Berlin. Wegen der Corona-Pandemie sind viele Studierende in einer finanziellen Notlage. Über ein Drittel ihrer Hilfsanträge wurden abgelehnt.

Rund 120.000 Studierende haben von Juni bis September 2020 bei den Studenten- und Studierendenwerken Anträge auf sogenannte Corona-Überbrückungshilfen gestellt. Viele haben die Hilfe sogar mehrfach beantragt: Insgesamt wurden bisher rund 244.000 Anträge gestellt. Das Programm ist Ende September ausgelaufen.

In 150.000 Fällen wurde die Überbrückungshilfe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) an Studierende in pandemiebedingter Notlage ausbezahlt. Das geht aus einem abschließenden Bericht des Deutschen Studentenwerks (DSW), der unserer Redaktion vorab vorliegt.

Corona-Hilfe: Bis zu 500 Euro pro Monat für Studierende

Wegen der Coronakrise hatte das Bildungsministerium zwei verschiedene Hilfsangebote für Studenten auf den Weg gebracht: Insgesamt wurden 100 Millionen Euro, die nicht zurückgezahlt werden müssen, für die Überbrückungshilfen zur Verfügung gestellt. Diese sollten kurzfristig jenen Studenten und Studentinnen helfen, die mit Kontoauszügen nachweisen konnten, dass sie in einer Notlage sind, etwa weil regelmäßige Zahlungen aus eine Nebenjob plötzlich ausblieben.

Monatlich konnte eine Unterstützung von 100 bis maximal 500 Euro beantragt werden. Die zweite Säule ist der KfW-Studienkredit, den es auch vor der Krise schon gab, der nun aber seit Mai bis März 2021 zinsfrei gestellt ist. Nach Angaben des Ministeriums wird er seit der Zinsfreistellung deutlich stärker in Anspruch genommen.

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Corona-Hilfen: Über ein Drittel der Anträge abgelehnt

Von den Anträgen auf Überbrückungshilfen entfielen laut DSW 30 Prozent auf ausländische Studierende. Insgesamt wurden von den verfügbaren 100 Millionen Euro bisher etwa 65 Millionen Euro als nicht rückzahlbarer Zuschuss an bedürftige Studierende ausbezahlt. Nach Angaben des Studentenwerks-Verbands wurden 63 Prozent der Anträge zugesagt, 36 Prozent abgelehnt, bei einem Prozent laufen derzeit noch Nachfragen.

Die Bearbeitung sei für die Studentenwerke ein Kraftakt gewesen, erklärt DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde: „Insgesamt waren 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Überbrückungshilfe betraut. Diese Teams – vor Ort teilweise bis zu 80 Köpfe stark – mussten sich inhaltlich einarbeiten, über Monate hinweg mehrere Tausend Anträge bearbeiten. Das war ein immenser Kraftakt, und ein enormer Stresstest.“DSW-Chef: „Viele Studierende sind in einer dauerhaften Notlage“

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Auch ohne Corona-Pandemie befanden sich viele Studenten in finanzieller Notlage

Bei mehr als der Hälfte der abgelehnten Anträge befanden sich die Studierenden zwar in einer finanziellen Notlage, diese war aber keine Folge der Pandemie und bestand schon vorher. „Diese Studierenden sind in einer dauerhaft prekären Notlage. Kurz: Es gibt eine strukturelle Armut unter den Studierenden, die schon vor der Pandemie virulent war. Diesen Studierenden konnten wir leider nicht helfen“, so Achim Meyer auf der Heyde. Er forderte daher erneut eine strukturelle Reform der Studienfinanzierung – dies sei dringend nötig.

SPD kritisiert Ende der Corona-Hilfe für Studierende

Die Überbrückungshilfe war von Anfang an als befristete Leistung geplant. Für das Wintersemester ist derzeit keine Neuauflage geplant. Bei Bedarf sei dies aber möglich, hieß es Ende September aus dem CDU-geführten Bundesbildungsministerium.

Kritik an dem Aus gab es sowohl aus der Opposition als auch vom Koalitionspartner SPD. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Oliver Kaczmarek, erklärte schon im September gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass das Ende des Hilfsprogramms angesichts steigender Infektionszahlen und allgemeiner Warnungen vor einer zweiten Infektionswelle verwundere.

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(mit dpa)