Berlin. Seit Jahren wird über ein staatliches Siegel für das Tierwohl diskutiert. Dass es nun krachend gescheitert ist, ist unverständlich.

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner strebte einst ein europäisches Siegel für Tierwohl an, ihr Nachfolger Christian Schmidt hatte eine Initiative auf deutscher Ebene im Sinn, die aktuelle Amtsinhaberin Julia Klöckner hat das Vorhaben immerhin zu einem Kabinettsbeschluss gebracht.

Und nun ist auch sie krachend gescheitert mit dem Plan, durch ein Tierwohl-Label auf Fleischprodukten bessere Standards auf den Höfen zu erreichen. Mehr als ein Jahrzehnt lang wurde viel diskutiert, Steuergeld für Studien zum Fenster hinausgeworfen – und für das Wohlergehen von Hühnern, Schweinen und Rindern rein gar nichts erreicht. Das ist politisches Versagen in Reinform.

Dass sich nun die Koalitionspartner Union und SPD gegenseitig die Schuld fürs Scheitern in die Schuhe schieben, macht es keinen Deut besser. Schließlich hatten sie schon 2019 im Bundeskabinett für das Tierwohl-Label gestimmt. Das macht das plötzliche Scheitern noch unverständlicher.

Tierwohl-Label gescheitert - doch der Markt regelt es

Immerhin: Woran die Politik krachend gescheitert ist, hat der Markt längst selbst geregelt. Weil Verbraucher zumindest im Umfragen betonen, wie wichtig ihnen Tierschutz ist, haben die großen Handelsketten vor zwei Jahren selbst das „Haltungsform“-Siegel eingeführt. Es gibt Auskunft, ob das Fleisch von einem Tier stammt, dass nach gesetzlichen Mindeststandards gehalten worden ist, oder ob es ein besseres Leben vor der Schlachtbank hatte.

Die Verbraucher haben jetzt also schon längst in vielen Fällen die Wahl, ob sie mit einem Griff zum teureren Fleisch aus besserer Haltung das Tierwohl stärken. Doch die bittere Realität ist: Gekauft wird weiter vor allem das billigste Angebot. Somit hätte wohl auch ein staatliches Tierwohl-Label einen überschaubaren Nutzen gehabt.

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