Berlin. Corona: Aus Angst vor einem neuen Lockdown rufen mehrere Politiker die Unternehmen dazu auf, das Weihnachtsgeld vorzeitig auszuzahlen.

Aus Angst vor einem Lockdown fordern mehrere Politiker, das Weihnachtsgeld vorzuziehen. Die Menschen sollen in den Städten einkaufen gehen, solange sie das noch dürfen. Nach dem Ausbruch der Pandemie waren die Geschäfte im Frühjahr geschlossen. Weihnachtsshopping in Corona-Zeiten: Geht das überhaupt?

Ein Lockdown zur Adventszeit würde den Einzelhandel noch härter treffen. Bei Spielzeug, Uhren, Schmuck, Parfümerie oder Bekleidung entfallen auf das Weihnachtsgeschäft 20 bis 25 Prozent des Jahresumsatzes, teilweise auch mehr.

Die Online-Riesen wären die Profiteure

„Wir müssen den Einzelhandel jetzt unterstützen“, sagte der rheinland-pfälzische CDU-Fraktionschef Christian Baldauf der „Bild“. Er appellierte an Firmen, das Weihnachtsgeld nicht wie gewöhnlich mit dem Novembergehalt auszuzahlen, sondern schon einen Monat früher. Das klingt nach „Fake News“ oder nach einem Aprilscherz. Aber der Mann meint es ernst - und er ist nicht allein.

Wie Baldauf äußerten sich die Bundestagsabgeordneten Florian Post (SPD) und Michael Theurer (FDP). Erst am Mittwoch hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die 16 Ministerpräsidenten der Länder beteuert, dass sie einen Lockdown vermeiden wollen. Nachdem die Coronavirus-Neuinfektionen im dritten Tag in Folge auf Allzeithoch liegen, stellen sich offenbar aber immer mehr Politiker insgeheim darauf ein, dass es doch dazu kommen könnte.

Auf dem Spiel stehen 100 Milliarden Euro

Für den Einzelhandel wäre es ein GAU. 2019 gaben die Kunden im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft rund 102 Milliarden Euro aus. Damals war ein Einkaufsbummel ohne Maske und Angst vor Gedränge noch möglich. Bei einem Lockdown bliebe den Menschen nichts anderes übrig, als ihre Geschenke online zu bestellen.

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Darauf spielt der FDP-Mann Michael Theurer an: „Bevor das Ganze bei anonymen Online-Riesenlandet, wäre es großartig wenn die Unternehmen, die trotz Corona noch Weihnachtsgeld zahlen können, dessen Auszahlung vorziehen.“

Handelsverband skeptisch bei vorzeitigem Weihnachtsgeld

Der Handelsverband Deutschland reagiert zurückhaltend auf Vorschläge von Politikern, Weihnachtsgeld-Zahlungen in diesem Jahr vorzuziehen und damit den Einzelhandel zu stärken. Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Wir begrüßen alle Maßnahmen, die unseren Innenstadt-Einzelhändlern helfen, durch diese Corona-Krise zu kommen“.

Eine vorgezogene Auszahlung tue dies allerdings nur in sehr geringem Umfang. „Leider meiden viele Kunden derzeit den Einkaufsbummel, weil sie in Corona-Zeiten möglichst wenig Menschen begegnen wollen“, sagte Genth. Außerdem sei die Sparquote zurzeit sehr hoch. Für die in Not geratenen Händler seien deshalb direkte Hilfszahlungen zielführender, fügte er hinzu.

Aus Gründen des Infektionsschutzes wäre es aber nicht mal unangebracht, die Geschenke früher als sonst zu besorgen - um Einkäufe zu entzerren, Gedränge zu vermeiden. Und doch wäre ein vorzeitiges Weihnachtsgeld so ungewöhnlich wie Schnee im Oktober. Dann könnte man auch gleich den Slogan wieder aufleben lassen, der Werbegeschichte geschrieben hat: „Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten?“