Washington. Donald Trump hat seiner Militärführung Kriegstreiberei für die Rüstungsindustrie vorgeworfen. US-Soldaten seien aber in ihn verliebt.

Die Zerrüttung zwischen US-Präsident Donald Trump und den Spitzen des Militärs greift immer tiefer. Bei dem Versuch, sich erneut gegen Medienberichte zu wehren, die ihm despektierliche Äußerungen gegen tote US-Kriegshelden („Verlierer” und „Trottel”) vorhalten, hat Trump eine in dieser Form noch nie von einem amtierenden Commander-in-Chief angetastete Front aufgemacht.

Kurz gesagt erklärte Trump die von ihm persönlich ausgewählte Spitze im Pentagon für kriegslüstern, um den Rüstungskonzernen fette Einnahmen zu bescheren. Wörtlich sagte Trump: „Ich sage nicht, dass das Militär in mich verliebt ist – die Soldaten sind es, aber die Führung im Pentagon ist es wahrscheinlich nicht, weil sie nichts anderes will, als Kriege zu führen, um alle die wunderbaren Unternehmen, die die Bomben und die Flugzeuge und alles andere produzieren, glücklich zu machen.”

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Trump erntet heftige Kritik

Der Vorwurf der Kriegstreiberei an die eigenen Leute hat in Militärkreisen Wut und Empörung ausgelöst. Der ehemalige Vier-Sterne-General Barry McCaffrey, dreifacher Träger des Tapferkeitsordens „Purple Heart”, sprach von einer „tödlichen Beleidigung der Streitkräfteführung”, die völlig realitätsfremd sei.

Der pensionierte Rear Admiral John Kirby, in der Vorgänger-Regierung Sprecher des Verteidigungsministeriums, erklärte, Trump würdige damit den Dienst der Militärführung herab und verleihe seiner „Gedankenlosigkeit Glaubwürdigkeit”.

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    Dagegen wies der Stabschef der Armee, General James McConville, Trumps Vorhaltungen zurück: „Ich kann dem amerikanischen Volk versichern, dass erfahrene Kommandeure nur dann die Entsendung von Kampftruppen empfehlen, wenn es die nationale Sicherheit erfordert oder das letzte Mittel darstellt”, sagt McConville in einem Interview und fügte hinzu: „Das ist meine ganz entschiedene Auffassung.”

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    Auf der Suche nach Motiven für Trumps Verdächtigungen kamen Insider aus Pentagon-Kreisen auf kürzlich von Generalstabschef Mark Milley bekräftigte Äußerungen, wonach das US-Militär im Falle eines befürchteten Disputs beim Ausgang der Präsidentschaftswahl im November „keine Rolle bei der Beilegung von Streitigkeiten spielen wird, falls die Wahlergebnisse in Zweifel gezogen werden”.

    Trump stieß das Bekenntnis zur Neutralität dem Vernehmen nach sauer auf. Bereits im Sommer hatte er das Militär zur Beilegung von teilweise gewalttätigen Demonstrationen im Umfeld des Weißen Hauses einsetzen wollen und sich dabei einen Korb von der Militärspitze geholt.

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