Berlin. Corona birgt Konflikte zwischen den Generationen. Junge Menschen ärgern sich auch über Wahlverhalten der Älteren, zeigt eine Studie.
Keine Partys, keine Freunde, wenig Schule oder Uni: Die junge Generation musste in der Pandemie auf vieles verzichten. Doch der Verzicht wird von der Gesellschaft nicht wertgeschätzt – das finden jedenfalls mehr als drei Viertel (76 Prozent) der jungen Europäerinnen und Europäer. In Deutschland liegt der Wert bei 75 Prozent. Das zeigen Ergebnisse der repräsentativen Tui-Jugendstudie „Junges Europa“, die unserer Redaktion vorliegen. Auch haben der Umfrage zufolge Krisen und Konflikte im persönlichen Umfeld der jungen Menschen zugenommen. Durchschnittlich 57 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage zu, 56 Prozent sind es unter den Deutschen.
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Tui-Studie: Widerstand bei Hygieneregeln birgt Konfliktpotenzial
Außerdem, so zeigen es die Studienergebnisse, gab es hinsichtlich der Beachtung der Hygieneregeln unterschiedliche Auffassungen in den Generationen. Im europäischen Durchschnitt gaben 38 Prozent der für die Studie Befragten an, die Einhaltung von Abstands- und Hygienemaßnahmen gegen den Widerstand der Eltern und Großeltern durchsetzen zu müssen. Deutschland und Polen bilden eine Ausnahme – hier waren es mit 28 beziehungsweise 25 Prozent deutlich weniger.
Und noch einen Konflikt zwischen jungen und alten Menschen legen die Ergebnisse der Studie offen: Die große Mehrheit der befragten jungen Europäerinnen und Europäer ärgert sich über das Wahlverhalten der Älteren.
Jugendliche üben Kritik an Wahlverhalten der älteren Generation
Demnach glauben 72 Prozent der Befragten, dass ältere Menschen bei ihren Wahlentscheidungen die Interessen der jungen Bevölkerung missachten. 64 Prozent der jungen Menschen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen sind sogar der Meinung, dass das Wahlverhalten die Zukunft junger Menschen gefährde.
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Bei den jungen Deutschen ist diese Meinung noch ausgeprägter: Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) stimmen voll und ganz beziehungsweise eher zu, dass Ältere durch ihr Wahlverhalten die Zukunft der Jungen gefährden. Nur in Großbritannien (70 Prozent) und Griechenland (81 Prozent) liegt dieser Wert höher. Und dieses Gefühl hat sich europaweit im vergangenen Jahr noch verstärkt. Mit Ausnahme von Großbritannien und Spanien hat die Wahrnehmung der Jungen in dieser Frage im Vergleich zum Vorjahr überall zugenommen.
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Die Ergebnisse zeigten, „dass junge Menschen ihre Interessen nicht immer ausreichend berücksichtigt sehen“, sagte Thomas Ellerbeck, Vorsitzender des Kuratoriums der Tui-Stiftung, unserer Redaktion. Das Miteinander der Generationen müsse gestärkt werden. Nur so könnten große Herausforderungen in Europa bewältigt werden.
Die kompletten Ergebnisse der Studie, bei der die Haltung zu Corona, politischer Beteiligung und die politische Einstellung abgefragt wurden, werden am Mittwoch vorgestellt. Seit 2017 erhebt die Tui-Stiftung die Meinungen junger Europäerinnen und Europäer. Über 6000 junge Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren aus sieben europäischen Ländern waren im April 2021 dafür befragt worden.