Berlin. Bei einem Besuch in Südfrankreich hat ein Mann Präsident Macron ins Gesicht geschlagen. Jetzt muss der Angreifer vier Monate in Haft.

Bereits zwei Tage nachdem er Präsident Emmanuel Macron eine Ohrfeige verpasst hat, ist der Angreifer verurteilt worden. Ein Gericht im südfranzösischen Valence verurteilte Damien T. am Donnerstag zu einer 18-monatigen Haftstrafe, davon wurden aber 14 Monate zur Bewährung ausgesetzt. Der 28-Jährige war bereits seit dem Angriff am 8. Juni in Gewahrsam. Er hatte angegeben, er habe mit der Ohrfeige „seine Unzufriedenheit“ über Macrons Politik ausdrücken wollen.

Die Anklage hatte in dem Schnellverfahren 18 Monate Haft für T. gefordert, der bisher nicht strafrechtlich auffällig geworden war. Sie machte einen „Akt willfähriger Gewalt“ gegen den Präsidenten geltend. Die Ohrfeige sei „völlig unzulässig“, belehrte der Staatsanwalt den 28-Jährigen, der im grünen T-Shirt zu dem Gerichtstermin erschienen war. Ihm wurde „Gewalt gegen eine Amtsperson“ vorgeworfen.

Angriff auf Macron: Mann teilt politische Überzeugungen der Rechten

Die Generalstaatsanwaltschaft hatte zuvor in Lyon mitgeteilt, der Angreifer habe bei einer Vernehmung Sympathien für die „Gelbwesten“-Bewegung und rechtsextremes Gedankengut erkennen lassen. T. sagte demnach, er habe Macron „instinktiv und ohne nachzudenken“ geohrfeigt, als dieser am Dienstag bei einem Besuch in der südfranzösischen Gemeinde Tain-l'Hermitage den Kontakt mit Bürgern suchte. Der Arbeitslose aus einem Dorf in der Region sagte demnach aus, er teile „politische Überzeugungen der Rechten oder Ultrarechten“, ohne einer Partei anzugehören.

Bei seinem ebenfalls festgenommenen Freund Arthur C., der die Ohrfeige für Macron mit seinem Handy gefilmt hatte, fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung unter anderem eine Ausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“. Daneben wurden auch Bücher über Kriegsführung, eine Flagge der russischen Revolution und Waffen beschlagnahmt. Arthur C. soll sich nun unter anderem wegen illegalen Waffenbesitzes verantworten.

Video mit Ohrfeige verbreitete sich im Internet

Der Vorfall war durch ein Video in die Öffentlichkeit geraten. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie Macron bei einem Besuch der 6000-Einwohner-Gemeinde Tain-l'Hermitage im Südosten Frankreichs auf Menschen hinter einer Absperrung zugeht und dort Hände schütteln möchte.

Während aus der Menge Klatschen zu hören ist, berührt der Präsident einen Mann am Arm. Statt den Gruß zu erwidern, holt der aber aus – und verpasst Macron einen Schlag ins Gesicht. Französischen Medien zufolge ruft er dabei „Nieder mit der Macronie“ („A bas la Macronie“), in Abwandlung eines royalistischen Schlachtrufes aus dem Mittelalter.

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Bodyguards reagieren sofort auf den Angriff

Der Sicherheitsdienst des Präsidenten reagiert umgehend: Bodyguards stürzen sich auf den Mann, andere schirmen Macron ab. Der Elysée-Palast, der Amtssitz des Präsidenten, bestätigte Medienberichten zufolge den Zwischenfall, sprach aber von einer versuchten Ohrfeige.

Demnach habe Macron seinen Besuch kurz nach der Attacke fortgesetzt. Knapp ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich ist Macron seit einigen Tagen auf „Tour de France“. Bei der Rundreise will der 43-Jährige den Franzosen nach eigenen Worten „den Puls fühlen“, um seine Chancen für eine Wiederwahl auszuloten. Der Vorfall ereignete sich gut zehn Tage vor Beginn der französischen Regionalwahlen, die als wichtiger Stimmungstest gelten. (pcl/afp)