Damaskus/Berlin. In Ost-Ghuta kämpft das Regime des syrischen Machthabers Bashar al-Assad gegen angebliche Rebellen. Doch zu Schaden kommen Zivilisten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Angriffe auf das syrische Rebellengebiet Ost-Ghuta als „Massaker“ bezeichnet. Sie verurteilte die Kampfhandlungen und hat für mehr Engagement der EU in der Krise plädiert.

Bei Bombardierungen der belagerten Region nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus starben auch am Donnerstag mindestens 36 Zivilisten, mehr als 200 wurden verletzt, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London meldete. Ost-Ghuta erlebt eine der schlimmsten Angriffswellen seit Beginn des Bürgerkriegs vor sieben Jahren. Seit Sonntag wurden dort den Menschenrechtsbeobachtern zufolge rund 370 Zivilisten getötet und fast 1900 verletzt.

Merkel: Regime kämpft gegen eigene Bevölkerung

„Was wir im Augenblick sehen, die schrecklichen Ereignisse in Syrien, der Kampf eines Regimes nicht gegen Terroristen, sondern gegen seine eigene Bevölkerung, die Tötung von Kindern, das Zerstören von Krankenhäusern, all das ist ein Massaker, das es zu verurteilen gilt“, sagte Merkel in ihrer Regierungserklärung vor dem Bundestag. In dieser Situation liege die Aufforderung, „zu versuchen, eine größere Rolle dabei zu spielen, dass wir ein solches Massaker beenden können. Und darum müssen wir uns als Europäer bemühen“.

Dies gelte insbesondere auch für die Verbündeten des syrischen Machthabers Baschar al-Assad, Russland und den Iran, sagte Merkel weiter. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) habe am Morgen bereits mit dem Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Peter Maurer, telefoniert und wolle auch noch mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow sprechen. „Wir müssen alles, was in unserer Kraft steht, tun, damit dieses Massaker ein Ende findet.“

Granaten fallen wohl im Minutentakt

Ein Aktivist aus Ost-Ghuta berichtete der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag, wegen des heftigen Beschusses könnten selbst Rettungshelfer nicht mehr auf die Straße, um Opfern zu helfen. „Dutzende Granaten fallen jede Minute herunter“, sagte Masen al-Schami. Die Eskalation hatte bereits in den vergangenen Tagen weltweit große Besorgnis und Empörung ausgelöst. Am Donnerstag wollte sich auch der UN-Sicherheitsrat mit der Lage in Ost-Ghuta befassen.

Die Region gehört zu den letzten Gebieten des Bürgerkriegslandes, die noch unter der Kontrolle von Rebellen stehen. Dominiert wird die Region von islamistischen Milizen. Sie ist seit 2013 von Regierungstruppen eingeschlossen. Rund 400.000 Menschen sind dort wegen der Blockade fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten.

UN-Vertreter erinnern an Dringlichkeit zu einer Lösung

Helfer berichten von einer dramatischen humanitären Lage. Seit Ende November konnte nur ein Hilfskonvoi das umkämpfte Gebiet erreichen. Ärzte ohne Grenzen (MSF) berichtete, seit Sonntag seien 13 Kliniken angegriffen und zerstört oder beschädigt worden.

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    Am Mittwoch hatten UN-Generalsekretär António Guterres und sein Vorgänger Ban Ki Moon den Sicherheitsrat bei der Sitzung noch einmal auf die Dringlichkeit des Themas hingewiesen. „Das furchtbare Leiden der Zivilbevölkerung in Ost-Ghuta macht mich sehr traurig“, sagte Guterres. „400.000 Menschen leben dort in der Hölle auf Erden.“ Ost-Ghuta könne nicht warten.“ Er fordere alle Beteiligten zu einer sofortigen Einstellung der Gewalt auf, damit humanitäre Hilfe die Bedürftigen erreichen könne, sagte Guterres.

    In Genf kritisierte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, die Gewalt gegen die syrische Rebellenhochburg Ost-Ghuta mit scharfen Worten. „Stoppt die ungeheuerliche Vernichtung in Ost-Ghuta.“ (dpa)