Berlin. Sollte es in Deutschland ein Handyverbot an Schulen geben wie in Frankreich? Wir erklären die Gesetzeslage und was Lehrer dazu sagen.

Das französische Parlament hat ein generelles Handyverbot an Schulen erlassen. Zwischen Paris und Marseille dürfen Schüler weder Smartphones noch Tablets oder Smartwatches in der Schule nutzen – es sei denn, ein Lehrer erlaubt es explizit für den Unterricht.

Lehrer, Eltern und Schüler streiten immer wieder darüber, ob so ein Verbot auch in Deutschland gut wäre. Wir sagen, wo es jetzt schon Handyverbote an Schulen gibt und was gegen das Verbot spricht.

Wie ist die rechtliche Lage in Deutschland?

In Deutschland gibt es keine einheitliche rechtliche Regelung zur Handynutzung in der Schule. Weil Schule Ländersache ist, kann jedes Bundesland Handyverbote nach eigenem Ermessen festlegen.

Das einzige Bundesland, das ein Handyverbot in ein Gesetz gegossen hat, ist Bayern. Das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) schreibt vor, dass elektronische Geräte auf dem Schulgelände auszuschalten sind, wenn sie nicht zu Unterrichtszwecken genutzt werden.

Außerhalb Bayerns gibt es dennoch Handyverbote, die die Schulen meist in ihrer Hausordnung festlegen. In einer Umfrage der Technischen Universität München im Jahr 2015 sagten 84 Prozent der Schüler, dass es an ihrer Schule eine Art von Handyverbot im Unterricht gebe. Einige Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen regeln zudem, wann Lehrer ein Handy einziehen können. „Helfen Ermahnungen nicht, ist die Lehrkraft befugt, das Gerät zeitlich begrenzt an sich zu nehmen“, teilte das NRW-Schulministerium unter Berufung auf das Schulgesetz mit. Bei Missbrauch wie Cybermobbing könne es unter Umständen gerechtfertigt sein, die Nutzung für einen bestimmten Zeitraum zu verbieten. In NRW gibt es aber kein generelles Handyverbot.

Was spricht für ein Handyverbot an Schulen?

Für ein Handyverbot spricht vor allem, dass übermäßiger Handykonsum den Unterricht stören kann. Von der Kultusministerkonferenz (KMK), also der Vertretung der Schulminister der Bundesländer, heißt es dazu: „Die Wegnahme durch eine Lehrkraft kann bei Störungen im Unterricht – als erzieherische Maßnahme – gestattet werden“. Doch müsse dies eine Ausnahme bleiben. Die KMK selbst hat sich schon mehrfach gegen ein generelles Handyverbot ausgesprochen.

Welche Gründe gibt es gegen ein Verbot?

Bei den Reaktionen auf das Handyverbot an französischen Schulen wurden vor allem die Gegenargumente besonders deutlich hervorgebracht. „Ein generelles, gesetzliches Verbot hilft uns nicht weiter“, kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, das

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. Im VBE sind Lehrer und Erzieher valler Schulformen und Schularten organisiert.

Handys und Tablets dürften alleine deshalb nicht generell verboten werden, weil Schulen selbst kaum solche Geräte besitzen. Die Schüler müssten also zum digitalen Lernen ihr eigenes Material mitbringen. „Deutsche Schulen haben größtenteils noch steinzeitliche Ausstattungen, aber die Generation von heute muss auf die Arbeitswelt von morgen vorbereitet werden.“, sagt Beckmann.

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    Wie wahrscheinlich ist ein Handyverbot an Schulen in Deutschland?

    Ein generelles Verbot von Handys scheint aus mehreren Gründen unwahrscheinlich:

    Zum einen sind Schulfragen Ländersache, so dass die Länder solche Verbote einzelne regeln können. Bei den aktuellen Bundes- und Landesregierungen ist auch nicht absehbar, dass sich dieser Grundsatz ändert.

    Zum anderen herrscht aus Sicht der meisten deutschen Schüler ja bereits ein Handyverbot – zumindest zeitweise im Unterricht. Warum sollte also eine gesetzliche Regelung für etwas geschaffen werden, dass im Alltag bereits ungeschriebenes Gesetz ist und funktioniert?

    Wie können Lehrer und Eltern die Nutzung von Smartphones und Tablets regulieren?

    Verena Pausder entwickelt mit ihrer Firma Fox & Sheep Apps für Kinder und setzt sich für frühes digitales Lernen ein. Gemeinsam mit der Spielzeugfirma Haba veranstaltet sie Workshops zum Programmieren für Kinder. Sie sagt: Eltern „sollten nah an den gespielten und genutzten Inhalten ihrer Kinder dran bleiben, um zu verstehen was die Kinder mit den Geräten machen – und ob das im Sinne der Eltern ist.“

    Lehrer sollten laut Pausder „klare Unterrichtsziele und -inhalte mit den Geräten vermitteln“. Diese Klarheit umfasst auch Grenzen. Dass Kinder ihr Smartphone oder Tablet zum privaten Vergnügen im Unterricht nutzen, lehnt auch sie ab.