Berlin. Das Auktionshaus Sotheby’s hat derzeit ein früheres Nazi-Hotel im Angebot. Erwähnt wird die dunkle Vergangenheit allerdings nicht.

„Ein Reise durch die Zeit mit einer traumhaften Kulisse“ – so preist das Auktionshaus Sotheby’s auf seiner Webseite eine ganz besondere Immobilie auf dem Obersalzberg in Bayern an. Wer 3,65 Millionen Euro hat, kann Besitzer des Hotels „Zum Türken“ werden.

Von einem „wunderschönen Grundstück“, einer„atemberaubenden Alpen-Kulisse“ und einem „magischen Platz für Naturliebhaber“ schwärmen die Makler. Und erwähnen dabei nicht, um was für ein historisch schwer belastetes Hotel es sich hier dreht.

Hotel „Zum Türken“ war Nazi-Herberge

Denn das 1911 erbaute Haus grenzt an Hitlers früheren privaten Landsitz „Berghof“ und diente damals als Unterkunft für Gestapo und Reichssicherheitsdienst. Der „Berghof“ wurde nach dem Krieg vom Land Bayern gesprengt, das Hotel „Zum Türken“ steht noch immer da. Sogar eigene intakte sowie zugängliche Bunkeranlagen gibt es.

Auch die erwähnt Sotheby’s lieber nicht.

Ähnlich wie das Auktionshaus gehen auch die aktuellen Besitzer mit der Nazi-Vergangenheit um. Auf der Homepage des Hotels „Zum Türken“, das seit 1949 in Familienbesitz ist, werden nicht nur die schöne Aussicht und die familiäre Atmosphäre gelobt, sondern auch Bunkerführungen angeboten. Den Gast erwarte ein „unverfälschtes Ambiente der 50er und 60er Jahre“ sowie „Nostalgie“.

Gasthaus könnte von Rechten missbraucht werden

Nicht überraschend ist dann, dass das Anwesen bis zuletzt ein Anziehungspunkt für Rechtsextremisten gewesen sein soll, wie der „Donaukurier“ berichtet.

Nun könnten Rechtsextremisten dieses Anwesen kaufen und den Ort missbrauchen, warnt Karl Freller, Vizepräsident des bayerischen Landtags und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. „Ich sehe das Risiko, dass es in falsche Hände gerät. Deshalb halte ich es für geboten, dass der Freistaat sich das Anwesen sichert“, sagte Freller der Zeitung. Es dürfe keine Wallfahrtsstätte für Rechte auf dem Obersalzberg entstehen. Das sind Symbole und Codes der Rechtsextremisten.

Doch sowohl der Freistaat als auch die Kommune vor Ort besitzen laut „Donaukurier“ kein Vorkaufsrecht. Und somit könnte das Hotel mit Nazi-Geschichte weiterhin in Privatbesitz bleiben. (jha)

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        Quelle: Sotheby’s