Berlin. Immer wieder eskaliert die Lage. Diktator Kim Jong Un bricht mit dem Völkerrecht. Jetzt soll es zu gezielten Schüssen gekommen sein.

Lange war es ruhig an der Grenze zwischen Nordkorea und dem Nachbarn Südkorea. Das Land ist offiziell im Krieg – doch es ist ein Kalter Krieg, seit vielen Jahrzehnten. Immer wieder aber wird dieser Krieg heiß, bastelt Nordkorea an Atomsprengköpfen, testet Raketen. Der Grenzstreifen ist vier Kilometer breit und 250 Kilometer lang.

Jetzt kam es zu einem Schusswechsel an dieser eng bewachten Grenze. So berichtet es das südkoreanische Militär. Die Schüsse aus Nordkorea hätten einen südkoreanischen Wachposten in der entmilitarisierten Zone getroffen, erklärte der Generalstab in Seoul. Die südkoreanische Armee schoss demnach zurück. Opfer gab es den Angaben zufolge auf südkoreanischer Seite nicht.

Die südkoreanische Armee habe auf den Beschuss mit zwei Gewehrsalven und einer formalen Warnung gemäß der beiderseitigen Vereinbarungen reagiert, erklärte der Generalstab. Die südkoreanische Militärführung hat nach eigenen Angaben über eine militärische Hotline Kontakt zum nordkoreanischen Militär aufgenommen, um den Grund für den Zwischenfall zu klären.

Seit dem Krieg gibt es zwischen den beiden verfeindeten Ländern keinen Friedensvertrag

Schwer bewachtes Grenzgebiet: Eine nordkoreanische Flagge weht im Wind an einem militärischen Wachposten an der Grenze zu Nordkorea.
Schwer bewachtes Grenzgebiet: Eine nordkoreanische Flagge weht im Wind an einem militärischen Wachposten an der Grenze zu Nordkorea. © dpa | Ahn Young-Joon

Süd- und Nordkorea befinden sich bis heute formal im Kriegszustand, weil nach dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Seitdem trennt die entmilitarisierte Zone die beiden Teile der koreanischen Halbinsel. Innerhalb des Gebiets sind Patrouillen erlaubt, dabei dürfen die Soldaten aber nicht die Demarkationslinie, also die Grenze zwischen beiden Ländern, überschreiten.

Südkoreas Präsident Moon Jae In und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatten im September 2018 bei einem Gipfeltreffen in Pjöngjang ein Abkommen unterzeichnet, mit dem die militärischen Spannungen an der Grenze abgebaut werden sollten. Die meisten Vereinbarungen wurden von Nordkorea aber nicht umgesetzt. Pjöngjang hat die Verbindungen zu Seoul weitgehend gekappt.

Kim hatte sich nach einer dreiwöchigen Abwesenheit und Gerüchten über eine angebliche schwere Erkrankung laut Berichten nordkoreanischer Staatsmedien am Freitag bei der Einweihung einer Düngemittelfabrik in der Stadt Sunchon erstmals wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Nordkoreas Machthaber war nun wieder lachend und augenscheinlich gesund auf offiziellen Fotos zu sehen.

Ende März hatte die selbst erklärte Atommacht Nordkorea nach dreimonatiger Pause seine Raketentests wiederaufgenommen. Nordkorea feuerte zwei Flugkörper ab, bei denen es sich vermutlich um ballistische Raketen von kurzer Reichweite gehandelt habe, teilte Südkoreas Generalstab mit.

Nordkorea schottete sich in der Corona-Pandemie noch mehr ab

Mehrere Resolutionen der Vereinten Nationen untersagen Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch atomare Sprengköpfe tragen können. Es war der erste Raketentest des wegen seines Atomwaffenprogramms isolierten Landes seit Ende November 2019.

Damals hatte Nordkorea Raketen getestet, die laut Südkorea von einem großen Mehrfachraketenwerfer ausgingen. Seitdem hatte Nordkorea zunächst Abstand von weiteren Tests genommen. In Südkorea wurde schon spekuliert, die Unterbrechung könnte eventuell mit Pjöngjangs strikten Maßnahmen gegen eine Verbreitung des Covid-19-Erregers zu tun haben.

Angesichts der Krise um Covid-19 hatte Nordkorea zu Beginn der Pandemie alle Land-, Zug- und Flugverbindungen ins Ausland eingestellt - auch für Diplomaten. Alle Ausländer im Land wurden unter Quarantäne gestellt.

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