Berlin. Der Ex-Manager Peter Hartz wird 80 Jahre alt. Inzwischen hält er es für einen Fehler, dass die große Sozialreform seinen Namen trägt.

  • Peter Hartz entwickelte eine der größten Sozialreformen in der deutschen Geschichte: die nach ihm benannten Hartz-Gesetze
  • Heute würde er seinen Namen nicht mehr dafür hergeben
  • Das SPD-Mitglied feiert an diesem Montag seinen 80. Geburstag

Sein Name steht für eine der größten Sozialreformen in der Bundesrepublik: Heute ist vielen das Arbeitslosengeld II vor allem als Hartz IV bekannt.

Am Montag, den 9. August, wird der ehemalige Manager Peter Hartz 80 Jahre alt. Die namentliche Verknüpfung bereut er heute. Denn sein Konzept steht auch in großer Kritik. Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Person Peter Hartz.

Wer ist Peter Hartz?

Peter Hartz wurde am 9. August 1941 als jüngster von drei Söhnen eines Hüttenarbeiters in St. Ingbert im Saarland geboren. Der studierte Betriebswirt hatte sich zunächst als Arbeitsdirektor der Dillinger Hüttenwerke ab 1979 einen Namen gemacht, weil er Stellenabbau ohne Entlassungen schaffte.

1993 holte ihn der damalige VW-Chef Ferdinand Piëch als Personalvorstand zum Wolfsburger Autobauer, der in einer schweren Krise war. Hartz entwickelte neue Tarif- und Arbeitszeitmodelle, mit denen es auch Volkswagen letztlich gelang, Jobverluste zu verhindern.

Ein gutes Jahrzehnt danach folgte der Karriereknick: In der juristischen Aufarbeitung der Affäre um Lustreisen des VW-Betriebsrats auf Firmenkosten sowie um geheime Boni und Schmiergelder musste Hartz mehrfach vor Gericht erscheinen. 2005 trat er zurück, 2007 wurde er wegen Untreue und Begünstigung von Betriebsräten zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt.

Warum ist Hartz IV nach Peter Hartz benannt?

Anfang 2002 wurde Hartz von der damaligen rot-grünen Bundesregierung unter dem Kanzler Gerhard Schröder (SPD) als Leiter einer Expertenkommission berufen.

Er sollte als Teil der Agenda 2010 die später nach ihm benannten Hartz-Reformen entwickeln. Diese wurden in vier Gesetze gegossen - von denen das letzte unter dem Namen Hartz IV bekannt wurde.

Heute beziehen laut Bundesagentur für Arbeit 3,86 Millionen Menschen in Deutschland Geld aus dem Topf, um ihre Existenz zu sichern. Offiziell handelt es sich dabei um das Arbeitslosengeld II, im Volksmund wird es aber Hartz IV genannt.

Würde Peter Hartz nochmal seinen Namen hergeben?

Der Name Hartz, der sei ein Fehler gewesen, sagt das SPD- und IG-Metall-Mitglied der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken anlässlich seines bevorstehenden Geburstags.

"Heute würde ich die damalige Hartz-Kommission eher Job-Kommission nennen." Denn die namentliche Verknüpfung der auch viel kritisierten Hartz-Gesetze I bis IV sei rückblickend "natürlich auch eine Belastung" gewesen.

Hält Peter Hartz Hartz IV für erfolgreich?

Aber: Die Reform sei nicht nur umstritten, sondern auch sehr erfolgreich gewesen, so der Ex-Manager. "Ich halte sie für eine der besten Reformen. Der Erfolg ist doch sehr nachweisbar." Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht in einer Studie tatsächlich davon aus, dass Hartz IV insgesamt wesentlich zur Verringerung der Arbeitslosigkeit in Deutschland beigetragen hat.

Kritiker bemängeln jedoch, dass für Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger eine Teilhabe am normalen Leben durch das wenige Geld, das ihnen zur Verfügung steht, kaum möglich ist. Auch die strengen Vorschriften, die mit dem Bezug der Sozialleistung einhergehen, sowie drohende Sanktionen werden immer wieder moniert.

Heute würde Peter Hartz die Reform mit den Möglichkeiten der Digitalisierung weiterentwickeln. "Wir sind ja gut 15 Jahre weiter." Er setzt auch Hoffnungen in die neue Regierung: "Die könnte die Reform sehr gut fortschreiben."

Was macht Peter Hartz heute?

Wirklich im Ruhestand ist der ehemalige Manager noch nicht. Erst vor kurzem wurde Hartz Gründungsvorstand eines Start-ups zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung.

Seinen Geburtstag feiert er zu Hause im Saarland mit seiner Familie. "Wegen Corona fällt die große Feier aus." Wie er sich zum runden Jubiläum fühle? "Mir geht es gesundheitlich altersgemäß gut." (dpa/fmg)

Mehr zum Thema Hartz IV