Berlin. Der Islam gehört zu Deutschland – oder nicht? Innenminister Seehofer hat den Streit neu entfacht. Die Debatte tobt schon seit 2010.

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(CSU) hält den Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ für falsch. „Nein. Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt“, sagte Seehofer der „Bild“-Zeitung (Bezahlinhalt). Seehofer heizte damit eine Jahre alte Debatte neu an.

Mit einer Aussage in seiner Rede am 3. Oktober 2010 zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit sorgte der damalige Bundespräsident Christian Wulff für Furore: „Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“

Vor Wulff äußerte sich schon Schäuble zum Islam

Dabei war Wulff gar nicht der erste, der das sagte. Bereits vier Jahre zuvor hatte sich der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble ähnlich geäußert. „Der Islam ist Teil Deutschlands und Europas“, erklärte Schäuble 2006, als in Berlin erstmals die Islamkonferenz zusammenkam. Wortgleich äußerte sich Schäuble im gleichen Jahr in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Doch erst Wulff brachte 2010 die Debatte in Gang. Nicht überall stieß der Präsident auf Zustimmung. Der damalige Innenminister Hans Peter Friedrich (CSU) konterte: „Dass der Islam zu Deutschland gehört ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgendwo belegen lässt.“

Auch Joachim Gauck, Wulffs Nachfolger im Schloss Bellevue, ging auf Distanz zu seinem Vorgänger. „Nein“, er übernehme den Satz nicht, so Gauck im Mai 2012 auf eine entsprechende Frage in der „Zeit“. Und weiter: „Ich hätte einfach gesagt, die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland.“

Kanzlerin Merkel unterstützte Wulff

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kam nicht daran vorbei, zu Wulffs Satz Stellung zu nehmen. Bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Ministerpräsidenten Davutoglu im Januar 2015 antwortete sie auf die Frage einer türkischen Journalistin, ob es für Türken und Moslems in Deutschland Anlass zur Beunruhigung gebe: „Von meiner Seite möchte ich sagen, dass unser früherer Bundespräsident Christian Wulff gesagt hat: ,Der Islam gehört zu Deutschland.’ Das ist so; dieser Meinung bin ich auch.“

Auch Merkels Regierungssprecher Steffen Seibert äußerte sich via Twitter damals eindeutig:

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Merkel stieß mit ihrem Statement ebenfalls auf Skepsis in den eigenen Reihen. Der Vorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak, grenzte sich im „Focus“ von der Feststellung seiner Parteichefin ab: „Die Wurzeln unseres Landes sind von der christlich-jüdischen Tradition geprägt, nicht durch den Islam.“

Schließlich nahm auch Thilo Sarrazin Stellung. Der Ex-SPD-Politiker und Buchautor („Deutschland schafft sich ab“) sagte in den „Ruhrnachrichten“: „Wenn die Kanzlerin der Meinung ist, dass der Islam zu Europas Tradition und Kultur gehört, hat sie nicht Recht.“

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