Paris. In Frankreich sinken die Corona-Infektionszahlen. Präsident Macron will den zweiten Lockdown vorsichtig lockern – und warnt zugleich.

Es wird eine Übung in äußerst vorsichtigem Optimismus. Auch wenn Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Dienstagabend im Fernsehen eine Lockerung des zweiten Lockdowns ankündigen will, so legt er doch großen Wert darauf, keine Entwarnung an der Corona-Front zu geben.

Deutlich sinkende Corona-Infektionszahlen und die Tatsache, dass der Patientenandrang in den Krankenhäusern endlich ein wenig nachlässt, belegen zwar, dass dank der harten Einschränkungen die zweite Welle erst einmal gebrochen scheint. Doch Regierung wie Experten fürchten, dass bei einer vorschnellen Rückkehr zur Normalität schon im Januar eine dritte Welle drohen könnte.

Frankreich: Die Zahl der Neuinfektionen hat sich mehr als halbiert

Seit dem Beginn des zweiten Lockdowns ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen um mehr als die Hälfte zurückgegangen und liegt mittlerweile unter 15.000. Seit dem 16. November sinkt auch die Anzahl der Neuzugänge in den Krankenhäusern, die Zahl der Intensivpatienten ging von 4903 auf 4438 zurück.

Doch die Regierung mahnt zu Vorsicht. „ Weihnachts- wie Neujahrsfeiern sind potentielle Covid-19 -Festspiele“, warnte Premierminister Jean Castex noch zu Beginn der Woche. Grund genug für Macron, den Bürgern vorerst nur geringe Erleichterungen einräumen zu wollen.

Kirchen und Geschäfte sollen ab dem Wochenende wieder öffnen dürfen

Zu ihnen gehört die Erlaubnis für Kirchen und Einzelhandelsgeschäfte , ab dem kommenden Wochenende unter verschärften Hygieneauflagen wieder öffnen zu dürfen. Einkäufe – in den vergangenen Wochen war den Franzosen nur die Versorgung mit Medikamenten, Treibstoff, Lebensmitteln und Tabak gestattet – werden in der Vorweihnachtszeit somit keinerlei Einschränkungen mehr unterliegen.

Im Übrigen gilt, dass unsere Nachbarn weiter auf alle angenehmen Seiten des Alltagslebens verzichten müssen. Bars , Restaurants , Kinos und Theater bleiben geschlossen und ihre Wohnungen dürfen die Menschen auch in den nächsten zwei Wochen nur mit Passierschein verlassen, um zur Arbeit zu gehen, ihre Kinder zur Schule zu bringen, Einkäufe, Arztbesuche und Behördengänge zu erledigen, um den Häuserblock zu joggen oder den Hund Gassi zu führen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will noch keine Entwarnung im Kampf gegen das Corona-Virus geben.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will noch keine Entwarnung im Kampf gegen das Corona-Virus geben. © Ian Langsdon / AFP

Ab Mitte Dezember sind weitere Lockerungen denkbar

Erst für Mitte Dezember stellte der Präsident eine größere Bewegungs- sowie eine höchstwahrscheinlich begrenzte Reisefreiheit in Aussicht. Bis dahin soll auch entschieden werden, ob die derzeit geschlossenen Skistationen in den Weihnachtsferien Urlauber empfangen dürfen. Lesen Sie dazu: Corona-Winter 2020: Wo ist Skiurlaub noch möglich?

Mehrfach mahnte Macron, dass man „vorsichtig bleiben“ müsse. Der Virus sei zwar auf dem Rückmarsch, aber eben nicht besiegt und könne bei allzu großem Leichtsinn wie im Spätsommer sehr rasch wieder an Raum gewinnen. Eine „schrittweise Rückkehr“ zu einem Leben vor der Pandemie sei jedoch absehbar, da alles dafür getan werde, möglichst rasch mit einer breit angelegten Impfkampagne beginnen zu können.

Trotz des harten Lockdowns gibt es bisher kaum Proteste

Aufmunternde Worte also, doch ob sie verfangen, ist eine andere Frage. Die Franzosen, die jetzt weiter die Zähne zusammenbeißen sollen, ertragen den zweiten Lockdown laut Umfragen deutlich schlechter als den ersten. Unmut und Frust greifen um sich, allein die Zahl der Menschen, die unter Depressionen leiden, hat sich innerhalb der letzten sechs Wochen von 10 auf 21 Prozent verdoppelt.

Darüber hinaus erklären beinahe 40 Prozent der Franzosen, an Schlafstörungen zu leiden. Dennoch gibt es bislang keine größeren Proteste , wenn man von denen der erbosten Einzelhändler einmal absieht.

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    Größer als in allen übrigen Ländern ist hingegen die Zahl der Impfstoffgegner . Laut einer aktuellen Umfrage geben 46 Prozent der befragten Franzosen an, sich auf gar keinen Fall gegen Corona impfen lassen zu wollen, weitere 14 Prozent sind noch unentschlossen.