Berlin. Wer hat die Wahlen im Osten gewonnen? Darüber war man sich bei „Anne Will“ uneinig. Unfreiwillig komisch wirkte Alexander Gauland.

Aufatmen oder schockiert sein: Auch bei „Anne Will“ war man sich am Sonntagabend uneinig, wie die Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen einzuordnen sind. Schließlich haben die CDU (Sachsen) und die SPD (Brandenburg) einerseits gewonnen – andererseits hat aber die AfD deutlich zugelegt.

Spannend war am Sonntagabend vor allem die Frage: Kann die CDU sich einer Zusammenarbeit mit der AfD dauerhaft verwehren? Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland wagte bei Anne Will schließlich ein paar Annäherungsversuche. Gemeinsam mit der CDU habe die AfD bereits eine bürgerliche Mehrheit, sagte er in Richtung von Reiner Haseloff, CDU-Ministerpräsident Sachsen-Anhalt. In den sozialen Netzwerken wurden die Aussagen von Gauland eher belächelt als ernst genommen.

Anne Will – Das waren die Gäste:

  • Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommern
  • Reiner Haseloff, Ministerpräsident Sachsen-Anhalt
  • Robert Habeck, Grünen-Vorsitzender
  • Alexander Gauland, AfD-Chef
  • Martin Machowecz, „Zeit“-Journalist
  • Melanie Amann, „Spiegel“-Journalistin

Gauland wähnt sich als Sieger - Die Gretchenfrage des Abends

Dabei fiel Antwort auf die Frage nach dem Gewinner der beiden Landtagswahlen in der Diskussion je nach politischer Orientierung unterschiedlich aus. Manuela Schwesig, SPD-Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern, etwa lobte ihre Amtskollegen in Sachsen und Brandenburg dafür, die AfD vom ersten Platz ferngehalten zu haben.

Deren Chef Gauland hob dagegen hervor, dass man in beiden Bundesländern wie erhofft über die 20 Prozent gekommen sei.

Zwei unterschiedliche Perspektiven, die beide ihre Berechtigung haben. Denn während die AfD tatsächlich deutlich erstarkt ist, können sich CDU und SPD wohl weiterregieren – und

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Von Tim Braune und Kerstin Münstermann

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    Erstarken der AfD muss zu denken geben

    Alles halb so wild also? Wohl kaum. Plus elf Prozentpunkte in Brandenburg, plus 18 in Sachsen: Das Erstarken der AfD muss zu denken geben.

    Martin Machowecz warb allerdings dafür, das Positive zu sehen. Schließlich zeige insbesondere der Wahlkampf von Michael Kretschmer, dass man der AfD beikommen könne, gab der „ZEIT“-Journalist zu bedenken. Indem er ständig vor Ort unterwegs war, habe Kretschmer auch Menschen erreicht, die nur noch schwer zu erreichen seien.

    „Anne Will“ - Die absurde Analyse

    Für Erheiterung sorgte in der Diskussion Alexander Gauland. Weil seine Partei in Brandenburg die CDU überholt hat, bezeichnete er sie als neue „bürgerliche Kraft“. Eine absurde Wortwahl, wenn man bedenkt, dass sich der

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    Recherchen zufolge jahrelang in rechtsextremen Kreisen bewegte. „Andreas Kalbitz ist nicht rechtsextrem“ behauptete Gauland trotzdem einfach mal. Am Wahlabend hatten

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    und damit viel Kritik auf sich gezogen.

    Interessant war auch, wie der AfD-Chef Umfragen zu verargumentieren versuchte, wonach selbst viele AfD-Anhänger finden, dass sich die Partei nicht genügend vom Rechtsextremismus abgrenzt. Schuld daran seien die Medien, die die AfD in ein falsches Licht rückten, befand er. AfD-Anhänger, die sich von der „Lügenpresse“ beeinflussen lassen? Eine schwache Erklärung.

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    Die unvollständige Analyse

    An einer Erklärung für

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    versuchte sich Reiner Haseloff. Natürlich argumentierte er mit der Wiedervereinigung: „Viele Sachen haben nicht geklappt“, stellte der CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt fest. Doch statt die Probleme zu lösen, streite Politik immer nur. Das widere viele an. „Irgendwann haben es die Leute mal satt.“

    Das war plausibel, viele insbesondere wirtschaftliche Daten geben dieser verbreiteten Argumentation recht. Doch warum wählt man deswegen die AfD? Warum der Frust ausgerechnet eine solche Partei groß macht, wurde von Haselhoff dann leider nicht mehr erklärt.

    Das sagen Nutzer zum „Anne Will“-Talk

    In den sozialen Netzwerken war ebenfalls der Auftritt von Gauland Gesprächsthema. Viele arbeiteten sich an seiner Aussage ab, die AfD sei eine Volkspartei. Andere dagegen fanden eher mahnende Worte - gerade mit Blick auf das AfD-Ergebnis. Die Partei konnte in Sachsen und Brandenburg mehr als 20 Stimmen auf sich vereinen.

    Hier eine Auswahl an Kommentaren zur Sendung:

    „Gauland behauptet, die AfD sei bürgerlich. Gilt es heute als bürgerlich, die Kanzlerin als „Merkelnutte“ zu diffamieren und mit Mord am politischen Gegner zu drohen, der im Fall #Lübcke von einem willigen Vollstrecker auch ausgeführt wurde? Es sind Nazis, nicht anderes. #annewill“

    „Ich bin erstaunt darüber, wie viele Politiker und Beobachter nach den Wahlen #LTW19 „aufatmen“, erleichtert sind oder von einem „blauen Auge“ sprechen - bei einem #AfD-Ergebnis von weit, weit über 20 Prozent. #annewill #ltws19 #Sachsen“

    „Wer #annewill gesehen hat,hat Gauland von der AfD mal wieder beim Extremlügen,relativieren, Nixwissen,Unwissen sowie in der AfD typischen Opferrolle erlebt. Dass ihm sein Geschwurbel niemand mehr abkauft merkte man an den Reaktionen der Zuschauer.“

    • Kommentar:

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    Diese Ausgabe von „Anne Will“ machte deutlich: Man ist noch einmal davon gekommen. Und trotzdem ist das Potenzial der AfD im Osten beträchtlich.

    Umso mehr wird es nun darauf ankommen, dass sich schnell stabile Regierungen in Sachsen und Brandenburg finden. Dabei werden die Gegner der AfD zu einigen Kompromissen miteinander bereit sein müssen: „Die Zeiten, in denen demokratische Parteien übereinander sagen, „mit denen kann oder will ich nicht“, sind vorbei“, sagte Manuele Schwesig ganz richtig.

    Anne Will in der Mediathek

    Hier können Sie sich die letzte „Anne Will“-Sendung noch einmal in der Mediathek anschauen.