Berlin/Chemnitz. Rechtsextremisten protestieren in Chemnitz. Wie die Demonstranten Lügen über Flüchtlinge verbreiten, zeigt ihr provokantes Banner.

  • Rechte Demonstranten sind in Chemnitz in den vergangenen Tagen wegen vieler Vergehen aufgefallen
  • Nun macht ein neues schockierendes Foto die Runde, das sie als Provokateure zeigt – und als Lügner

Die Liste der mutmaßlichen Vergehen, die Rechte in den letzten Tagen in Chemnitz begangen haben, ist lang. Gegen mehrere Demonstranten wird wegen

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ermittelt, hinzu kommen Gewalt, Hetze, Hass. Nun sorgt ein Foto rechter Demonstranten im Netz für Wirbel.

Rechte Demonstranten zeigen in Chemnitz den Hitlergruß und ihr provokantes Lügen-Banner.
Rechte Demonstranten zeigen in Chemnitz den Hitlergruß und ihr provokantes Lügen-Banner. © Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JDFA) | Rechte demonstrieren in Chemnitz

Das Bild, das vom Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JDFA) veröffentlicht wurde, zeigt mehrere Rechtsextreme, die ein Banner mit der Aufschrift „Wir sind BUNT bis das Blut spritzt“ präsentieren.

Ebenso darauf zu sehen ist eine Collage mit blutigen Frauengesichtern. Einer der Demonstranten zeigt den

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Aufmarsch von Rechten in Chemnitz

Nach dem tödlichen Angriff auf einen 35-jährigen Mann in Chemnitz und anschließenden Ausschreitungen am Sonntag ist es in der sächsischen Stadt am Montag erneut zu Demonstrationen und Gewaltausbrüchen gekommen. Als Reaktion versammelten sich ebenfalls mehrere linke Gruppierungen, um sich dem Aufmarsch entgegenzustellen.
Nach dem tödlichen Angriff auf einen 35-jährigen Mann in Chemnitz und anschließenden Ausschreitungen am Sonntag ist es in der sächsischen Stadt am Montag erneut zu Demonstrationen und Gewaltausbrüchen gekommen. Als Reaktion versammelten sich ebenfalls mehrere linke Gruppierungen, um sich dem Aufmarsch entgegenzustellen. © dpa | Jan Woitas
Rechte Demonstranten hielten Schilder mit der Aufschrift: „Asylflut stoppen“ in die Höhe.
Rechte Demonstranten hielten Schilder mit der Aufschrift: „Asylflut stoppen“ in die Höhe. © dpa | Jan Woitas
Auch Banner mit der Aufschrift „Kein Zutritt für Terror“ waren zu sehen, wie hier vor dem Karl-Marx-Monument.
Auch Banner mit der Aufschrift „Kein Zutritt für Terror“ waren zu sehen, wie hier vor dem Karl-Marx-Monument. © dpa | Sebastian Willnow
Die Polizei versuchte, die Protestierenden zurückzuhalten.
Die Polizei versuchte, die Protestierenden zurückzuhalten. © dpa | Sebastian Willnow
Ein rechter Demonstrant mit Siegesgeste.
Ein rechter Demonstrant mit Siegesgeste. © Getty Images | Sean Gallup
Im Laufe des Montagabends zogen die rechten Demonstranten durch die Chemnitzer Innenstadt. Teilnehmer berichteten von einer aggressiven Stimmung.
Im Laufe des Montagabends zogen die rechten Demonstranten durch die Chemnitzer Innenstadt. Teilnehmer berichteten von einer aggressiven Stimmung. © Getty Images | Sean Gallup
Während den Ausschreitungen wurden Böller und Pyrotechnik gezündet.
Während den Ausschreitungen wurden Böller und Pyrotechnik gezündet. © Getty Images | Sean Gallup
„Aus beiden Versammlungslagern gab es Würfe von Feuerwerkskörpern und anderen Gegenständen. Dadurch wurden einige Menschen verletzt und müssen nun behandelt werden. Wir fordern eindringlich auf friedlich zu bleiben“, schrieb die Polizei Sachsen auf Twitter.
„Aus beiden Versammlungslagern gab es Würfe von Feuerwerkskörpern und anderen Gegenständen. Dadurch wurden einige Menschen verletzt und müssen nun behandelt werden. Wir fordern eindringlich auf friedlich zu bleiben“, schrieb die Polizei Sachsen auf Twitter. © REUTERS | MATTHIAS RIETSCHEL
Im Laufe des Tages trafen Unterstützer der rechten und linken Szene immer wieder aufeinander. Die Polizei versuchte, beide Lager auseinanderzuhalten.
Im Laufe des Tages trafen Unterstützer der rechten und linken Szene immer wieder aufeinander. Die Polizei versuchte, beide Lager auseinanderzuhalten. © Getty Images | Sean Gallup
Die Polizei eskortiert einen verletzten Teilnehmer.
Die Polizei eskortiert einen verletzten Teilnehmer. © Getty Images | Sean Gallup
Schon am Sonntag war eine spontane Demonstration nach den tödlichen Messerstichen auf einen Deutschen beim Chemnitzer Stadtfest in Angriffen auf Migranten gemündet. Aufgrund einer aktuellen Gefährdungslage verlassen die Besucher vergangenen Sonntag gegen 16 Uhr das Stadtfest.
Schon am Sonntag war eine spontane Demonstration nach den tödlichen Messerstichen auf einen Deutschen beim Chemnitzer Stadtfest in Angriffen auf Migranten gemündet. Aufgrund einer aktuellen Gefährdungslage verlassen die Besucher vergangenen Sonntag gegen 16 Uhr das Stadtfest. © dpa | Alexander Prautzsch
Blumen und Kerzen liegen in der Chemnitzer Innenstadt dort, wo der 35-Jährige am Sonntag angegriffen wurde. Er starb wenig später.
Blumen und Kerzen liegen in der Chemnitzer Innenstadt dort, wo der 35-Jährige am Sonntag angegriffen wurde. Er starb wenig später. © dpa | Sebastian Willnow
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Collage wird schon länger für Hetze benutzt

Das Banner spielt auf die angeblich gestiegene Anzahl von Gewalttaten durch Flüchtlinge gegen Frauen an. Es suggeriert, dass die verletzten Frauen in der Collage Opfer solcher Gewalttaten geworden sind. Allerdings entspricht das nicht einmal teilweise der Wahrheit.

Der Verein Mimikama, der sich vor allem gegen Online-Fakes und -Betrug einsetzt, ist dem Ursprung der Bilder im Netz nachgegangen. Ergebnis: Von den zwölf abgebildeten Frauen wurde keine als Opfer von Flüchtlingen identifiziert – und nur eine kommt überhaupt erwiesenermaßen aus Deutschland.

Wie Mimikama berichtet, wird die Collage schon länger von Rechten benutzt, um gegen Einwanderung Stimmung zu machen. Im Netz kursiere sie in der Regel als Montage von 16 Bildern.

AfD-Funktionäre sollen mit Rechtsextremen demonstriert haben

Der Verein stellt klar, „dass diese Collage mittlerweile eine Eigendynamik gewonnen hat und eine Art Symbolbild für Migrantengewalt in Deutschland geworden ist, obschon die Bilder damit gar nichts zu tun haben“. Ferner warnt Mimikama: „An dieser Stelle erkennt man traurigerweise sehr deutlich, wie sehr Desinformationen und Fakes Hass schüren können und am Ende gar ikonisiert werden.“

Laut JDFA provozierten die Demonstranten, die im Umfeld des Banners standen, nicht nur durch Hitlergrüße und Fake News. Ebenso seien Parolen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“, „Schlagt den Roten die Schädeldecke ein“ und „Wir kriegen euch alle“ skandiert worden.

Maas - Chemnitz wirft kein gutes Licht auf Deutschland

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    An den Demonstration hätten sich neben Funktionären der AfD auch Aktivisten der „Identitären Bewegung“, Hooligans, Reichsbürger und Anhänger der rechten Parteien „Der 3. Weg“ und NPD beteiligt.

    Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) hatten die von Rechtsextremisten provozierten Ausschreitungen in Chemnitz verurteilt. Kretschmer sagte am Dienstag, die politische Instrumentalisierung einer tödlichen Gewalttat durch Rechtsextremisten sei abscheulich.

    Merkel erklärte, Hetzjagden und Zusammenrottungen in Chemnitz, wie sie in Videoaufnahmen zu sehen seien, hätten „mit unserem Rechtsstaat nichts zu tun“. (ba)