Berlin. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will einen neuen Versuch unternehmen, um US-Strafzölle auf europäische Autos abzuwenden.

Zur Abwendung amerikanischer Strafzölle auf europäische Autos plant EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ein weiteres persönliches Gespräch mit US-Präsident Donald Trump.

„Wir sind im Dauerkontakt mit dem Weißen Haus, und wir haben im Juni einen G20-Gipfel in Osaka. Da werde ich mich noch einmal mit Herrn Trump zu einem sportlichen Gespräch treffen“, sagte Juncker unserer Redaktion.

Er hoffe, dass bis dahin niemand die Geduld verliere, fügte Juncker hinzu. „Manche begehen Selbstmord aus Angst vor dem Tod.“ Das erste Gespräch mit Trump, das im vergangenen Juli zu einem Deal geführt hatte, habe sechs Stunden gedauert, berichtete Juncker.

Jucker kritisiert deutsche Klimapolitik

„Wir reden laut miteinander. Ich gehe in solche Gespräche immer strikt gelassen.“ Er führe die gegenwärtige Abkühlung der Konjunktur auch auf den drohenden Handelskrieg zurück, der sich zwischen Amerikanern, Chinesen und Europäern abzeichne, sagte der Kommissionspräsident.

„Wenn wirtschaftliche Akteure unsicher sind, wo es langgehen könnte, halten sie sich mit Investitionen zurück.“ Käme es zu einer Einigung zwischen den drei Akteuren, würde sich „das Konjunkturklima über Nacht aufhellen“. Juncker rief die EU-Staaten und namentlich Deutschland dazu auf, ihr Investitionsvolumen zu erhöhen.

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    „Es gibt prominente Beispiele, die bei der Infrastruktur erheblich im Rückstand sind, obwohl sie Spielräume im Haushalt haben“, sagte er. Deutschland solle „seine finanziellen Spielräume nutzen, um weiter Staatsschulden abzubauen und Investitionen anzukurbeln“.

    • Hintergrund:

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    Dazu gehöre auch, bürokratische Hürden zu beseitigen. Im selben Interview kritisierte Juncker die deutsche Klimapolitik. „Ich staune, dass Deutschland die festgelegten Klimaziele ungenügend umsetzt“, sagte er unserer Redaktion. Inzwischen habe die Bundesregierung aber ein Klimakabinett gebildet, fügte er hinzu.

    Lob für Schülerproteste

    „Ich denke, dass sich Deutschland aufraffen wird, sich mit gemäßigtem Tempo den Zielvorgaben zu nähern.“ Auf die Frage, ob Deutschland zu viel Rücksicht auf die Autoindustrie nehme, sagte Juncker: „Ich bin überhaupt kein Anhänger dieser Anti-Auto-Kampagne. Aber wir brauchen einen Mobilitätswechsel und müssen stärker auf andere Verkehrsmittel setzen als auf das Auto.“

    Dabei wolle er über das Thema Arbeitsplätze „nicht leichtfüßig hinweggehen“. Der Kommissionspräsident lobte die Schülerproteste für mehr Klimaschutz: „Ich halte es für begrüßenswert, dass nach jahrelanger Erlahmung jugendlicher Protestkräfte endlich wieder junge Menschen auf die Straße gehen, weil sie sich Sorgen um unsere Zukunft machen. Insofern ist mir diese Bewegung sehr sympathisch.“ (fmg)

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