Berlin. Putin tritt nun aller Wahrscheinlichkeit nach seine vierte Amtszeit als russischer Präsident an. Auf diesen Säulen basiert seine Macht.

Auf viele wirkt er wie ein moderner Zar. Seit seinem Einzug in den Kreml vor rund 18 Jahren hält Wladimir Putin die Zügel zwischen Sankt Petersburg und Wladiwostok straff in der Hand. Die russische Verfassung legt fest, dass die Macht klar auf den Präsidenten konzentriert ist.

Darüber hinaus hat sich Putin ein System geschaffen, über das er sich noch mehr politische Kontrolle sicherte. Die Gewaltenteilung ist Experten zufolge ausgehebelt, die wichtigsten Medien auf Linie gebracht und Putin-Vertraute an den Schaltstellen in Politik und Wirtschaft installiert. Es folgt eine Übersicht über die Säulen, auf denen Putins Macht ruht.

• Die russische Verfassung:

Die Befugnisse des russischen Präsidenten sind vergleichbar mit denen seines

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, wenn dieser im Parlament eine Mehrheit hat. Parallelen bestehen auch zu den USA. Das russische System beruht formal auf Gewaltenteilung, eine gegenseitige Kontrolle der Verfassungsorgane ist vorgesehen.

Der Präsident legt die Grundlagen der Innen- und Außenpolitik fest und entscheidet als Oberbefehlshaber der Streitkräfte über den Einsatz von Atomwaffen. Er ernennt den Ministerpräsidenten, der aber von der Duma bestätigt werden muss. Sollte sich das Parlament gegen den Kandidaten sperren, droht ihm die Auflösung durch den Präsidenten.

So kurios inszeniert sich Wladimir Putin

Oben ohne und total entspannt : Der russische Präsident Wladimir Putin weiß, wie er sich inszenieren kann.
Oben ohne und total entspannt : Der russische Präsident Wladimir Putin weiß, wie er sich inszenieren kann. © dpa | Alexei Nikolsky
Völlig entspannt gibt er sich beim Angeln in Sibirien. An seiner Seite: der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
Völlig entspannt gibt er sich beim Angeln in Sibirien. An seiner Seite: der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu. © imago/ITAR-TASS | Alexei Nikolsky
Der Pressedienst des Kreml verbreitete 2017 die Aufnahmen des Kurztrips.
Der Pressedienst des Kreml verbreitete 2017 die Aufnahmen des Kurztrips. © dpa | Alexei Nikolsky
Es ist nicht das erste Mal, dass der russische Präsident mit nacktem Oberkörper posiert.
Es ist nicht das erste Mal, dass der russische Präsident mit nacktem Oberkörper posiert. © dpa | Alexei Nikolsky
Putin ließ sich schon beim Schwimmen ablichten.
Putin ließ sich schon beim Schwimmen ablichten. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Oder bei einem Trip zu Pferd.
Oder bei einem Trip zu Pferd. © REUTERS | REUTERS / RIA NOVOSTI
Oben ohne zeigte sich Putin auch auf der Jagd in Sibirien.
Oben ohne zeigte sich Putin auch auf der Jagd in Sibirien. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
Hart im Nehmen: So stieg Putin im Januar aus dem eiskalten Wasser des Seligersees.
Hart im Nehmen: So stieg Putin im Januar aus dem eiskalten Wasser des Seligersees. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | dpa Picture-Alliance / Alexei Druzhinin
Harte Schale, weicher Kern? Schon häufiger hat der russische Präsident seine Tierliebe zur Schau gestellt.
Harte Schale, weicher Kern? Schon häufiger hat der russische Präsident seine Tierliebe zur Schau gestellt. © picture alliance / Sputnik | dpa Picture-Alliance / Alexei Druzhinin
So zeigte er sich überaus interessiert, als Forscher einem Tiger im Ussuri-Naturreservat im Osten Russlands ein Tracking-Halsband anlegten.
So zeigte er sich überaus interessiert, als Forscher einem Tiger im Ussuri-Naturreservat im Osten Russlands ein Tracking-Halsband anlegten. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Im Nationalpark „Losiny Ostrov“ fütterte er ein Elch-Kalb mit der Flasche.
Im Nationalpark „Losiny Ostrov“ fütterte er ein Elch-Kalb mit der Flasche. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Auf Augenhöhe: Ein kleines flauschiges Küken scheint es dem Präsidenten angetan zu haben.
Auf Augenhöhe: Ein kleines flauschiges Küken scheint es dem Präsidenten angetan zu haben. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Beim Tollen im Schnee haben offenbar nicht nur die beiden Vierbeiner Spaß.
Beim Tollen im Schnee haben offenbar nicht nur die beiden Vierbeiner Spaß. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Reiten kann Putin übrigens auch angezogen.
Reiten kann Putin übrigens auch angezogen. © REUTERS | REUTERS / HO
Und auch am Steuer eines Bootes muss es nicht oberkörperfrei sein.
Und auch am Steuer eines Bootes muss es nicht oberkörperfrei sein. © dpa | Alexei Nikolsky
Insgesamt inszeniert sich der Präsident auch gern als stark, männlich, kämpferisch, sportlich und als Abenteurer. Im Taucheranzug ging es etwa mit Harpune auf Hechtjagd.
Insgesamt inszeniert sich der Präsident auch gern als stark, männlich, kämpferisch, sportlich und als Abenteurer. Im Taucheranzug ging es etwa mit Harpune auf Hechtjagd. © dpa | Alexei Nikolsky
Natürlich erfolgreich: Einen Hecht konnte er mit der Harpune erlegen.
Natürlich erfolgreich: Einen Hecht konnte er mit der Harpune erlegen. © dpa | Alexei Nikolsky
Putin in seinem Taucheranzug.
Putin in seinem Taucheranzug. © imago/ITAR-TASS | Alexei Nikolsky
Putin hält sich fit.
Putin hält sich fit. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Auch als Hockeyspieler auf dem Eis macht er – natürlich – eine gute Figur.
Auch als Hockeyspieler auf dem Eis macht er – natürlich – eine gute Figur. © REUTERS | REUTERS / SPUTNIK
Meistens jedenfalls.
Meistens jedenfalls. © REUTERS | REUTERS / POOL
Putin konzentriert, kontrolliert und kämpferisch.
Putin konzentriert, kontrolliert und kämpferisch. © REUTERS | REUTERS / RIA Novosti
Der russische Präsident hat den schwarzen Gürtel im Judo.
Der russische Präsident hat den schwarzen Gürtel im Judo. © REUTERS | REUTERS / SPUTNIK
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Eines seiner mächtigsten Instrumente ist das Dekret, mit dem er sich über die Gesetzgebung des Parlaments hinwegsetzen kann. Allerdings kommt aus der Duma derzeit ohnehin kein Widerstand, weil die kremltreue Partei Einiges Russland dort eine komfortable Dreiviertelmehrheit hält.

• Die Machtvertikale:

Die Gewaltenteilung unter Putin wird nach Einschätzung von Beobachtern zunehmend ausgehöhlt und Kontrollmöglichkeiten beschnitten. Entscheidend in der sogenannten gelenkten Demokratie ist die Machtvertikale: eine strikte Kommandokette, über die Putin alle Fäden in der Hand hält und direkt bis in die regionalen Verwaltungen, Justiz und Parlament durchgreift.

„Alle Schlüsselpositionen werden über die Kreml-Administration besetzt“, sagt der Russland-Experte Stefan Meister von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Auch wichtige Gerichtsurteile würden direkt aus dem Kreml administriert.

Zuletzt wurde etwa der

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wegen Unterschlagung verurteilt. Eine Kandidatur gegen Putin bei der Präsidentenwahl wurde ihm mit der Begründung verweigert, er sei vorbestraft. „Immer wenn es politisch wird, ist bei der russischen Justiz kein Spielraum mehr“, sagt die Demokratieforscherin Silvia von Steinsdorff von der Humboldt-Universität in Berlin. „Mit dem Präsidenten und der Machtvertikale sollte man sich nicht anlegen.“

• Silowiki

Verlassen kann sich Putin auf seine Seilschaften, die „Silowiki“ (von russisch „sila“ = Macht, Stärke) – loyale Vertreter aus Geheimdienst und Militär, die er zum Teil noch aus seiner Petersburger Zeit als KGB-Offizier und Vize-Bürgermeister kennt.

Viele dieser Vertrauten haben sich inzwischen Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft gesichert. Prominentes Beispiel ist der Ex-Geheimdienstler Igor Setschin, der vom stellvertretenden Leiter der Präsidialverwaltung und Vize-Ministerpräsidenten in den Chefsessel des

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berufen wurde.

• Medien:

Es gibt keine landesweit zu empfangenden Fernsehsender, die staatlich unabhängig sind und regierungskritisch berichten. Die meisten, vor allem älteren Russen beziehen aber den Großteil ihrer Informationen aus dem Fernsehen und bekommen damit oppositionelle Stimmen kaum zu Gehör.

Kritische Medien wie TV Doschd oder Radio Moskwy geraten nach Angaben der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) regelmäßig unter Druck. Zudem müssten Journalisten immer wieder mit Gewalt und gezielten Anschlägen rechnen, die zumeist straffrei blieben.

Präsidentschaftswahl in Russland: Keine Hoffnung auf Veränderung

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    Seit 2000 seien mehr als 30 Reporter im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit getötet worden. Strenge Internetgesetze ermöglichten das Sperren unliebsamer Webseiten. Allerdings gibt es im Internet noch gewisse Nischen, die Oppositionelle wie Nawalny für sich nutzen.

    Er richtet sich etwa regelmäßig über seinen YouTube-Kanal an seine zumeist jüngeren Anhänger. Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit belegt Russland lediglich Platz 148 von 180 und liegt damit unmittelbar vor Tadschikistan und Äthiopien.

    • Amtszeit des Präsidenten:

    Sie wurde per Verfassungsänderung von vier auf sechs Jahre verlängert. Bei Putin folgten auf zwei vierjährigen Amtszeiten seit 2000 ein Ämtertausch mit Ministerpräsident Dmitri Medwedew und eine erste sechsjährige Periode als Präsident ab 2012.

    Wird er am Sonntag wie erwartet wiedergewählt, wäre im Jahr 2024 für den dann 71-Jährigen die Ära im Kreml beendet. Mehr als zwei Amtszeiten in Folge sind nicht zulässig, es sei denn, die Verfassung würde erneut angepasst.