Berlin. Durch die Aussetzung der Wehrpflicht ist die Bundeswehr eine Armee der Freiwilligen. Viele Deutsche wollen das aber wieder ändern.

Über sieben Jahre nach der Aussetzung der Wehrpflicht spricht sich die Mehrheit der Deutschen für eine Wiederaufnahme des Pflichtdienstes an der Waffe aus. Laut einer exklusiven Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion befürworten 55,6 Prozent der 5046 Befragten die erneute Einführung der Wehrpflicht.

Auf die Frage „Soll Deutschland die Wehrpflicht wieder einführen?“ antworteten 39,6 Prozent ablehnend. 27 Prozent der Befragten wollen „auf keinen Fall“ eine Wiedereinführung, 12,6 Prozent antworteten mit „eher nein“.

Die Diskussion über die Wehrpflicht kocht aktuell wieder hoch, weil mehrere führende CDU-Politiker die aktuelle Aussetzung infrage stellen. Der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte im Jahr 2011 erklärt, dass die Wehrpflicht ausgesetzt werde.

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl hat sich für die Einführung einer zwölfmonatigen Dienstpflicht für Männer und Frauen ausgesprochen. Es gehe ihm dabei nicht nur um die Bundeswehr und sicherheitspolitische Fragen, sagte Strobl unserer Redaktion. Junge Menschen sollten die Möglichkeit bekommen, ihren Dienst auch in sozialen, ökologischen oder kulturellen Einrichtungen zu leisten – in Deutschland oder in anderen Ländern.

Das helfe der deutschen Gesellschaft, vielen Menschen auf der Welt und auch den Dienstpflichtigen selber. „Es geht mir um die Chance für junge Menschen, nach der Schule und vor der eigentlichen Arbeit etwas besonders Sinnstiftendes in der Welt getan zu haben und dabei die Welt ein bisschen kennen zu lernen“, sagte Strobl. „Das könnte für viele junge Frauen und Männer unheimlich gewinnbringend sein - ein Abenteuer, eine Schule des Lebens.“ Für Christdemokraten sei es wichtig, fügte er hinzu, dass Menschen Verantwortung für andere, für die Gesellschaft und für den Staat übernähmen.

CDU will bei Parteitag über Wehrpflicht beraten

Die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer will nach Angaben der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ nun bei einem Parteitag im Herbst darüber abstimmen lassen, in welcher Form das Thema in das Grundsatzprogramm der CDU aufgenommen wird. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Sensburg plädierte für die Wiedereinführung der Wehrpflicht. „Wir brauchen die Wehrpflicht, und sie soll für Männer und Frauen gelten“, sagte er nach Angaben der Zeitung.

Sensburgs Plädoyer für den Wehrdienst deckt sich offensichtlich mit der allgemeinen Stimmung in der Bevölkerung, die sich deutlich dafür ausspricht. Doch die Ergebnisse der Umfrage für unsere Redaktion zeigen auch, dass die Meinung zum Pflichtdienst in der

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in einzelnen Bevölkerungsgruppen deutlich auseinandergeht.

Auffällig ist, dass konfessionslose Befragte eine Wiedereinführung häufiger vollkommen ablehnen als Befragte, die angegeben haben einer Religion anzugehören. Während zum Beispiel in etwa 24 Prozent der Katholiken und Protestanten „auf keinen Fall“ die

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zurück wollen, sind unter Konfessionslosen 31,2 Prozent strikt dagegen.

AfD-Anhänger deutlich für Wiedereinführung der Wehrpflicht

Diese Daten sind erstaunlich, weil viele Männer ihren Wehrdienst in der Vergangenheit unter Bezug auf religiöse Beweggründe verweigert hatten. Viele Wehrdienstverweigerer hatten beispielsweise argumentiert, dass die Arbeit als Soldat im Zweifelsfall nicht mit dem fünften biblischen Gebot („Du sollst nicht töten“) vereinbar sei.

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    Unterschiedliche Auffassungen gibt es der Umfrage zufolge auch darin, welche Partei die Befragten bevorzugen. Anhänger der AfD sprechen sich am deutlichsten für eine Wiederaufnahme aus. 60,6 Prozent wollen die Wehrpflicht „auf jeden Fall“ wiedereinführen. Während es bei den Grünen-Anhängern nur 15,1 Prozent waren. Am deutlichsten gegen die Wehrpflicht sind Anhänger der Linken. 51,2 Prozent antworteten auf die Frage „Soll Deutschland die Wehrpflicht wieder einführen?“ mit „Nein, auf keinen Fall“.

    Informationen zu der Umfrage: An der Internetumfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey haben vom 6. Mai bis zum 3. August 2018 um 14.12 Uhr insgesamt 141.364 Personen teilgenommen. Die repräsentative Stichprobe umfasste zu diesem Zeitpunkt 5046 Personen. Der statistische Fehler der repräsentativen Umfrage lag bei 2,5 Prozent.