Berlin. Bund und Länder hatten das Ziel, dass 90 Prozent der Ämter im Januar die Software Sormas einsetzen. Das ist nicht annähernd gelungen.

Bund und Länder sind mit ihrem Vorhaben, die Gesundheitsämter in Deutschland bis Januar 2021 mit moderner Software auszurüsten, gescheitert: Bis zum Jahreswechsel sollten 90 Prozent der rund 380 Gesundheitsämter die Software Sormas einsetzen, die das Nachverfolgen von Corona-Infizierten deutlich vereinfacht. Auf Anfrage unserer Redaktion teilt das Gesundheitsministerium mit, dass die Software allerdings zum 31. Dezember erst in 111 Gesundheitsämtern betriebsbereit bzw. in Betrieb gewesen sei – also nicht einmal in 30 Prozent der Ämter.

Die Software Sormas soll es erleichtern, Kontakte nachzuverfolgen, Symptome zu dokumentieren und diese Daten über Landkreisgrenzen hinweg zu teilen. Vielerorts arbeiten die Ämter noch mit Excel-Listen und mit Software, die die Weitergabe von Daten über Landkreisgrenzen hinweg nicht erlaubt. Kritiker sehen darin ein großes Problem: Viele der scharfen Corona-Maßnahmen werden nicht zuletzt damit begründet, dass Infektionsketten nicht nachverfolgt werden können.

Corona-Bekämpfung: Patientenbeauftragte fordert Einsatz von Sormas

Das Bundesgesundheitsministerium verweist darauf, dass die „Verantwortung für die Ausstattung der Gesundheitsämter und damit die Entscheidung über die Verwendung digitaler Hilfsmittel bei den Ländern und den Gesundheitsämtern selbst“ liege. Die Bundesregierung könne in diesem Zusammenhang nur unterstützend agieren.

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Auch die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke (CDU), nimmt die Kommunen in die Pflicht. „Ich appelliere an die verantwortlichen Bürgermeister und Landräte, die zentrale Sormas-Lösung nun schnellstmöglich zu implementieren. Jede Umstellung kann Leben retten“, sagte sie gegenüber unserer Redaktion. „Der öffentliche Gesundheitsdienst ist in der Hochphase der Pandemie weiterhin von Insellösungen bestimmt, obwohl innerhalb von nur 48 Stunden inklusive Schulung für jedes Gesundheitsamt bereits die Umstellung geschafft sein kann.“ Der flächendeckende Einsatz von Sormas sei ein wichtiger Schritt, um zu einer effektiven Nachverfolgung der Fälle zurückzukehren.

Sormas wurde vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung bereits im Jahr 2014 entwickelt, um das Ebola-Virus in Westafrika zu bekämpfen. Auch eine speziell auf die Corona-Pandemie zugeschnittene Version gibt es seit mehreren Monaten. Der Aufruf von Bund und Ländern, flächendeckend auf diese Lösung zu setzen, kam spät. Viele Gesundheitsämter ließen sich bereits im Sommer eigene Softwarelösungen entwickeln, die aber nicht miteinander vernetzt sind – die Nachverfolgung von Infektionsketten wird dadurch erheblich erschwert.