Panmunjom. An eine Wiedervereinigung zwischen Nord- und Südkorea ist noch nicht zu denken. Aber viele Zeichen stehen derzeit auf Entspannung.

Die Busfahrt führt einen Hügel hinauf. Rechts und links stehen Schilder mit Totenkopf, die vor Minen warnen. Rund vier Millionen davon sind noch im Boden begraben, Überreste der Kampfhandlungen im Koreakrieg. Die demilitarisierte Zone an der Grenze zwischen Süd- und Nordkorea ist rund vier Kilometer breit und 248 Kilometer lang. Auf einer Hügelkuppe bei Panmunjom steht ein südkoreanischer Militärposten. Die Soldaten suchen das Gebiet im Norden mit Spezialferngläsern ab, auch Richtmikrofone sind im Einsatz. Jede verdächtige Bewegung wird registriert.

Nur wenige Fahrminuten weiter befindet sich das Gebäude der Neutralen Kommission zur Überwachung des Waffenstillstandes in Korea. Ihr Personal kommt aus der Schweiz, Schweden und Polen. „Die Nordkoreaner treten in letzter Zeit entspannter auf“, sagt Generalmajor Patrick Gauchat, Chef der Schweizer Delegation. Seine Kommission hat neuerdings Kontakt mit Militärs aus dem Norden. Es gebe Signale, dass Pjöngjang zum 65. Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstandes an diesem Freitag eine Geste der Entspannung bieten wolle, so Gauchat.

Bilderträchtiger Gipfel zwischen Moon Jae-in und Kim Ende April

Möglicherweise würden die sterblichen Überreste von Soldaten aus den USA und Südkorea, die im Koreakrieg gefallen waren, überstellt. So sollen Särge in einem Lastwagen aus dem Norden in Panmunjom über die Grenze transportiert werden. In seiner Neujahrsansprache hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un eine Annäherung an den verfeindeten Nachbarn im Süden angekündigt.

Die Teilnahme Nordkoreas an den Olympischen Winterspielen im Februar und die Bildung eines gemeinsamen koreanischen Damen-Teams im Eishockey hatten Erwartungen auf ein historisches Tauwetter geweckt. Die bilderträchtigen Gipfel zwischen Südkoreas Präsident Moon Jae-in und Kim Ende April sowie zwischen US-Präsident Donald Trump und Kim am 12. Juni befeuerten diesen Optimismus.

Treffen zwischen Trump und Kim: Die besten Zitate

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    Gemeinsame Mannschaft bei den Asienspielen möglich

    Das Trump-Kim-Spitzentreffen in Singapur hatte vor allem symbolische Wirkung. Erstmals schüttelten sich der US-Präsident und der „Oberste Führer“ des international isolierten Paria-Staats Nordkorea die Hand. Beide Seiten vereinbarten eine „Denuklearisierung“ der Koreanischen Halbinsel. Die Amerikaner sagten zu, die Militärmanöver mit Südkorea auszusetzen. Die Nordkoreaner versprachen ihrerseits den Stopp der Atom- und Raketentests. Das Nu­kleartestgelände in Pyunggeri – zumindest Teile davon – hatten sie bereits zerstört. Doch ob Kim begonnen hat, sein atomares Arsenal zu vernichten, ist unklar.

    Nun plant Seoul sogar, zusammen mit Pjöngjang ein Verbindungsbüro in der nordkoreanischen Sonderwirtschaftszone Kaesong für einen ständigen Dialog zu eröffnen. Das Gebiet mit relativ großen unternehmerischen Freiheiten wurde 2016 im Zuge der UN-Sanktionen geschlossen. Auch gibt es Gerüchte, wonach beide Länder bei den Asienspielen im August im indonesischen Jakarta mit einer gemeinsamen Mannschaft antreten könnten.

    Pompeo klingt nicht mehr ganz so optimistisch

    Südkoreas Außenministerin Kang Kyung-wha wertet die bisherigen Verhandlungen zum Nordkorea-Konflikt „sehr positiv“. Kim habe die Lage nicht durch „weitere Provokationen verschärft“. Nordkorea habe einige Atomanlagen sowie Teststände für Raketen geschlossen, sagte sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit Außenminister Heiko Maas in Seoul. Der deutsche Chefdiplomat stattet nach Japan auch Südkorea einen Besuch ab.

    Doch ob die Vereinbarung zwischen Trump und Kim wirklich die Tür für messbare Fortschritte geöffnet hat, ist noch offen. Zumindest hat sich die Atmosphäre abgekühlt. Nach dem letzten Besuch von US-Außenminister Mike Pompeo in Pjöngjang Anfang Juli schossen die Nordkoreaner verbale Breitseiten gegen Washington: Die Amerikaner hätten „gangsterhafte Forderungen“ gestellt, welche die „Gefahr eines Krieges erhöht“ hätten.

    Auch Pompeo klingt nicht mehr ganz so optimistisch wie noch vor Wochen. Nordkorea bleibe die größte Gefahr für die nationale Sicherheit seines Landes, sagte er am Mittwoch in Washington. Zwar gingen die Gespräche mit Nordkorea in die richtige Richtung. „Ich gestehe aber ein, dass noch ein verdammt langer Weg vor uns liegt.“