Berlin. Die Rettung des ältesten und zweitgrößten Reisekonzerns der Welt ist gescheitert. Was Fluggäste jetzt wissen sollten.

Auch der deutsche Reiseveranstalter Thomas Cook hat einen Insolvenzantrag gestellt. Es handelt sich um eine Tochter des insolventen britischen Touristikkonzern. Eine entsprechende Mitteilung machte das Unternehmen am Mittwochmorgen in Oberursel bei Frankfurt. Gerade erst hat Condor wieder Hoffnung geschöpft.

Auch die Deutsche Thomas Cook hatte zuvor einen staatlichen Überbrückungskredit beim Bund beantragt. Die Anfrage sei am Montag erfolgt, sagte eine Sprecherin. Zur Höhe wurden keine Angaben gemacht.

„Wir tun alles in unser Macht Stehende, um den Fortbestand unseres Unternehmens zu sichern“, hatte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Thomas Cook GmbH, Stefanie Berk, am Dienstag erklärt. Es soll verhindert werden, dass das Unternehmen Teil der Insolvenzmasse des britischen Mutterkonzerns wird.

„Ziel einer Sanierung ist es, das profitable, aber schon länger durch das schwache Geschäft von Thomas Cook in Großbritannien und den Brexit belastete Geschäft des deutschen Veranstalters selbstständig fortzuführen“, hieß es.

Das Unternehmen beschäftigt in Deutschland etwa 2000 Mitarbeiter. Man sei zudem im Kontakt mit allen zuständigen Gremien auf Regierungsebene in Berlin und in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.

In Last-Minute-Gesprächen mit Investoren, Hotelbetreibern und Vertriebspartnern habe man aber zumindest die Zuversicht gewonnen, dass Neckermann Reisen, Öger Tours und Bucher Reisen eine Zukunftschance hätten. „Das überaus positive Feedback der letzten Tage macht uns sehr zuversichtlich, dass die Traditionsmarken die Chance bekommen, bald wieder in gewohnter Weise am Markt aktiv sein zu können“, sagte Berk. Einen Käufer hat sie vor einer Insolvenz aber nicht gefunden. Thomas Cook hat eine ganze Liste von Tochter-Unternehmen in Deutschland.

Thomas Cook ist pleite – Das Wichtigste in Kürze:

  • Hunderttausende Urlauber sind von der Pleite von Thomas Cook betroffen
  • Die Bundesregierung will Condor mit einem Überbrückungskredit helfen
  • 140.000 Gäste aus Deutschland bangen um ihren Urlaub
  • Längerfristige Reisen sind nicht mehr garantiert
  • Die britische Regierung hat den Notfallplan „Matterhorn“ gestartet
  • Im Falle einer Insolvenz des deutschen Unternehmens übernimmt Zurich Versicherungen
  • Schwer trifft es auch Länder wie etwa Griechenland
  • Auch deutsche Urlauber von Tui sind betroffen

Die nun verkündete Insolvenz ist eine der vielen Folgen der Pleite des britischen Konzerns Thomas Cook: Viele Kunden tappen im Dunkeln und verirren sich in der großen Anzahl der Tochterunternehmen des Konzerns. Die Lage ist unklar. Hinzu kommt: Auch andere Reiseveranstalter wie etwa TUI sind betroffen. Für Länder wie Griechenland hat die Pleite derweil schwerwiegende finanzielle Folgen. In Mallorca strandeten viele Thomas-Cook-Urlauber. So erlebt eine Urlauberin auf Rhodos die Thomas-Cook-Pleite.

Zumindest Condor erhält einen Staatskredit in Höhe von 380 Millionen Euro. Damit sind die knapp 5000 Arbeitsplätze beim Ferienflieger Condor aus Sicht der Gewerkschaft Verdi vorerst gesichert. „Mit diesem Überbrückungskredit kann das Unternehmen in den nächsten Monaten weiterarbeiten“, teilte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle am Mittwoch mit.

Zurich Versicherung springt ein

In Deutschland sind Reisen generell über Versicherungen gedeckt, so dass Urlauber auch Chancen haben, weiter oder nach Hause reisen zu können. Pauschalreisende von Thomas Cook in Deutschland sind über den schweizerischen Versicherungskonzern Zurich Versicherung gegen die Folgen einer Insolvenz abgesichert – allerdings womöglich nicht komplett.

Ein Zurich-Sprecher bestätigte am Montag in Bonn, dass das Unternehmen die – seit 1994 für Pauschalreisen verpflichtenden – Reisesicherungsscheine für Thomas Cook bereitstelle. Ohnehin sind diese Policen auf 110 Millionen Euro pro Reiseveranstalter und Jahr gedeckelt. Was Reisende jetzt zur Thomas-Cook-Insolvenz wissen müssen.

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Mallorca-Urlauber von Thomas Cook gestrandet

Die Insolvenz versetzt auch die Tourismusbranche auf Mallorca in Aufruhr. Die Konsequenzen der Pleite für die spanische Urlaubsinsel seien „von einer bisher nie dagewesenen Dimension“, sagte die Präsidentin des Hotelierverbandes FEHM, Maria Frontera, am Montag vor Journalisten in Palma.

Größte Rückholaktion der Briten in Friedenszeiten

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    Frontera sprach von einem „harten Schlag“ und erklärte: „Wir sind noch dabei, die Konsequenzen für die Zukunft des Sektors zu evaluieren. Aber es gibt in der Branche große Sorgen.“

    Auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz sagte die Verbandschefin, es gehe nun zunächst darum, dabei zu helfen, dass die Rückkehr der betroffenen Touristen in die jeweiligen Heimatländer „so wenig traumatisch wie möglich gestaltet“ werde. Auch interessant: Mallorca-Flaute hält an – Deutsche fliegen lieber in dieses Land.

    Thomas Cook ist pleite

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      Tui-Urlauber betroffen

      Die Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook trifft in Großbritannien auch Kunden des Hauptkonkurrenten Tui. Tui-Urlauber aus dem Land, die bis 31. Oktober auf Flüge mit Thomas Cook Airlines gebucht waren, könnten ihre Reise nicht antreten, sagte ein Tui-Sprecher am Dienstag in Hannover.

      Für bereits verreiste Kunden, deren Flüge wegen der Insolvenz ausfallen, würden Ersatzflüge angeboten. Tui arbeite an Maßnahmen zur Unterstützung, teilte der Konzern bei der Vorlage seiner Buchungszahlen für die Sommersaison mit. Auch interessant: Das ist die Liste der Tochterfirmen von Thomas Cook.

      Neckermann-Reisen stoppt Buchungen

      Schon nach dem Insolvenzantrag in Großbritannien hatten auch die deutschen Veranstaltertöchter, zu denen Marken wie Neckermann Reisen, Bucher Last Minute, Öger Tours, Air Marin und Thomas Cook Signature gehören, den Verkauf von Reisen nach eigenen Angaben komplett gestoppt.

      Altmaier zu Thomas-Cook-Pleite - Müssen helfen, Arbeitsplätze zu erhalten

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        Aber man habe Notfallpläne eingerichtet, „um sicherzustellen, dass wir im schlimmsten Fall alle diejenigen unterstützen können, die sonst gestrandet wären.“ Die Rückholaktion in Großbritannien trägt nach BBC-Angaben den Codenamen „Matterhorn“. In der Nacht seien bereits die ersten Flugzeuge zu verschiedenen Zielen gestartet, um britische Urlauber nach Hause zu holen, hieß es bei CAA.

        Andere Airlines helfen

        Der Reiseveranstalter ist laut Informationen des ADAC im Falle einer Pleite dazu verpflichtet sicherzustellen, dass die Pauschalreisenden den Reisepreis erstattet bekommen und vom Urlaubsort zurückgeholt werden.

        In der Praxis helfen dann andere Fluggesellschaften, Touristen nach Deutschland zu holen, wenn deren Reiseanbieter oder die gebuchte Airline Pleite ist. So war es jüngst auch im Fall der insolventen Germania, die Anfang Februar Insolvenz angemeldet hatte und sofort den Flugbetrieb einstellte.

        Thomas Cook pleite? Condor wäre wohl nicht betroffen.
        Thomas Cook pleite? Condor wäre wohl nicht betroffen. © dpa | Patrick Pleul

        Thomas Cook: Reise gebucht - und was nun?

        Insgesamt sind derzeit 600.000 Touristen mit Thomas Cook unterwegs. Sollten die etwa 160.000 Briten stranden, wäre das für Großbritannien die größte Rückholaktion in Friedenszeiten in der Geschichte des Landes.

        Der 1841 gegründete Reiseveranstalter beschäftigt 21.000 Mitarbeiter in 16 Ländern. Pro Jahr entscheiden sich 19 Millionen Urlauber für eine Reise mit Thomas Cook. Von einer möglichen Pleite betroffen wären auch Hauptreiseländer wie Spanien, Griechenland oder die Türkei.

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        Touristikkonzern leidet unter Reiseunlust der Briten

        Noch vor einigen Monaten hatte der Thomas-Cook-CEO gesagt, dass Fliegen „sehr, sehr günstig bleiben“ werde.

        Größter Aktionär ist die chinesische Fosun-Gruppe, die nach bisherigen Planungen 450 Millionen Pfund frisches Geld bereitstellen sowie drei Viertel des Reisegeschäfts und ein Viertel der Airline-Gruppe übernehmen wollte. Auch interessant: So sollen Pauschalreisen bei Neckermann individueller werden.

        Kontakt – Reise gebucht? Hotline von Thomas Cook und Neckermann:

        Wer sich Sorgen um seine Reise macht, kann sich direkt bei Thomas Cook erkundigen, ob seine Reise stattfindet. Allerdings macht der Konzern Kunden wenig Hoffnung, zu einem Mitarbeiter durchgestellt zu werden. Dazu gibt es unterschiedliche Wahlmöglichkeiten auf der Webseite von Thomas Cook:

        • Online auf thomascook.de gebucht: 0234 - 96 103 7269
        • Online-Reisebüro: 06171 - 65 65 290
        • Reisebüro: 06171 - 65 65 290
        • unklar: 0234 - 96 103 5251
        • Neckermann-Reisen: 0234 – 96 103 71

        (rtr/les/bekö/ac/dpa)