Berlin. Bundesanwalt ermittelt wegen Pläne für eine Söldnertruppe. Für 40.000 Euro im Monat wollten sie offenbar in den Nahost-Krieg ziehen.

Im Jemen tobt ein stiller, aber blutiger Krieg. Seit vielen Jahren. Es geht um Land, es geht um Zugang zu Ressourcen, zu Öl und Gas. Die Aufständler gehören der Huthi an, sie bekriegen sich mit Regierungstruppen. Die Rebellen werden von dem schiitischen Regime des Iran unterstützt, das jemenitische Militär bekommt Hilfe von den sunnitischen autoritären Regierungen in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es ist ein Krieg mit Tausenden Toten, mit Menschen, die in Hunger leben.

Die beiden Deutschen Arend-Adolf G. und Achim A. wollten diesen Krieg befrieden. Sie wollten eine Söldnertruppe gründen, aus ehemaligen Bundeswehr-Soldaten. G. und A. selbst waren einst bei der Bundeswehr. Jetzt sahen sie ihre Chance: Sie wollten in den Krieg ziehen, in Kämpfe ziehen, Gegner töten. Sie rechneten damit, dass sie auch Zivilisten töten müssten. Doch der Sold würde sich lohnen: 40.000 Euro im Monat, für jeden der Söldner. Finanziert vom Saudi-Staat. Bis sie den Krieg beenden mit ihrer Ex-Bundeswehr-Söldner-Miliz.

G. und A. wollten Frieden zwischen Rebellen und der Regierung „erzwingen“

Das soll der Plan gewesen sein von Arend-Adolf G. und Achim A. Das ergibt eine Pressemitteilung des Generalbundesanwalts in Karlsruhe. Die beiden Deutschen werden beschuldigt, sie hätten Pläne zur Gründung einer terroristischen Vereinigung gehabt. „Nach den Plänen der Beschuldigten sollten der von ihnen aufgestellten paramilitärischen Einheit zwischen 100 und 150 Mann angehören, bei denen es sich vor allem um ehemalige Angehörige der Bundeswehr oder frühere Polizisten handeln sollte“, schreiben die Generalbundesanwälte (GBA) in einer Pressemitteilung. Zuerst hatten „Spiegel“ und „Bild“ über den Fall berichtet.

Auch interessant: "Wolfsbrigade 44": Seehofer verbietet Neonazi-Gruppe

Die beiden Beschuldigten verfügten aufgrund ihrer Zeit bei der Bundeswehr laut GBA „über militärische Kenntnisse und Fähigkeiten“. Sieben weitere frühere Soldaten sollen die beiden mutmaßlichen Milizen-Anführer bereits kontaktiert haben und dort für ihre Pläne einer Söldnertruppe geworben haben. Der Generalbundesanwalt schreibt: „Arend Adolf G. sowie Achim A. wollten das Bürgerkriegsgebiet ‚befrieden‘ und Friedensverhandlungen zwischen den Huthi Rebellen und der jemenitischen Regierung erzwingen.“

Ex-Bundeswehrsoldaten hätten zivile Opfer in Kauf genommen

Laut der Anwälte in Karlsruhe sollen die beiden Ex-Bundeswehr-Soldaten bei ihren Plänen für eine Söldner-Miliz auch in Kauf genommen haben, dass bei Kampfhandlungen auch Zivilisten getötet oder verletzt werden. „Über den konkreten Einsatz im Jemen hinaus hatten die Beschuldigten mittelfristig geplant, die Einheit als sogenanntes privates Militärunternehmen zu betreiben und auch für Einsätze in anderen Konflikten zur Verfügung zu stehen.“

Das ist kein Einzelfall. Es gibt private Sicherheitsfirmen, die ihre Dienste im Ausland anbieten. Im Einsatz: frühere Soldaten der Bundeswehr oder ehemalige Polizisten. Bei einem Unternehmen, das mehrfach im Verdacht stand, dass dort auch Rechtsextremisten beschäftigt waren, heißt es etwa: „Als deutschen Sicherheitsunternehmen sind wir spezialisiert auf Unternehmen und Institutionen, die in internationalen Krisengebieten tätig sind oder dies planen.“

Das Geschäft mit der Krise ist lukrativ

So bieten die Firmen Dienste wie „Personenschutz“ oder „Objektschutz“ an, beraten andere Firmen oder Einrichtungen, die im Krisengebiet Fuß fassen wollen. Doch Fälle wurden bekannt, dass eben diese Firmen auch Radikale anziehen.

Lesen Sie auch: Hochwasser: Früherer KSK-Offizier spielt sich als Fluthelfer auf

Gefährlich ist dies aus Sicht von Polizei und Nachrichtendiensten vor allem deshalb, weil die Personen durch ihre Vergangenheit bei der Armee oder der Polizei über Kenntnisse an Schusswaffen verfügen. Auch das Bundesverteidigungsministerium hatte laut Medienberichten bereits Untersuchungen zu Mitarbeitern einer dieser Sicherheitsfirmen eingeleitet. Auch der Verfassungsschutz und der Bundeswehr-Geheimdienst prüften den Fall.

Das Geschäft mit der Krise aber ist lukrativ. Auch Arend-Adolf G. und Achim A. suchten offenbar nach dem großen Geld. Die beiden Beschuldigten hatten laut Ermittlern bereits Kontakt zur Regierung in Saudi-Arabien aufgenommen, um über ihren geplanten Einsatz im Jemen-Krieg zu verhandeln. Die beiden Männer baten um Termine, damit sie beim Saudi-Staat vorsprechen konnten.

Doch vergebens. Die saudische Staatsspitze reagierte nicht auf die Pläne der beiden Deutschen und ihrer Söldnertruppe. Der Bundesanwalt schreibt: „Die angestrebte Gründung einer terroristischen Vereinigung konnte bislang nicht umgesetzt werden.“

Die Vorfälle bei der Bundeswehr häufen sich

Innerhalb der Bundeswehr gibt es immer wieder Vorfälle ähnlicher Art. Erst vor einigen Wochen wurde bekannt, dass sich im Wachbataillon eine rechtsextreme Gruppe mit dem Namen "Wolfsrudel" gegründet haben soll. Auch die Elite-Einheit KSK ist in den vergangenen Jahren von mehreren Skandalen erschüttert worden, bei denen es auch um rechtsextremistische Vorfälle ging. (mit dpa/lhel)