Berlin. Zwei Imker aus Brandenburg kippen vor dem Amtssitz von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) Honig aus. Warum sie das taten.

Es ist ein im Wortsinn „vergiftetes Geschenk“: Ein Imkerpaar aus Brandenburg hat am Mittwoch mit Glyphosat verseuchten Honig vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft abgeladen. Einen Teil der ebenso ungenießbaren wie klebrigen Masse kippten die erbosten Imker auf die Treppe der Behörde. Warum sie das taten?

Sebastian und Camille Seusing protestierten so gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung. Die Imker werfen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) vor, zu wenig für den Schutz von Bienen und der ökologischen Artenvielfalt zu tun.

Glyphosat im Honig: Imkerpaar erleidet Schaden von 60.000 Euro

Bei dem Honig handelte es sich laut „Bündnis zum Schutz der Bienen“ um zweieinhalb Tonnen mit Glyphosat belasteten Honig aus dem Betrieb des Imkerpaars in Börnicke bei Bernau. Ende April stellten Sebastian und Camille Seusing erstmals fest, dass es an einem ihrer Bienenstandorte zu einer schweren Kontamination mit Glyphosat gekommen ist.

Glyphosat-Rückstände vom bis zu 152-fachen des erlaubten Grenzwerts wurden nachgewiesen. Der Grund: Der Unkrautvernichter war ihren Angaben zufolge auf einer benachbarten Wiese versprüht worden.

Honiggläser mit einem Totenkopf als Etikett stehen vor dem Landwirtschaftsministerium in Berlin. Damit protestieren Imker aus Brandenburg gegen Glyphosat im geernteten Honig.
Honiggläser mit einem Totenkopf als Etikett stehen vor dem Landwirtschaftsministerium in Berlin. Damit protestieren Imker aus Brandenburg gegen Glyphosat im geernteten Honig. © dpa | Ralf Hirschberger

Nach Angaben des Imkerpaares war die „totgespritzte“ Wiese mit Löwenzahn bewachsen, der von den Bienen als Nektarquelle genutzt wird. Insgesamt müsse das Paar vier Tonnen Honig vernichten, berichtet das „Bündnis zum Schutz der Bienen“. Der Schaden soll sich demnach auf 60.000 Euro belaufen.

Bienensterben schreitet dramatisch voran

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    Das Klöckner-Ministerium wiegelt ab. Die Ressortchefin lässt in einer Mitteilung bekanntgeben: „Bei den bislang aus Brandenburg bekannten Höchstgehaltsüberschreitungen von Glyphosat in Honig, die über den geltenden EU-Grenzwert hinausgehen, handelt es sich um Einzelfälle.“

    Unkrautvernichter Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein

    Allerdings erkennt das Ministerium das protestierende Bioland-Imkerpaar als einen solchen Einzelfall an. „Der betroffene Honig ist nachweislich nicht verkehrsfähig“, heißt es in der Mitteilung.

    Honigbienen sitzen auf einer Wabe. Die Verantwortlichkeiten für die Verunreinigung des Honigs des Imkerpaares sollen jetzt von den Behörden vor Ort ermittelt werden.
    Honigbienen sitzen auf einer Wabe. Die Verantwortlichkeiten für die Verunreinigung des Honigs des Imkerpaares sollen jetzt von den Behörden vor Ort ermittelt werden. © dpa | Sebastian Gollnow

    Und weiter: Ob sich der Landwirt, der für die Glyphosat-Verunreinigung verantwortlich sei, nicht entsprechend der fachlichen Praxis verhalten habe, müsse von den Behörden vor Ort aufgeklärt werden. Damit scheint das Thema für das Klöckner-Ministerium beendet.

    Das Imker-Paar zieht vor Gericht

    Nicht so für die Imker: „Die Haftungsfrage dieses „für uns existenzbedrohenden Schadens ist noch ungeklärt“, teilen Sebastian und Camille Seusing mit. Beide wollen nun vor Gericht Schadensersatz geltend machen und in einem Musterprozess auf einen gesetzlichen Schutzanspruch für Imkereien vor derartigen Pestizidschäden hinwirken.

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    Der Unkrautvernichter Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Mit dem Glyphosateinsatz soll spätestens ab 2023 Schluss sein, Ende 2022 läuft die Zulassung in der EU aus.

    (max/dpa)