Berlin. Mit der Aufregung hatten die Entwickler des „Schulzzug“-Spiels für den SPD-Wahlkampf nicht gerechnet. Sie entschärfen die Handlung nun.

Recep Tayyip Erdoğan, Wladimir Putin, Donald Trump und Frauke Petry können vom „Schulzzug“ nicht mehr überfahren werden: Das Spiel für Computer und Smartphones ist überarbeitet worden, nachdem es empörte Reaktionen gegeben hatte. „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es so eine Wucht von Reaktionen auslöst“, sagte einer der Entwickler unserer Redaktion. Er sagt, dass sie deshalb das Spiel aus eigenem Antrieb überarbeitet haben, „die SPD hat uns nicht dazu drängen müssen“.

In dem Spiel stehen auf drei nebeneinander verlaufenden Gleisen Mauern. Das Spiel soll zeigen, dass sich der „Schulzzug“ von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz auch nicht von „fiesen Populisten mit ihren rückwärtsgewandten, beschränkten und mauerorientierten Ideologien den Weg“ versperren lässt. Doch bislang standen Figuren, die aussehen wie Petry, Erdoğan, Trump und Putin, hinter den Mauern. Spieler konnten Extrapunkte bekommen, wenn sie auf diese Mauern mit den Figuren zu- und sie überfahren. Im Spiel sah das so aus:

CDU-Vize Klöckner nannte Spiel „geschmacklos“

„Wir wollten provozieren“, sagt einer der Entwickler unserer Redaktion. „Wir haben es so entwickelt, dass die Metapher nicht eindeutig war.“ Es sei nachvollziehbar, dass es viele Menschen so auffassten, dass das Überfahren von Menschen belohnt wird. „Das ist falsch, das wollen wir nicht.“ Deshalb sind die Reizfiguren aus dem Spiel entfernt worden, lediglich in der Android-Version tauchten sie am Mittag noch auf. Vielleicht werden sie in anderer Form wieder eingebaut – etwa mit Tränenausbrüchen, wenn ihre Mauern durchbrochen werden.

Unter anderem hatte sich die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner auf Twitter gemeldet. „Menschen in einem Spiel überfahren zu lassen, ist nicht wirklich witzig, geschmacklos.“ Die SPD wurde für das Spiel zur Zielscheibe von Kritik, vereinzelt forderten Nutzer sogar die AfD-Vorsitzende Frauke Petry auf, Strafanzeige zu erstatten.

Spiel war bei Hackathon entstanden

Kritik gab es auch an der SPD-Generalsekretärin Katarina Barley, die das Spiel in der SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus erprobt und unter Jubel von Zuschauern Trump überfahren hatte.

Das Spiel war dort im Rahmen eines „Hackathons“ entstanden, die SPD hatte Entwickler und Designer aufgerufen, binnen 24 Stunden Programme für den Wahlkampf der SPD und für die Demokratie allgemein zu entwickeln. Ein siebenköpfiges Team programmierte das Spiel.

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    Im Impressum des Spiels steht eine GbR, um der Impressumspflicht zu genügen – „Wir wollten es nicht unter unseren Namen veröffentlichen“, heißt es von den Entwicklern. Geld erzielen würden sie damit aber nicht. „Alle Kosten haben wir selbst getragen“, erklärt einer der Beteiligten. „Für uns war das ein lustiges kleines Projekt“, so der Entwickler.

    SPD wollte Spiel nicht übernehmen

    Die SPD habe auch erkennen lassen, dass sie das Spiel nicht unter ihrer Flagge laufen lassen werde. Dabei sei es auch um die Glaubwürdigkeit gegangen, der „Schulz-Hype“ soll offenbar weiter als organisches Netzphänomen erscheinen. Schulz selbst bedankte sich aber immerhin bei den Teilnehmern für die Unterstützung seines Wahlkampfs.