Berlin. Norbert Röttgen will CDU-Parteichef werden. Der Politiker kündigte am Freitag an, sich um die Nachfolge von Armin Laschet zu bewerben.

  • Das Rennen um den CDU-Vorsitz ist eröffnet
  • Norbert Röttgen hat seien Kandidatur offiziell bekannt geben
  • Zum Antritt teilt der Politiker gleich gegen seine Mitbewerber aus

Es ist ein Déjà-Vu-Moment, als Norbert Röttgen am Freitagmorgen in der Bundespressekonferenz seine Kandidatur für den CDU-Parteivorsitz erklärt. Schon einmal, im Februar 2020, hat er an dieser Stelle seine Ambitionen auf den Bundesvorsitz bekannt gemacht, kurz nachdem die damalige Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Rückzug angekündigt hatte.

Doch es gibt zwei Unterschiede: Damals kam die Kandidatur des früheren Umweltministers und Außenpolitikers völlig überraschend, diesmal war sie erwartet worden. Und: Röttgen war nicht allein gekommen. Zur Verstärkung hatte er sich die frisch gewählte Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Hamburger Frauen Union, Franziska Hoppermann, mitgemacht. Die 39-Jährige soll im Falle seiner Wahl die neue Generalsekretärin werden.

Kandidatur um CDU-Vorsitz: Röttgen will die Partei erneuern

Zwischen beiden Auftritten liegt eine Vorsitzwahl, bei der Röttgen nur auf Platz drei – hinter Armin Laschet und Friedrich Merz - landete. Aber auch eine Bundestagswahl, bei der Union unter dem Noch-Parteichef Laschet nur 24,1 Prozent erreichte und damit eine historische Niederlage kassierte.

"Die CDU braucht eine grundlegende Erneuerung, um als Volkspartei in Deutschland bestehen zu bleiben", sagt Röttgen und macht klar, wen er als Garant dafür sieht: sich selbst. Er habe schon bei seinem ersten Anlauf die "tiefe Überzeugung" gehabt, "dass es kein 'Weiter so', erst recht kein 'Zurück'" geben könne.

CDU-Parteivorsitz: Röttgen gegen Braun und Merz?

Damit gibt Röttgen seinen potenziellen Mitbewerbern gleich einen mit. Denn antreten will auch Kanzleramtschef Helge Braun, ein Merkel-Mann. Das ist Röttgen, der als Umweltminister einst von Merkel zum Rücktritt gedrängt wurde, genauso wenig wie der Dritte in der Runde, Friedrich Merz.

Merz war vor vielen Jahren einmal Fraktionschef der Union, bevor ihn Merkel aus dem Amt drängte und hat sich seither schon zweimal um den Vorsitz bemüht. Offiziell hat Merz seine Kandidatur noch nicht bekannt gegeben, aber seine Ambitionen sind bekannt. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat eine Kandidatur dagegen ausgeschlossen.

Röttgen sieht sich bestärkt, dass er im ersten Anlauf ein Viertel der Delegiertenstimmen bekam. Mit einem 6-Punkte-Plan will er die CDU in die Zukunft führen, wobei er im Eifer der Vorstellung mit der Auflistung ein bisschen durcheinander kommt. Klar wird aber, dass er das Thema der Generationengerechtigkeit in den Vordergrund stellen und die CDU als "einzige Volkspartei der Mitte" profilieren will, die die Alltagssorgen der Menschen im Blick hat: "Unser Blick auf die Themen muss der von normalen Menschen sein."

Außerdem will er wieder mehr Dialog, insbesondere mit den ostdeutschen Mitgliedern. Röttgen kündigt an, dass unter ihm als Parteichef ein Vertreter oder eine Vertreterin des Ostens einen der stellvertreten Parteivorsitze bekommen soll, quasi eine "Ostquote". Bisher kommen alle fünf Stellvertreter aus dem Westen.

Röttgen: Schulterschluss mit CSU-Chef Söder

Mit CSU-Chef Markus Söder und der Schwesterpartei will er wieder verstärkt den Schulterschluss suchen – und kündigte im Fall seiner Wahl eine gemeinsame Sitzung an. Das ist keine Überraschung: Während zwischen Laschet und Söder inzwischen offene Feindseligkeit herrscht und auch Merz und Söder nicht als besondere Freunde bekannt sind, hatte Röttgen schon bei seiner letzten Kandidatur anklingen lassen, dass er für die Kanzlerkandidatur Söder auch den Vortritt gelassen hätte.

Außenpolitisch bekennt sich Röttgen – ebenfalls wenig überraschend – zu Europa und zur transatlantischen Partnerschaft. Wenn Polen als EU-Mitglied wegbreche, bedeute dies das Ende der Europäischen Union, warnt er.

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Mitglieder entscheiden über Parteiführung

Anders als die vergangenen Male ist es nicht an den Delegierten, sondern an den Mitgliedern, über die neue Parteiführung zu entscheiden. Röttgen hat dabei das Problem, dass er zwar als einer der klügsten Köpfe der Partei gilt, aber nicht als Menschenfänger. Auch in der CDU ist er immer ein Außenseiter geblieben. Bemühungen der vergangenen Wochen, ihn in ein Team einzubinden, sind gescheitert.

Auffällig ist auch, dass die Frau, mit der er beim letzten Mal als "Chefstrategin" ins Rennen ziehen wollte, die rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Ellen Demuth, nicht mehr an seiner Seite ist. Es gebe zwischen Röttgen und ihr unterschiedliche Auffassungen über die personelle Neuaufstellung der Christdemokraten, sagte sie dem Sender ntv. Röttgen weicht am Freitag auf eine entsprechende Journalistenfrage aus.

Mehrfach lobt er in der Bundespressekonferenz, dass diesmal die Mitglieder die Spitze wählen. Als dauerhaftes Prinzip hielte er es allerdings nicht für richtig. Dies sei eine "besondere Situation", sagt er.

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