Berlin. Nach dem Tod von Thomas Oppermann (SPD) fand im Bundestag eine Trauerfeier statt. Dabei hielt Wolfgang Schäuble eine bewegende Rede.

  • Nach dem Tod von Thomas Oppermann (SPD) fand im Bundestag eine Trauerfeier statt
  • Viele Politiker zeigten sich schockiert und betroffen
  • Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) fand bewegende Worte

In den vergangenen Tagen ging es im politischen Berlin mal nicht nur um den richtigen Umgang mit der Corona-Pandemie. Eine andere Nachricht sorgte für große Anteilnahme und Bestürzung über alle Parteigrenzen hinweg. Am Sonntag war Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD) plötzlich und ohne bekannte Vorerkrankung kurz vor einem TV-Interview gestorben.

Am Mittwoch um 12 Uhr haben die Parlamentarier im Bundestag von dem 66-jährigen Oppermann Abschied genommen. Seine Partnerin und drei seiner vier Kinder saßen auf den oberen Rängen des Bundestags. Das jüngste Kind, ein Junge, weinte immer wieder, und hielt die 30-minütige Trauerfeier doch tapfer aus.

In Berlin trägt sich Thomas de Maizière (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages, im Bundestagsfoyer in das Kondolenzbuch für den verstorbenen Bundestagsvizepräsidenten Thomas Oppermann ein.
In Berlin trägt sich Thomas de Maizière (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages, im Bundestagsfoyer in das Kondolenzbuch für den verstorbenen Bundestagsvizepräsidenten Thomas Oppermann ein. © dpa | Kay Nietfeld

Es begann musikalisch. Das Eisler-Trio der Hochschule Hanns Eisler in Berlin, Tobias Feldmann (Violine), Theresa Schwamm (Bratsche) und Arne-Christian Pelz (Violoncello), trugen das Andante aus dem 4. Satz (Choral) der Ungarischen Volksmelodien von Béla Bartók (1881-1945) in der in Bearbeitung von Karl Kraeuter vor. Danach sprach Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble über seinen Vize. Er erinnerte daran, wie Oppermann in einer seiner letzten Reden das Vertrauen in die Parlamentarier und die Demokratie beschworen hatte.

Bundestagspräsident über Thomas Oppermann: „Macher mit scharfem Verstand“

Schäuble lobte ihn als „durchsetzungsstarker Macher“ mit einem „scharfen Verstand“, der „oft gegen den Strom geschwommen war“, der „streitbar in der Sache war, pointiert und schlagfertig in der politischen Auseinandersetzung“ und „herzlich und verbindlich im persönlichen Umgang“ war. Oppermann habe hohe Wertschätzung über alle Fraktionen und Parteigrenzen hinweg genossen.

Schäuble selbst habe ihn als Menschen mit einem feinen Humor und Selbstironie erlebt. „Wer ihn zuletzt traf, spürte, dass er mit sich im Reinen war und voller Vorfreude für die Zeit nach der Politik.“ Schäuble versprach, dass der Deutsche Bundestag sein Andenken bewahren werde.

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich lobte in der Rede nach Schäuble Oppermanns starke analytischen Fähigkeiten: „Es ist kein Geheimnis. Thomas Oppermann wäre zwar gern Bundesminister geworden, aber er füllte das Abgeordnetenmandat mit Leib und Seele aus.“ Er habe „Politik für die Leute gemacht, die hart arbeiten und die sich an die Regeln halten“. Mützenich erinnerte an Oppermanns politische Stationen und seinen Werdegang als Jurist mit Prädikatsexamen. „Oppermann war ein herausragender Politiker und ein vielbelesener Mensch.“ Er spielte Fußball, er wanderte, war ein begeisterter Basketball-Fan.

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich: „Herausragender Politiker, vielbelesener Mensch“

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) spricht bei der Trauerfeier für den verstorbenen Bundestags-Vizepräsidenten Thomas Oppermann (SPD) im Deutschen Bundestag.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) spricht bei der Trauerfeier für den verstorbenen Bundestags-Vizepräsidenten Thomas Oppermann (SPD) im Deutschen Bundestag. © dpa | Bernd von Jutrczenka

Sein Abschied schmerze, „aber wir werden ihn in sehr guter Erinnerung behalten“, so Mützenich. Er schloss mit den Worten: „Wir bedanken uns, dass wir einen Teil mit Thomas gehen durften: Seite an Seite.“

Nach der Rede Mützenichs spielte das Eisler-Trio eine bewegende Streicherversion von „Let it be“ von den Beatles, einer der Lieblingsbands von Thomas Oppermann. Neben Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), Alt-Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) waren auch Claudia Roth (Grüne), Karl Lauterbach (SPD), Anton Hofreiter (Grüne), Außenminister Heiko Maas (SPD) , Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und FDP-Chef Christian Lindner im Bundestag anwesend. Allen sah man an, wie sehr sie der Abschied bewegte, einige wischten sich die Tränen von den Wangen.