen zwei Personen aus Dortmund und Castrop-Rauxel ermittelt.

Großrazzia: Mutmaßliche Neonazi-Terrorgruppe gesprengt

Dem festgenommenen Leon R. aus Eisenach kommt wohl eine zentrale Rolle zu. Er soll "Knockout 51“ gegründet haben und anführen. In der rechtsextremen Kampfsportgruppe werden Männer "bewusst mit rechtsextremem Gedankengut indoktriniert und für Straßenkämpfe“ ausgebildet, so die Bundesanwaltschaft.

"Knockout 51“ soll versucht haben, in Eisenach einen "Nazi-Kiez" zu gründen, den sie mit "Kiezstreifen" überwachen. Die Verdächtigen hätten mehrmals andere Menschen teils schwer verletzt. Die drei neben R. festgenommenen Beschuldigten Maximilian A., Eric K. und Bastian A. sollen führende Rollen in der Gruppe besetzen.

Das Training der Gruppe soll in den Räumen der Landesgeschäftsstelle der NPD Eisenach stattfinden. "Knockout 51“ sei mit anderen Rechtsextremen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg vernetzt, so die Bundesanwaltschaft. Im November habe Leon R. zum Schein die Auflösung der Vereinigung verkündet. Seitdem würden Anwärter auf seinen Rat in die Jugendorganisation der NPD eintreten.

Rechtsextreme Gruppen wollen wohl einen "Rassenkrieg" provozieren

Bei den Vorwürfen gegen "Knockout 51" gehe es um Körperverletzung, unter anderem gegen Menschen aus der linken Szene und Polizisten. Außerdem sollen Mitglieder der Gruppe an Protesten gegen die Corona-Maßnahmen teilgenommen haben, um dort Gewalt zu provozieren. Bei "Combat 18" gehe es um Verstöße gegen das Vereinigungsverbot.

Bei dem Polizeieinsatz ging es neben "Knockout 51" und "Combat 18“ auch um die Gruppierungen "Atomwaffen Division Deutschland“ (AWDD) und "Sonderkommandos 1418“ (SKD 1418). Leon R. soll ebenfalls Mitglieder dieser rechtsextremen Gruppen gewesen sein.

Ihr Ziel sei "Anhänger für terroristische Anschläge zum 'Rassenkrieg' und zur Zerstörung bestehender demokratischer Systeme unter Ersetzung durch ein neofaschistisches System zu gewinnen", so die Behörde in Karlsruhe.

Leon R. wird Landfriedensbruch vorgeworfen

Die Festgenommenen sollen am Mittwoch (6. April) und Donnerstag (7. April) dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden. Ihnen wird Mitgliedschaft in einer rechtsextremistischen kriminellen Vereinigung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, Leon R. außerdem Landfriedensbruch.

Laut Bundesanwaltschaft waren dem Einsatz Ermittlungen seit 2019 vorausgegangen, insbesondere gegen die "Atomwaffen Division". Es handelt sich um den deutschen Ableger einer in den USA gegründeten rechtsextremistischen Gruppierung. (fmg/afp/dpa)