Neuruppin. Jan-Ulrich Weiß von der AfD wird wohl sein Landtagsmandat in Brandenburg abgeben. Grund dafür ist eine Gerichtsurteil wegen Schmuggels.

Der AfD-Politiker Jan-Ulrich Weiß ist im Prozess um

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zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt worden. Zudem wurde ihm mit dem Urteil für drei Jahre das Recht auf öffentliche Ämter abgesprochen worden – eingeschlossen sind Rechte aus Wahlen. Damit muss der 42-Jährige nach Rechtskraft des Urteils sein Landtagsmandat in Brandenburg abgeben.

Weiß habe Anfang 2013 gemeinsam mit einem mitangeklagten Unternehmer den Schmuggel von 2,9 Millionen Zigaretten aus den Niederlanden nach Großbritannien organisiert, sagte die Vorsitzende Richterin Grit Burzer am Freitag in der Urteilsbegründung. Der mitangeklagte 37-Jährige, der im Gegensatz zu Weiß die Tat gestanden hatte, wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten verurteilt.

Die Initiative zu dem Schmuggel sei von dem 37-Jährigen ausgegangen, betonte Burzer. Dann hätten aber beide mit großer krimineller Energie gehandelt.

Steuerhinterziehung in besonders schwerem Fall

Das Gericht ging von Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall aus. Den Schaden für die niederländischen Steuerbehörden bezifferte das Landgericht auf mehr als eine halbe Million Euro. Dieser Betrag werde als Vermögen von den beiden Männern eingezogen, entschieden die Richter.

Mit dem Urteil entsprach die dritte Strafkammer weitgehend dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die für Weiß ein Jahr und zehn Monate und für den Mitangeklagten ein Jahr und fünf Monate Bewährungsstrafen gefordert hatte. Staatsanwältin Martina Baum hatte auch die Aberkennung des Rechts auf öffentliche Ämter gefordert.

„Denn der Angeklagte hat mit seiner Tat gezeigt, dass ihm das Eigenwohl wichtiger ist, als das Allgemeinwohl“, begründete Baum dies in ihrem Plädoyer. Auch Richterin Burzer erklärte in ihrer Urteilsbegründung, Weiß könne nach dieser kriminellen Tat den Landtag nicht mehr repräsentieren.

Verteidigung hatte Freispruch gefordert

Die Verteidigung hatte für Weiß auf Freispruch plädiert. Der 42-Jährige hatte in dem Prozess bestritten, von der Schmuggelware an Bord des Lastwagens gewusst zu haben. Vielmehr habe er für den Mitangeklagten legale Frachten organisiert, sagte er.

Das sind die Gesichter der AfD

Bernd Lucke gründete im Februar 2013 die Alternative für Deutschland. Er wurde ihr erster Vorsitzender und das Gesicht der Partei. Zu Beginn stand vor allem die Kritik am Euro im Mittelpunkt.
Bernd Lucke gründete im Februar 2013 die Alternative für Deutschland. Er wurde ihr erster Vorsitzender und das Gesicht der Partei. Zu Beginn stand vor allem die Kritik am Euro im Mittelpunkt. © Getty Images | Volker Hartmann
Das Zerwürfnis: Im Juli 2015 auf dem AfD-Parteitag in Essen kam es zum Bruch zwischen Parteichef Bernd Lucke und der Co-Vorsitzenden Frauke Petry. Lucke verließ danach die Partei und gründete die neue Partei „Alfa“, die inzwischen Liberal-Konservative Reformer (LKR) heißt. Petry führte seitdem die AfD.
Das Zerwürfnis: Im Juli 2015 auf dem AfD-Parteitag in Essen kam es zum Bruch zwischen Parteichef Bernd Lucke und der Co-Vorsitzenden Frauke Petry. Lucke verließ danach die Partei und gründete die neue Partei „Alfa“, die inzwischen Liberal-Konservative Reformer (LKR) heißt. Petry führte seitdem die AfD. © Getty Images | Volker Hartmann
Bei dem Streit zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry ging es nicht nur um die Macht in der AfD, sondern auch um deren Kurs. Unter Petry verlagerte sich der Schwerpunkt schnell in Richtung Anti-Islam-Partei.
Bei dem Streit zwischen Bernd Lucke und Frauke Petry ging es nicht nur um die Macht in der AfD, sondern auch um deren Kurs. Unter Petry verlagerte sich der Schwerpunkt schnell in Richtung Anti-Islam-Partei. © Getty Images | Volker Hartmann
Alexander Gauland, ein ehemaliger Journalist, steht heute für das national-konservative Gesicht der AfD. Er ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag von Brandenburg.
Alexander Gauland, ein ehemaliger Journalist, steht heute für das national-konservative Gesicht der AfD. Er ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag von Brandenburg. © dpa | Ralf Hirschberger
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke gehört zu den absoluten Hardlinern der AfD. Sein Auftritt bei Günther Jauch in der ARD, als er eine Deutschlandfahne aus der Jacke zog, sorgte für reichlich Schlagzeilen.
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke gehört zu den absoluten Hardlinern der AfD. Sein Auftritt bei Günther Jauch in der ARD, als er eine Deutschlandfahne aus der Jacke zog, sorgte für reichlich Schlagzeilen. © dpa | Martin Schutt
Björn Höcke provozierte mit einer Rede über die „Reproduktionslehre“ in Afrika scharfe Kritik aus den anderen Parteien.
Björn Höcke provozierte mit einer Rede über die „Reproduktionslehre“ in Afrika scharfe Kritik aus den anderen Parteien. © imago stock&people | Stefan Zeitz
Beatrix von Storch sorgte mit bizarren Talkshow-Auftritten im Fernsehen und mit ihrer Wortmeldung zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an der Grenze für Aufregung. Die Europa-Abgeordnete der AfD wurde im April 2016 aus der europaskeptischen EKR-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen.
Beatrix von Storch sorgte mit bizarren Talkshow-Auftritten im Fernsehen und mit ihrer Wortmeldung zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge an der Grenze für Aufregung. Die Europa-Abgeordnete der AfD wurde im April 2016 aus der europaskeptischen EKR-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen. © imago | Müller Stauffenberg
Alice Weidel wurde im April 2017 auf dem AfD-Bundesparteitag in Köln mit 67,7 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin gewählt.
Alice Weidel wurde im April 2017 auf dem AfD-Bundesparteitag in Köln mit 67,7 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin gewählt. © Getty Images | Sascha Schuermann
Sie bildete zusammen mit Alexander Gauland das Spitzenduo der Partei für die Bundestagswahl im September 2017.
Sie bildete zusammen mit Alexander Gauland das Spitzenduo der Partei für die Bundestagswahl im September 2017. © dpa | Rolf Vennenbernd
Siegerpose nach der Bundestagswahl am 24. September: Alexander Gauland und Alice Weidel auf der Wahlparty ihrer Partei in Berlin.
Siegerpose nach der Bundestagswahl am 24. September: Alexander Gauland und Alice Weidel auf der Wahlparty ihrer Partei in Berlin. © dpa | Jens Büttner
Unmittelbar nach der Bundestagswahl gab es einen Paukenschlag: AfD-Vorsitzende Frauke Petry (r.) ...
Unmittelbar nach der Bundestagswahl gab es einen Paukenschlag: AfD-Vorsitzende Frauke Petry (r.) ... © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
... verließ die Pressekonferenz ihrer Partei und kündigte an, nicht der AfD-Fraktion im Bundestag angehören zu wollen. Sie wolle sich als Führungsfigur für einen „konservativen Neuanfang“ positionieren. Nach ihrem Parteiaustritt kündigte Petry an, eine neue Partei zu gründen.
... verließ die Pressekonferenz ihrer Partei und kündigte an, nicht der AfD-Fraktion im Bundestag angehören zu wollen. Sie wolle sich als Führungsfigur für einen „konservativen Neuanfang“ positionieren. Nach ihrem Parteiaustritt kündigte Petry an, eine neue Partei zu gründen. © dpa | Michael Kappeler
Und auch mit Marcus Pretzell verliert die AfD in Nordrhein-Westfalen ihren prominentesten Politiker. Er trat im Oktober 2017 aus der Partei aus.
Und auch mit Marcus Pretzell verliert die AfD in Nordrhein-Westfalen ihren prominentesten Politiker. Er trat im Oktober 2017 aus der Partei aus. © dpa | Federico Gambarini
Die AfD hat rund 20.000 Mitglieder. Bei der Bundestagswahl holte die Partei 12,6 Prozent der Stimmen und stellt nun 94 Abgeordnete . Sie bildet damit die drittgrößte Fraktion im Parlament.
Die AfD hat rund 20.000 Mitglieder. Bei der Bundestagswahl holte die Partei 12,6 Prozent der Stimmen und stellt nun 94 Abgeordnete . Sie bildet damit die drittgrößte Fraktion im Parlament. © Getty Images | Carsten Koall
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Verteidiger Volker Heinz erklärte in seinem Plädoyer, das Geständnis des mitangeklagten Fuhrunternehmers, der Weiß als Mittäter benannt hatte, sei nicht glaubhaft. Der Verteidiger verwies auch darauf, dass das Gericht dem 37-Jährigen nach einer Absprache im Fall eines umfassenden Geständnisses eine Bewährungsstrafe von maximal zwei Jahren in Aussicht gestellt hatte. Heinz kündigte an, eine Revision gegen das Urteil werde „ernsthaft erwogen“.

Landtagsfraktion: Weiß werde in Revision gehen

Dagegen betonte der rechtspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag, Thomas Jung, das Urteil sei noch nicht rechtskräftig. „Jan-Ulrich Weiß wird in Revision gehen“, kündigte Jung an. Die Fraktion werde den Fall erörtern und nach der Fraktionssitzung am Dienstag eine Stellungnahme abgeben.

Der Fahrer des Lastwagens hatte nach den Aussagen von zwei Zollbeamten in den Vernehmungen stets Weiß als Auftraggeber genannt. Als Zeuge vor Gericht berief sich der Fahrer dann aber weitgehend auf Erinnerungslücken. Dies hatte die Staatsanwältin angesichts von dessen präzisen Aussagen in den Vernehmungen als wenig glaubhaft bezeichnet. „Der Fahrer war als Zeuge vor Gericht eine einzige Erinnerungslücke“, sagte Baum. Die Ermittlungen gegen den Fahrer hatte die Staatsanwaltschaft allerdings eingestellt.

Ursprünglich hatte die Behörde zwei Schmuggelfahrten mit insgesamt 5,6 Millionen unversteuerten Zigaretten zur Anklage gebracht. Nach einer Absprache unter den Prozessbeteiligten wurde die Anklage wegen einer ersten Schmuggelfahrt im Januar 2013 aber fallengelassen. Nachweisbar blieb für das Gericht eine Schmuggeltour im März 2013, die von Zöllnern im britischen Hafen Ramsgate gestoppt wurde. (dpa)